Neheim. . Städtische Einrichtung wird jetzt von Susanne Beyer geleitet. Sie ist Nachfolgerin von Rudolf Hillenkamp.
Diplom-Sozialarbeiterin Susanne Beyer, die bereits seit über 30 Jahren für die Stadt Arnsberg tätig ist, leitet seit Anfang dieses Jahres die Suchtberatungsstelle „Wendepunkt“ im Haus „Dicke Hecke 40“ an der Neheimer Ruhrbrücke. Sie ist Nachfolgerin von Rudolf Hillenkamp, der zum Jahresende 2018 in den Ruhestand trat.
Die heutige Wendepunkt-Leiterin war von 1987 bis 2005 in der Jugendhilfe tätig. Dort arbeitete sie im Allgemeinen Sozialen Dienst, in der Erziehungsbeistandsschaft und in der Jugendgerichtshilfe. 2005 wechselte sie ins Jobcenter der Stadt Arnsberg, wo sie bis Ende 2018 Teamleiterin im Fallmanagement für Arbeitslose unter 25 Jahren war. Außerdem war sie Koordinatorin für Maßnahmen, die für Langzeitarbeitslose bestimmt sind.
Beyer: „Für mich persönlich schließt sich ein Kreis“
„Durch die Übernahme der neuen Aufgabe im Wendepunkt schließt sich für mich persönlich ein Kreis“, sagt Susanne Beyer. Denn manchmal war die Arbeit der Jugendhilfe nötig, weil es ein Suchtproblem in Familien gab, und es gab auch Fälle, in denen jungen Leuten keine neue Arbeitstelle vermittelt werden konnte, weil zunächst ein Suchtproblem zu lösen war.
Susanne Beyer kann nun in ihrer neuen Tätigkeit die Problemlösung von der Wurzel aus angehen. Ihre neuen Kollegen kennt sie schon von ihren früheren Tätigkeiten für die Stadt. Denn es gab immer wieder Schnittstellen.
Zur Suchberatungsstelle Wendepunkt gehören drei pädagogische Fachkräfte (inklusive Susanne Beyer) sowie eine Verwaltungsfachkraft. Die Stärke des Wendepunkts erwächst aus seinem Netzwerk. Denn die Suchtberatungsstelle arbeitet eng mit einigen anderen Diensten zusammen. An erster Stelle sei dabei das ambulante Therapie-Angebot der Warsteiner LWL-Klinik im Hause des Wendepunkts genannt. Es gewährleistet Suchtkranken eine ortsnahe ambulante Therapie.
Netzwerk ist von zentraler Bedeutung
Zum Netzwerk, in dem der Wendepunkt eine wichtige Schaltstelle einnimmt, gehören unter anderem auch das Klinikum Hochsauerland, die Angebote der Diakonie und des St.-Georg-Werks für Ambulantes Betreutes Wohnen, der Förderkreis Psychische Gesundheit in Neheim, der psycho-soziale Dienst des HSK-Gesundheitsamtes und nicht zuletzt die unter dem AKIS-Dach zusammengefassten Selbsthilfegruppen, in denen langfristig ein Therapie-Erfolg der Suchtkranken gesichert werden könnte.
In den vergangenen Jahren ist die Anzahl der Suchtkranken, die im Wendepunkt Hilfe suchen, Jahr für Jahr kontinuierlich leicht gestiegen. Im Jahr 2017 wurden insgesamt 466 Personen beraten, davon 311 Männer und 155 Frauen. Altersmäßig war der Beratungsbedarf im Alter zwischen 20 und 40 Jahren am größten. Im Jahr 2017 gehörte jeder zweite Ratsuchende dieser Altersgruppe an. Statistische Zahlen für das Jahr 2018 liegen noch nicht vor. In dem noch jungen Jahr 2019 zeichnet sich bereits eine steigende Nachfrage nach Beratung ab.
Von Alkohol bis Cannabis
Die Art der Sucht verteilt sich auf die Hauptbereiche Alkohol sowie Amphetamine / Synthetische Drogen / Cannabis. Hinzukommen Suchtkranke, die von Medikamenten wie Schmerz-, oder Schaftabletten oder von Beruhigungsmitteln abhängig sind. „Der Wendepunkt ist aber Anlaufpunkt für alle Personen, die ein Suchtproblem mit einer legalen oder illegalen Droge haben. Wir schränken die Art der Droge nicht ein“,betont Susanne Beyer.
Bei der Drogenberatung gibt es aber durchaus auch Entwicklungen hinsichtlich der Suchtproblembereiche. Rückläufig ist die Anzahl der Personen, die wegen Heroin-Konsums beraten werden. Zugenommen hat aber die Spielsucht. „Die leichte Erreichbarkeit des Spiels auf Online-Plattformen hat dazu beigetragen, dass die Fallzahlen zunehmen“, so Susanne Beyer.
Generell ist es der 53-jährigen Diplom-Sozialarbeiterin wichtig, dass weiterhin Ratsuchende einfühlsam und wertschätzend geholfen wird. „Wir genießen in den Städten Arnsberg und Sundern, für die der Wendepunkt zuständig ist, einen guten Ruf“, so Susanne Beyer.
Stärker mit Jobcenter kooperieren
Aufgrund ihrer vorherigen Tätigkeit im Fallmanagement für unter 25-Jährige im Jobcenter könnte sich Susanne Beyer im Falle von Suchtkranken künftig eine noch stärkere Verzahnung der Arbeit zwischen Wendepunkt und Jobcenter vorstellen.
Aktion gegen die Sucht „Medienabhängigkeit“
Das digitale Zeitalter hat die Suchtgefahr „Medienabhängigkeit“ mit sich gebracht. Im Neheimer Wendepunkt häufen sich die Fälle, dass sich Jugendliche von der Nutzung sozialer Medien wie Facebook und Instagram kaum noch frei machen können und sich stets im Handlungszwang sehen. „Eltern reagieren ratlos und kommen mit ihrer Tochter oder mit ihrem Sohn in unsere Beratungsstelle“, berichtet Susanne Beyer.
Mit Blick auf die Suchtgefahr „Medienabhängigkeit“ will die Stadt Arnsberg in diesem Jahr verstärkt vorbeugend tätig werden. Unter dem Titel „Interface Extended“ beteiligt sie sich an einem Projekt, in dem der Arbeitskreis Jugendhilfe / AKJ Hamm (Suchthilfe und Drogenberatung in Hamm) stark eingebunden ist. Es ist unter anderem daran gedacht, in SchulenAufklärungsarbeit hinsichtlich der Gefahr zu starker Mediennutzung zu betreiben.