Arnsberg. . Ulrich Mönke von der Klinikum-Mitarbeitervertretung setzt sich unter anderem für attraktivere Teilzeit-Beschäftigungen in Krankenhäusern ein.

„Wir müssen möglichst noch in diesem Jahr die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte attraktiver machen, um im nächsten Jahr nicht vor einem akuten Personalproblem in deutschen Krankenhäusern zu stehen“, sagt Ulrich Mönke, der bereits seit Jahrzehnten - auch in leitender Funktion - in der Krankenpflege tätig ist und als Vorsitzender der Gesamt-Mitarbeitervertretung (MAV) des Klinikums Hochsauerland auch die Interessen der Klinikum-Beschäftigten vertritt. Ehrenamtlich engagiert sich Mönke als Vorstandsmitglied des bundesweit tätigen Vereins „Pflege in Bewegung“.

Mehr individuelle Dienstpläne nötig

Der 59-jährige, gelernte Krankenpfleger macht darauf aufmerksam, dass ab dem nächsten Jahr die „Personaluntergrenzen-Verordnung“ des Bundesgesundheitsministeriums für alle Bereiche der Krankenhäuser gilt - und nicht nur für Intensivmedizin, Geriatrie, Kardiologie und Unfallchirurgie, wo sie jetzt schon umgesetzt werden müssen. Das Gesetz schreibt Krankenhäusern Personal-Mindestbesetzungen in Relation zur Patientenzahl und abhängig von Tag- oder Nachtzeit vor. „Wir müssen neue Pflegekräfte einstellen, um diesen Anforderungen gerecht zu werden“, lässt Mönke keinen Zweifel am Handlungsdruck für Krankenhäuser. Doch wie gewinnt man neue Kräfte?

„Arbeitsplätze müssen attraktiver werden“

„Die Arbeitsplätze müssen attraktiver werden. Dies können wir zum Beispiel dadurch erreichen, dass wir stärker als bisher die Pflegearbeit in individuellen Dienstplänen organisieren“, erklärt Mönke. In einem individuellen Dienstplan, die für jede einzelne Pflegekraft einer Station erstellt werde, könne punktgenau auf gewünschte Beschäftigungszeiten der einzelnen Pflegekraft eingegangen werden. „Wir sollten - auch am Klinikum Hochsauerland - verstärkt die Möglichkeit bieten, dass eine Pflegekraft nur vier Stunden am Tag, zum Beispiel von 8 bis 12 Uhr oder von 16 bis 20 Uhr, also unabhängig von den üblichen ganzen Schichtzeiten, arbeiten kann“, sagt Mönke. Durch solche Arbeitszeiten könnten insbesondere Frauen Beruf und Familie besser vereinbaren. Teilzeitangebote mit geringem Stundenumfang seien auch eine gute Möglichkeit, etwas älteren Frauen nach der Familienphase den beruflichen Wiedereinstieg zu erleichtern.

„Wenn Pflegekräfte außerplanmäßig kurzfristig bereitstehen sollen, sollte es jungen Mitarbeitern/innen möglich sein, ihr Kind in eine Notfall-Kita an 365 Tagen im Jahr bis 22 Uhr unterbringen zu können. Eine solche Notfall-Kinderbetreuung muss nicht in eigener Krankenhaus-Trägerschaft organisiert sein, hier wäre auch ein außenstehender privaten Träger möglich“, macht Mönke einen weiteren Vorschlag für bessere Arbeitsbedingungen .

Dezentrales Patientenmanagement

Mönke macht sich auch für stärkeres dezentrales Patientenmanagement auf den Krankenstationen deutscher Hospitäler stark. „Wenn es einen durchterminierten Behandlungsplan für jeden einzelnen Patienten gibt, kann Personal punktgenau eingesetzt werden. In einem solchen Plan muss aber auch ,Luft’ für Personal sein, wenn unvorhersehbare Komplikationen eintreten“, so Mönke.

Insbesondere mit Blick auf die älteren Pflegekräfte fordert Mönke Arbeitsbedingungen, die stärker den Lebensarbeitsphasen gerecht werden. „Muss eine OP-Schwester, die viel stehen muss und der dies eventuell mit zunehmendem Alter schwerer fällt, ihre OP-Arbeit bis zum Ruhestand leisten? Auf freiwilliger Basis sollten altersbedingte Wechsel zwischen den Stationen verstärkt möglich und auch ein Anspruch darauf per Betriebsvereinbarung geregelt sein“, sagt Mönke. Er machte keinen Hehl daraus, dass neue finanzielle Anreize zum Ausüben des Pflegeberufs nötig seien. „Aus dem Soli-Zuschlag sollte ein Demografie-Zuschlag werden, um die bis 2039 in Krankenhäusern und Pflegeheimen fehlenden 200.000 Pflegekräfte einstellen und finanzieren zu können“, so Mönke.

Jahrelanger Kampf um bessere Pflege

Ulrich Mönke sieht in der vom Bundesgesundheitsministerium veranlassten Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung, die Anfang 2019 in Kraft trat, einen Teilerfolg für die jahrelangen Bemühungen um bessere Pflege. Bereits 2014 machte die Aktion „Pflege am Boden“ auf Pflegeunterversorgung in Hospitälern und Pflegeheimen symbolträchtig aufmerksam, als sich Pflegekräfte auf den Boden der Neheimer Fußgängerzone legten.

Aus „Pflege am Boden“ wurde dann 2016 der Verein
„Pflege in Bewegung“. Im Oktober 2018 nahm Vorstandsmitglied Ulrich Mönke an einer öffentlichen Anhörung des Deutschen Bundestags zum Pflegestärkungsgesetz teil. Er gab als Pflege-Experte Auskunft.