Arnsberg. . Als Fremdsprachenassistent ist der US-Amerikaner Neil Doughty (23) an Arnsberger Gymnasien aktiv und hat die Schüler schon für sich gewonnen.

Man muss schon genau aufpassen, will man den dezenten Akzent aus seinem Reden heraushören. Zu oft hat Neil Doughty schon mit Deutschland und der deutschen Sprache Kontakt gehabt, als dass er sich noch etwas vormachen lassen wollte. Derzeit ist der junge Mann aus Houston, Texas, im Rahmen eines Austauschprogramms in Deutschland unterwegs. An den beiden Gymnasien in Arnsberg haben ihn Schüler und Lehrer gleichermaßen ins Herz geschlossen.

Neil Doughty, Fremdsprachenassistent in einem pädagogischen Austauschprojekt aus Texas, hilft auch bei den Englisch-Hausaufgaben.
Neil Doughty, Fremdsprachenassistent in einem pädagogischen Austauschprojekt aus Texas, hilft auch bei den Englisch-Hausaufgaben. © Frank Albecht

Neil Doughty ist einer von 140 jungen Männern und Frauen, die im Alter von 22 bis 24 Jahren von dem amerikanischen Bundesstaat aus in die Welt geschickt worden sind. Sein geplant einjähriger Aufenthalt in Deutschland wurde in Texas vom pädagogischen Austauschdienst organisiert, ein Programm, das als Stipendium für alle Teilnehmer läuft. Aber – warum gerade Deutschland? „Ich habe an der Highschool Deutsch gelernt und mag die Sprache“, sagt der 23-Jährige. An den Schulen gibt er nun die englische Sprache weiter.

Vormittags begleitet Neil den Englischunterricht am Mariengymnasium als Fremdsprachenassistent, zum Mittag wechselt er die Schule. Am Gymnasium Laurentianum geht er in die Hausaufgabenbetreuung und noch mehr. Der offene Ganztag an der Schule hat Neil für sich entdeckt.

Und das seit Jahren unter der Regie der Schulsozialarbeiterin Ulrike Bohn laufende Projekt „Sonntak“ (Sonntag aller Kulturen) auch. Sonntags gibt es für die neu zugereisten oder einst geflüchteten Menschen verschiedenen Alters hier ein Programm, das Sprache und Integration in die Gesellschaft vorantreibt.

Fußballspielen bei „Sonntak“

Besonders beliebt bei den Jungs aus Syrien und anderen Krisenländern der Erde ist das Fußballspielen sonntags in der Halle. Und da kann Neil seine pädagogischen Fähigkeiten ausspielen. An diesem Sonntag ist das „Training“, das eher ein Austoben ist, gut besucht. Die 15 Teilnehmer drängen auf die Spielfläche, jeder möchte Tore schießen.

Streit um vermeintliche Ungerechtigkeiten und Rempler – für den Texaner kein Grund zur Beunruhigung. Was immer wirkt, sind die glasklaren Ansprachen des Coachs, die von allen akzeptiert werden. Längst schon ist das Fußballspiel beim Sonntak keine reine Jungensache: Auch die Schwestern Daniela (10) und Adriana (12) toben mit um den Ball. „Schade, dass man Neil nicht klonen kann“, lobt Ulrike Bohn seinen Einsatz.

Erfahrungen als Betreuer im Feriencamp

„Es ist schön in Arnsberg“,sagt Neil, „ich liebe es in der Kleinstadt.“ Während andere Schüler des Austauschprogramms nach München oder Berlin wollten, habe er sich bewusst auf etwas Kleineres eingelassen und ist so in Arnsberg gelandet. Für den Kontakt zu Kindern und Jugendlichen ist Neil hier bestens vorbereitet. „An der Universität habe ich ein Grundstudium in Psychologie abgeschlossen“, sagt er.

Aber den Umgang mit Menschen hätten ihm schon seine Eltern beigebracht. Der Vater ist Journalist, die Mutter Sozialarbeiterin. Stark beeinflusst hätten ihn auch die vielen Sommercamps, in denen Neil als Betreuer mit Jungs von acht bis zehn Jahren nicht nur Fußball gespielt hat. „Hier habe ich gelernt, was Geduld heißt“, erinnert sich Neil Doughty.

In Arnsberg genießt er die Aufmerksamkeit, die ihm hier geschenkt wird. „Die Kinder fragen immer“, sagt er. Ob er eine Waffe oder ein Pferd habe, und was er überhaupt von Präsident Trump halte. Neil blinzelt: „Der amerikanische Lebensstil passt nicht zu mir.“ Aber in Amerika gebe es Ideale, und einige von ihnen findet er gut.

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