Arnsberg. . Fusion von Thalia und Mayersche ist für Buchhändler in Alt-Arnsberg kein Thema. Für das eigene Geschäft setzen sie auf verschiedene Strategien

Ein Riese dehnt sich aus: Die Fusion mit den Mayerschen Buchhandlungen würde die Marktmacht von Thalia weiter vergrößern. Zu den bisherigen 300 Filialen kämen dann 55 weitere dazu. Schon jetzt ist der Konzern mit 950 Millionen Euro Buchumsatz die zweitgrößte Buchhandelskette Deutschlands.

Laut Thalia-Mehrheitsgesellschafter Manuel Herder sei die Fusion auch ein Aufbruch „für die innerstädtische Lesekultur.“ Aber wie blicken lokale Buchhändler aus Arnsberg auf den erstarkten Konkurrenten? Und mit welchen Strategien gehen sie in die Zukunft? Ein Stimmungsbild.

Keine Schockstarre

In der Buchhandlung von Sonja Vieth sorgte die Meldung über die Fusion nicht für Schockstarre. Im Gegenteil: Die Buchhändlerin blickt mit Gelassenheit auf die Konkurrenz. „Ich denke nicht, dass wir hier Auswirkungen spüren – weder positiv, noch negativ“, sagt Vieth, die den Buchladen in Arnsberg vor zwei Jahren übernommen hat.

Aktuell habe sie das Gefühl, dass viele Arnsberger zunehmend bewusster einkaufen und die lokalen Geschäfte unterstützen, statt große Handelsketten und das Onlinegeschäft zu befeuern. „Das ist sicher von Standort zu Standort unterschiedlich, aber hier empfinde ich das im Moment schon so.“

Nicht zuletzt deshalb legt sie in ihrem Laden den Fokus auf eine individuelle Note. Viele ihrer Kunden schätzten besonders die Ruhe und den persönlichen Kontakt in den kleinen Buchhandlungen vor Ort. „Zum Teil kommen die Kunden deshalb auch von außerhalb“.

Mit dem Weihnachtsgeschäft sei sie dementsprechend zufrieden. „Ob das auch in einem Jahr noch so bleibt, wird sich zeigen“. Obwohl der Großteil ihrer Kunden noch direkt ins Geschäft kommt, ist Sonja Vieth auch im Internet mit einem Onlineshop präsent. Zusätzlich nutze sie soziale Netzwerke wie Facebook und Instagram, um auf die Buchhandlung aufmerksam zu machen. „Ich halte das schon für wichtig. Man muss ja seine Bücher nicht immer nur bei Amazon kaufen.“

Fusion nicht das Problem

Seit 13 Jahren ist Christoph Volmert als Buchhändler aktiv und leitet ein Geschäft in Arnsberg. Wenn er auf die Fusion von Thalia und Mayersche angesprochen wird, zuckt er mit den Achseln. „Das ist mir ziemlich egal, denn das eigentliche Problem liegt woanders“.

So beobachte er, wie Streaming-Portale zunehmend die Zeit rauben, die früher für das Lesen genutzt wurde. „Heute werden Serien über Netflix und Amazon Prime geguckt, das ersetzt so manches Buch“, sagt Volmert.

Zwar könne man versuchen, unter den Regeln des Internetzeitalters mitzuspielen, aber „ich habe für mich entschieden, den Trends nicht hinterherzulaufen.“ Er bietet keinen Onlineshop an und setzt stattdessen auf die Vorzüge des klassischen Buchhandels. „Wir haben viele Stammkunden, die Leute nutzen den Laden als Treffpunkt. Ich sehe positiv in die Zukunft“.

Außerdem verschließt er sich nicht generell gegen das Internetzeitalters. So bietet Volmert in seiner Buchhandlung inzwischen auch E-Books zum Kauf an. Die Datei mit dem digitalen Buch wird per Email verschickt. Seine Kunden nutzten diese Möglichkeit mittlerweile häufig. „Nur mit dem Kindle von Amazon klappt das nicht. Auf diesem Gerät müssen die Besitzer das Bücherangebot von Amazon nutzen.“