Arnsberg. Podiumsdiskussion zum Thema Frauenrechte in der „KulturSchmiede“: Blick auf 100 Jahre Frauenwahlrecht.

Der 19. Januar 1919 war ein Tag, der in die Geschichte einging – zum ersten Mal durften Frauen in Deutschland wählen und gewählt werden. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums lud die SPD-Bundestagsfraktion zur Podiumsdiskussion zum Thema „100 Jahre Frauenwahlrecht“ in die Arnsberger Kulturschmiede ein. Die ehemalige Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, die stellvertretende Vorsitzende im SPD Unterbezirk-Hochsauerland Margit Hieronymus und Susanne Willmes von der Frauenberatungsstelle Meschede standen Bürger/-innen zu diesem Themenbereich Rede und Antwort – auf Einladung des heimischen Bundestagsabgeordneten Dirk Wiese.

Langer, beschwerlicher Kampf

Schon das zu Beginn gezeigte Videomaterial macht deutlich, wie hart das weibliche Geschlecht für eine nur annähernde Gleichberechtigung kämpfen musste: „Der Film zeigt, wie lange es gedauert hat, um etwas zu erreichen, was für uns heute selbstverständlich ist“, meint Wiese.

Meilenstein in der Geschichte

Es war ein großer Meilenstein in der Geschichte der Demokratie – vor etwa 100 Jahren, am 12. November 1918, wurde das Wahlrecht in Deutschland reformiert. Auch Frauen erhielten somit endlich das Recht zu wählen.

Am 19. Januar 1919 war es dann soweit: Erstmalig fand die Wahl zur verfassungsgebenden Nationalversammlung unter der Beteiligung von Frauen als Wählerinnen und Gewählte statt. Über 80 Prozent der Frauen gingen damals zur Wahl.

Während der Frauenanteil in der Nationalversammlung damals bei nur 8,7 Prozent lag, ist er inzwischen schon deutlich ­gestiegen.

„Es war ein langer, beschwerlicher Kampf, in dem Frauenrechtlerinnen besonders gegen Vorurteile ankämpfen mussten“, machte Hendricks deutlich. Noch bis in das Jahr 1977 waren Frauen gesetzlich „zur Führung des Haushaltes“ verpflichtet...

Am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Frauenbewegung in Deutschland immer wichtiger. Nachdem bereits einige Erfolge erzielt wurde, führte der Erste Weltkrieg zunächst zu einem Rückfall: „Durch den Nationalsozialismus ging alles von unten wieder los“, so Hendricks. Laut Hendricks zeige die Wahl von Angela Merkel zur Kanzlerin, dass Frauen in der heutigen Zeit zwar die gleichen Rechte hätten, jedoch nicht die gleichen Chancen:

Hälfte der Abgeordneten sollte weiblich sein

„Nicht alle Frauen können das schaffen, da der Frauenanteil in den Parteien immer noch zu gering ist.“ Die ehemalige Umweltministerin fordert, dass die Hälfte der Abgeordneten Frauen sein sollten; es sei es zwingend notwendig, das Wahlrecht entsprechend zu ändern. Themen wie Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen veranschaulichen, dass das Ziel der Gleichberechtigung auch heute längst nicht erreicht ist: „100 Jahre später haben Frauen immer noch nicht die gleichen Chancen – und müssen darum weiter kämpfen“, so Hendricks.

Familie und Karriere

Dass dieser Schritt notwendig ist, zeigte auch die anschließende Podiumsdiskussion. Susanne Willmes knüpfte an die erzielten Erfolge an: „Es ist wichtig, unsere Kinder kämpferisch zu erziehen.“ Außerdem solle es Frauen ermöglicht werden, dass sie nicht zwischen Familie und Karriere entscheiden müssen. Margit Hieronymus ergänzte: „Wir sollten alle solidarisch miteinander umgehen – nicht nur unter Frauen, sondern auch zwischen Männern und Frauen. Nach einem Schlusswort von Dirk Wiese wurde im Foyer der Kulturschmiede noch angeregt weiter diskutiert.