Hochsauerlandkreis. . Kreispolizeibehörde stellt Kriminalitätsstatistik 2018 vor: Erstmals seit 2015 ist die Anzahl der angezeigten Delikte gestiegen.

Mehr Straftaten als im Jahr zuvor wurden 2018 im Hochsauerlandkreis zur Anzeige gebracht. „Erstmals seit 2015 ist die Anzahl der angezeigten Delikte gestiegen“, wie die Kreispolizeibehörde des Hochsauerlandkreises am Donnerstagvormittag mitgeteilt hat – und zwar um 5,29 Prozent auf 12.908 Fälle.

Der Anstieg sei vor allem bei Körperverletzungen und Betäubungsmittelkriminalität festzustellen, führte Ulrich Steinrücke, stellvertretender Leiter der Direktion Kriminalität, während der Vorstellung der „Polizeilichen Kriminalitätsstatistik 2018“ aus. Ein Phänomen, das Dr. Karl Schneider zuvor unter anderem mit einem „veränderten Anzeigeverhalten“ in der Bevölkerung in Zusammenhang gebracht hatte. „Die Leute bringen viele Straftaten schneller zur Anzeige“, so der Landrat, der in seiner Funktion als Chef der Kreispolizeibehörde während der Pressekonferenz im Mescheder Kreishaus zugegen war. Dr. Schneider appelliert an die Bewohner des HSK, auch weiterhin „aufeinander aufzu­passen“ und bei verdächtigen Beobachtungen unverzüglich die Polizei unter der 110 anzurufen.

Hohe Gesamtaufklärungsquote

Dass es sich lohnt, stellte anschließend Klaus Bunse heraus: Die Gesamtaufklärungsquote konnte erneut gesteigert werden – um 3,69 Prozent – und hat mit 60,73 Prozent den höchsten Wert seit über zehn Jahren erreicht. „Darauf sind wir stolz“, so der Abteilungsleiter Polizei des HSK weiter. Sicher auch das Verdienst der jungen Kollegen, die inzwischen einen personellen Umbruch eingeleitet haben, fügt Polizeidirektor Bunse hinzu. Die Personallage bleibe insgesamt aber unverändert angespannt, wie der Landrat betont, derzeit verfügt die Behörde über 360 Polizeibeamte (ohne Verwaltungsmitarbeiter).

Die Neuein­stellungen des Landes werden jedoch ab 2022 für eine spürbare Entlastung sorgen, ist Dr. Schneider zuversichtlich.

Zahlen und Fakten aus dem HSK

Auf­schluss­reich mit Blick auf die „Kri­mi­na­li­täts­dich­te“ einer Kom­mu­ne ist die „Kri­mi­nal­häu­fig­keits­zahl (KHZ)“. Sie er­leich­tert die ver­gleich­ba­re Dar­stel­lung, denn be­rech­net wird die An­zahl der Straf­ta­ten pro Jahr und 100.000 Ein­woh­ner.

Mit einer KHZ von 4934 liegt der Hoch­sau­er­land­kreis im Jahr 2018 deut­lich unter der KHZ für Nord­rhein-West­fa­len (7159).

Nur bei drei Kom­mu­nen im HSK liegt die KHZ über 5000; in Arns­berg (6641) und Me­sche­de (5072) sowie in Win­ter­berg (6248), wo sich vor allem ein „Tou­ris­mus-Ef­fekt“ (Straf­ta­ten von/an Tou­ris­ten, häufig Diebstahl von Fahrrädern oder Skiern) aus­wirkt.

Während die KHZ in Meschede im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist (2017 lag sie bei 5392), stieg sie in Arnsberg (6243 in 2017) und Winterberg (6065 in 2017) deutlich an.

Als erfreulich wertet Ulrich Steinrücke vor ­allem die in 2018 weiterhin rückläufige Anzahl von Wohnungseinbrüchen. Neben des offenbar geschärften Sicherheitsbewusstseins der Bewohner des HSK habe die strategische Neuausrichtung der Kreispolizeibehörde seit 2015 entscheidend zur erfolgreichen Bekämpfung des Einbruchdiebstahls geführt. Eine „Ermittlungsgruppe Einbruch“ ist in den Wintermonaten dauerhaft im Einsatz. 219 Wohnungseinbrüche wurden 2018 angezeigt, bei mehr als der Hälfte der Fälle (115) blieb es beim Versuch („keine Beute“ – 51,21 Prozent), nicht selten gelangten die Langfinger nicht einmal in das Haus/die Wohnung. Zum Vergleich: 2017 musste in 249 Fällen ermittelt werden (Versuchsanteil 51,4 Prozent) – das bedeutet einen Rückgang um 12,05 Prozent.

Einbruchserie im Raum Arnsberg

Die Einbruchserie im Raum Arnsberg zu Beginn des Jahres 2019 fließt in diese Bilanz allerdings nicht mit ein. Schwerpunkt-Kontrollen im HSK, meist an Autobahnzubringern, trugen auch 2018 zur Eindämmung des Einbruchsdiebstahls bei; und nicht zuletzt wohl die Tatsache, dass 2017 eine Gesetzesno­velle Wohnungseinbruchdiebstahl zum Verbrechen (Mindeststrafe ein Jahr Haft) „aufgewertet“ hat. Gezielte Kontrollen haben auch im Januar 2019 dazu geführt, dass sich die Situation in Arnsberg inzwischen ebenfalls wieder entspannt hat.

Weitere Entwicklungen der ­Kriminalität im ­„Stenogramm“:

Tötungsdelikte

Die Zahl der Tötungsdelikte (vollendet oder versucht) hat sich 2018 im Vergleich zum Vorjahr nicht erhöht, ermittelt wurde in fünf ­Fällen: zwei mit tödlicher Folge in Arnsberg (in Hüsten und Bachum), beim Versuch blieb es in Schmallenberg sowie bei zwei ­Fällen im Raum Marsberg.

Raubdelikte

Einen Anstieg verzeichnet dieser Bereich – von 48 (2017) auf 66 ­Fälle, macht plus 27,30 Prozent.

Gewaltkriminalität

In 507 Fällen wurde 2018 ermittelt (393 waren es 2017, 114 Fälle mehr bedeuten plus 29,01 Prozent), Schwerpunkt waren gefährliche Körperverletzungen (412 Anzeigen, 2017 waren es „nur“ 313).

Diebstahl

Hier stieg die Zahl der angezeigten Delikte um 5,37 Prozent gegenüber dem Vorjahr, gezählt wurden u.a. 2728 „einfache Diebstähle“ – 2520 waren es in 2017, in diesem Bereich stiegen die Fallzahlen sogar um 8,25 Prozent an.

Sexualstraftaten

Hier liegt ein deutlicher Anstieg um 24 auf 180 Fälle vor (plus 15,38 Prozent), Ursache ist u.a. der neue Tatbestand sexuelle Belästigung (§ 184i StGB).

Die Grafik zur Kriminalitätsstatistik HSK 2018
Die Grafik zur Kriminalitätsstatistik HSK 2018 © WP


„Alte Bekannte“

Bei der Ermittlung von Tatverdächtigen (TV) trifft die HSK-Polizei nicht selten „alte Bekannte“: Von 5603 Personen, gegen die 2018 als „TV“ ermittelt wurde, waren 2768 (49,4 Prozent) „aktenkundig“. Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger an der „TV“-Gesamtzahl ist leicht angestiegen, um 1,02 auf 24,72 Prozent.

Im Täterfeld Einbruchdiebstahl stammen die in 2018 ermittelten Täter überwiegend aus Deutschland und nicht, wie in den Jahren zuvor, aus Osteuropa.