Neheim. . Zurück zu den Wurzeln heißt es für den Neheimer Orthopäden Ulf Schröder. Bei der Europameisterschaft ist er Mannschaftsarzt des Bobteams.
Orthopäde war für Ulf Schröder der Traumberuf. Körper, Knochen, Muskelaufbau - da hat er sich als ehemaliger Leistungssportler immer mehr als andere mit beschäftigt. Inzwischen praktiziert er in Neheim am Markt. Zurück zu den Wurzeln kehrt er jetzt. Für eine Woche reist er als Mannschaftsarzt des deutschen Nationalteams zum Europacup der Bob- und Skeletonfahrer nach Sigulda in Lettland.
Ganz nah am Eiskanal
Dann ist der 45-Jährige wieder ganz nah dran am Geschehen. Ganz nah am Eiskanal, in dem auch er so viele Erfolge gefeiert hat. Eigentlich war Ulf Schröder ja Leichtathlet gewesen, rannte die 100 Meter in 10,78 Sekunden und hielt damit lange den Sauerlandrekord. Mit seiner 4x100m-Staffel des TV Arnsberg unter Trainer Jochen Prause empfahl er sich aber als Anschieber-Crew für den heutigen Bundestrainer René Spies.
„Dann wollte ich aber auch selber Pilot sein“, erzählt Dr.Ulf Schröder. Er besucht die Bobschule, nahm seine Staffelkollegen Christian Lukei, Frank Lohberg, Peter Klosek und David Klute an Bord und raste die Eisrinnen unter der Fahne des BSC Winterberg hinab. Mit Erfolg: 1998 qualifizierte sich der Bob Schröder&Co. für die Junioren-Weltmeisterschaft und landete dort auf Platz sechs.
Urkunden erinnern an Karriere
In der Praxis in Neheim erinnert daran nur wenig. Kein Trophäenschrank, keine sportliche Urkunden dominant ausgestellt - nur ein kleines Foto vom Bob beim Start hängt fast schon versteckt an der Wand seines Behandlungszimmers. 2012 war er in die Gemeinschaftspraxis mit Dr. Federmann eingestiegen.
Auf die Reise nach Lettland freut er sich. „Man ist den ganzen Tag mit den Sportlern unterwegs“, erzählt er, „ich habe offene Sprechzeiten und bin als Arzt für die Athleten der Ansprechpartner vor Ort“. Dr. Ulf Schröder ist durch die Kontakte zu Bundestrainer René Spies in den Pool der Teamärzte gekommen, die nun abwechselnd den Bob- und Skeletontross bei ihren Großereignissen in der Trainings- und Wettkampfwoche begleiten. In der Vorsaison war er schon beim Weltcup in Kanada und bei den Europacups in La Plagne und Sigulda dabei gewesen.
Hoffen auf wenig Arbeit
„Hofffentlich werde ich nicht wirklich gebraucht“, sagt Dr. Ulf Schröder. Er weiß, wie gefährlich der Bobsport sein kann. Bei Unfällen musste er noch nicht tätig werden, wäre dann aber ohnehin eher der medizinische Begleiter bei den Behandlungen vor Ort durch Bahnarzt oder Rettungsdiensten. Und doch brauchen die Athleten einen Arzt für ihre Zipperleins. „Blockaden, Zerrungen und Verspannungen sind häufige Probleme“, erzählt er.
Immerhin wirken auf Bobfahrer immense Kräfte auf Rücken, Wirbel- und Halswirbelsäule. Als Mannschaftsarzt trägt Dr. Ulf Schröder da im medizinischen Team zusammen mit den Physiotherapeuten eine hohe Verantwortung. „Ich müsste einem Athleten, der unbedingt fahren will, auch mal Nein sagen können!“, so der Orthopäde.
Es juckt ein wenig
Das ist nicht anders als in der Praxis zu Hause auch. So hilfreich seine eigene Boberfahrung als Teamarzt ist, so profitiert er auch als Orthopäde mit sportlichem Hintergrund bei der Behandlung von Sportverletzungen. „Deswegen wollte ich ja auch unbedingt Orthopäde werden“, so Schröder.
Jetzt steht er wieder eine Woche lang an der Bobbahn und sieht die aerodynamischen Zigarren auf Kufen durch die spektakulären Kurven flitzen. Und dann juckt es ja doch noch ein wenig. „Ich würde immer noch gerne mal wieder fahren“, gibt er zu. Lieber aber im Bob und nicht mit dem Kopf vorweg auf dem Schlitten . „Skeleton muss ich auch nicht“, sagt er.