Neheim. . Martin Scheid (34) setzt auf die Zukunft des Kinos auch im ländlichen Raum. In die vier Neheimer Säle hat er viel Geld investiert.
Kino hat Tradition in Martin Scheids Familie. Seit fast zehn Jahren betreibt der Eifler nun Apollo und Central in Neheim. Obwohl die Bedingungen in der Branche härter werden, hat der 34-Jährige in die Renovierung der beiden Kinos investiert. Und er plant für 2019 auch im Programm einige Neuerungen.
Was hat sich verändert in Apollo und Central?
Martin Scheid: Wir haben im vergangenen Jahr alle vier Säle neu bestuhlt, die Elektrik erneuert und den Sound verbessert. Es gibt jetzt mehr Beinfreiheit, nummerierte Sitzplätze und auch im Central 1 Podeste, früher waren die Reihen dort ebenerdig. In den beiden großen Sälen können die Zuschauer zwischen Parkett und Loge wählen, und wir haben jetzt auch einige Pärchensitze im Angebot.
Wie viel Geld haben Sie investiert?
Einen mittleren sechsstelligen Betrag.
Wie viel Mut erfordert das mit Blick auf die Zukunft der Branche?
Wir sind das Risiko eingegangen, und ich denke, es war richtig. Die neuen Kinosäle kommen bei den Zuschauern auch gut an.
Wie haben sich deren Ansprüche verändert?
Sie wollen mehr Komfort. Früher ging es den Leuten beim Kinobesuch darum, einen bestimmten Film zu sehen, heute sind auch Technik und Sitzkomfort entscheidend. Der Saal 1 des Apollo hat mich damals begeistert, als ich auf der Suche nach einem Kino zum ersten Mal in Neheim war. Er vermittelt durch seine Größe schon so etwas wie Großstadtgefühl, aber es war jetzt einfach an der Zeit, ihn zu erneuern.
Der große Saal hat nach der Renovierung noch 208 Plätze – wie schwer ist es, ihn zu füllen?
Er war schon ausverkauft für Blockbuster, aber es ist schwer. Dafür ist Neheim dann doch zu klein. Aber insgesamt bin ich mit der Entwicklung der Zuschauerzahlen sehr zufrieden, seit ich hier bin. Wir hatten schon 70.000 Zuschauer in einem Jahr. Vergangenes Jahr sind die Zuschauerzahlen allerdings um ein Drittel zurückgegangen, da haben wir den langen, heißen Sommer stark zu spüren bekommen.
Wie sehr hilft die Erfahrung bei der Einschätzung, welche Filme bei den Zuschauern gefragt sind und wie viel Überraschungseffekt steckt in jedem Wochenprogramm?
Voraussagen kann man gar nichts mehr, es ist wirklich ein Würfelspiel, auf welche Filme man setzt. Früher waren die Namen großer Schauspieler noch so etwas wie ein Garant für gute Zuschauerzahlen, aber auch daran kann man sie nicht mehr unbedingt festmachen. Der einzige Name, bei dem das zuletzt noch zutraf, ist meiner Erfahrung nach Leonardo Di Caprio. Als er im „The Great Gatsby“ spielte, lief zeitgleich auch „Star Trek“. Ich habe den Gatsby unterschätzt und mehr auf Star Trek gesetzt – das würde ich nicht mehr machen. In den bald zehn Jahren, in denen ich in Neheim bin, sind „Fack ju Göhte“ und Harry Potter am besten gelaufen. Gefragt sind hier meist vor allem Komödien und Familienfilme, aber auch für Horrorfilme haben wir ein Publikum.
Wie groß ist die Konkurrenz durch Anbieter wie Netflix, Amazon, Sky und Co?
Es ist schon eine große Konkurrenz. Meinen Vater stimmt das manchmal pessimistisch, aber ich sage immer: Wir haben Videos und Dvds überlebt und wir werden auch Netflix überleben. Das Kinoerlebnis ist eben doch immer noch etwas anderes.
Was gehört für Sie zu einem perfekten Kinobesuch?
Meine bessere Hälfte, Nachos und eine große Cola Zero. (lacht) Bei einigen Filmen auch die Freunde.
Auf welche Filme dürfen die Neheimer Zuschauer in nächster Zeit gespannt sein?
Mit „König der Löwen“ und „Dumbo“ kommen zwei Disney-Klassiker als Real-Verfilmung in die Kinos, außerdem starten „Star Wars“, „Pets 2“ und „Monsieur Claude und seine Töchter 2“. Wir wollen verstärkt auch Events anbieten wie zum Beispiel Kino mit Brunch oder Ladies-Abende. Was ich wieder etablieren möchte, ist eine Filmkunstreihe – und mir schwebt für den Herbst auch vor, öfter Reisefilme zu zeigen.
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