Herdringen/Schmallenberg. . Anfang der 1960er-Jahre blühte die Kinos im HSK auf. Zwei Cineasten aus dem Sauerland über die Faszination von Filmen damals und heute.
Mit ihnen verbinden sich Träume: Wer die Namen von Schauspielern wie Pierre Brice, Peter Alexander und Joachim Fuchsberger hört, denkt an idyllische Bergdörfer, schaurige Schlösser und die Weiten der Prärie. In den 1960er-Jahren kamen die ersten Straßenfeger auf die Leinwand, nie danach strömten so viele Besucher in die Lichtspielhäuser der Bundesrepublik, als in Zeiten von Edgar Wallace und Winnetou.
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Die Serie „Unsere Jahrzehnte“ blickt bis Mitte Februar jeden Donnerstag und Montag auf die 50er bis 80er-Jahre im Hochsauerlandkreis.
Insgesamt 14 Geschichten aus der Region erzählen aus der Zeit zwischen der Gründung der Bundesrepublik 1949 und der Wende 1989.
Welche Straßenfeger der 60er haben sie oder ihre Eltern geliebt? Welche Anekdoten aus den Kinos kennen Sie? Schicken Sie Fotos und Erinnerungen per Email an: m.krombusch@funkemedien.de
Weitere Geschichten sowie alle Serienteile, die bisher erschienen sind, finden Sie im Internet unter wp.de/40jahre.
Auch im Hochsauerlandkreis fanden die Filme begeisterte Anhänger. Zwei Cineasten aus Neheim und Schmallenberg blicken auf das Kino einst und heute.
Strenge Alterskontrollen
Gerne erinnert sich Dieter Steinberg zurück an die Filme von früher. Dank seiner Mutter, die häufig im Apollo Kino in Neheim putzte, konnte der 65-Jährige als Kind regelmäßig die neuen Streifen schauen. „Eigentlich durfte ich noch nicht in den Saal – damals wurde noch streng auf die Altersfreigabe geachtet“, so Steinberg. „Ich war aber zum Glück ziemlich groß für mein Alter.“
Zahlreiche Filme hat er in den 1960ern gesehen – von Komödien wie „Im weißen Rössl“ bis zu den Aufklärungsfilmen von Oswald Kolle. „Weil in einem der Filme eine Geburt gezeigt wurde, sind die Männer bei der Uraufführung reihenweise aus dem Kino gelaufen. Denen war schlecht, denn sowas hatte man noch nie gesehen.“
Mit dem Film „Der Schwarze Abt“ aus der Edgar-Wallace-Reihe verbindet der Filmliebhaber derweil eine ganz besondere Begegnung: Anfang der 1960er tummelten sich mehrere bekannte Schauspieler am Jagdschloss Herdringen. Die Außenfassade diente damals als Kulisse für das Schloss im Film. „Wir wohnten hinter dem Hotel, wo die Schauspieler übernachtet haben“, erinnert sich der Neheimer zurück.
Einmal habe er vor dem Hotel Dieter Borsche getroffen – und der schenkte ihm ein Stück Schokolade. Borsche spielte in den Edgar-Wallace-Filmen mehrfach den Bösewicht.
„Über solche Filme würden die Leute heute lachen. Aber damals war das einfach Kult.“
Knapp 60 Jahre Tradition
Szenenwechsel: Die Eventlocation „Habbels“ in Schmallenberg. Besitzer Rolf Kaspari steht im Eingangsbereich, vor ihm ein knapp 70 Jahre alter Filmprojektor. „Als Lichtquelle dienten anfangs Kohlestäbe.“, erläutert Kaspari die Technik. „Die Stäbe wurden heiß gemacht, so dass sie stark leuchteten. In den 60ern kam dann die Weiterentwicklung mit Xenon-Licht und Gaszündung.“ Obwohl der 36-Jährige diese Zeit nicht erlebt hat, kennt er sich aus: Sein mittlerweile verstorbener Großvater hat im „Habbels“ um 1950 ein Lichtspielhaus aufgebaut. „Donnerstags war Kinotag, da liefen abends die neuen Filme an“, weiß Kaspari aus Erzählungen der Familie. Die Kiste mit den neuen Filmrollen wurde erst wenige Stunden vorher angeliefert und kamen häufig nicht rechtzeitig an. „Ab 14 Uhr wurde Opa nervös.“
In Zeiten von Streaming-Portalen und einem scheinbar endlosen Angebot an immer verfügbaren Filmen, klingen so manche Erzählungen von früher wie von einem anderen Planeten: So erinnert sich Anja Maile, die Schwester von Rolf Kaspari, noch gut, wie rar die Werke von Walt Disney waren. "Die hatten zum Beispiel das Dschungelbuch aufgeführt - und danach war der Film acht Jahre im Lager. In diesem Zeitraum war der Streifen nicht zu bekommen.", so Maile. "Erst danach wurde der Film wieder neu aufgeführt". Später, als die Videokassetten aufkamen, seien die Zyklen schließlich immer kürzer geworden. Übrigens ist "Das Dschungelbuch" nicht zuletzt wegen dieser Strategie bis heute der erfolgreichste Kinofilm in Deutschland - mit insgesamt mehr als 27 Millionen Kinozuschauern.
Kinosaal ist heute Eventlocation
Bis 2006 ratterten regelmäßig Filmbänder durch den nostalgischen Filmprojektor im Lichtspielhaus Schmallenberg. Rolf Kaspari half als Filmvorführer mit, legte die Rollen ein und klebte schnell die Bänder zusammen, wenn wieder mal ein Film bei der Vorführung gerissen war. „Währenddessen hörte man von draußen Lacher aus dem Publikum.“
Heute ist der alte Filmprojektor ein Museumsstück. Aus dem ehemaligen Kinosaal ist ein Schauplatz für Kulturveranstaltungen und Partys geworden. Allein mit Filmvorführungen lasse sich heute kein einzelner Kinosaal mehr finanzieren. „Wenn ein Film ins Kino kommt, gibt es den Streifen nach wenigen Monaten zu kaufen – in perfekter Bild- und Tonqualität.“