Arnsberg. . Die Tatsache, dass vielen Familien eine kirchliche Bindung fehlt, macht sich bemerkbar, wenn Organisatoren Kinder für Sternsinger-Aktion suchen.

„Es wird zunehmend schwieriger, ausreichend Kinder für die Sternsinger-Aktion zu finden“, berichtet Annette Lex, die zusammen mit Jörg Finkeldei auf Bergheim die Sternsinger-Aktion organisiert. Im Neheimer Gemeindebezirk St. Michael müssen sich die vier bis fünf Sängergruppen, die von Bettina Schumacher und Ulla Trompeter zusammengestellt werden, schon sputen, um möglichst vielen Familien den Sternsinger-Segen zu überbringen.

Mangelnde Unterstützung durch die Eltern

Eine Ursache für die eher geringe Resonanz auf Aufrufe zur Teilnahme sieht Annette Lex darin, dass manchmal Kinder nicht ausreichend Unterstützung von ihren Eltern bekommen. „Dies hängt natürlich auch mit der gesellschaftlichen Entwicklung zusammen, dass die kirchliche Bindung vieler Eltern nachgelassen hat“, sagt Annette Lex.

Damit in St. Joseph Bergheim ausreichend Sternsingergruppen losgeschickt werden können, greifen die Organisatoren schon seit einigen Jahren auf Dreiergruppen mit Erwachsenen zurück. „Wir haben diesmal acht Erwachsenengruppen und sechs Kindergruppen im Einsatz“, berichtet Annette Lex.

Wunsch: Sternsinger in Erstkommunionvorbereitung

Die Bergheimer Sternsinger ziehen von Haus zu Haus am heutigen Samstag (5. Januar) ab 13 Uhr und am morgigen Sonntag, 6. Januar (im Anschluss an die Messe um 9.30 Uhr mit Aussendung der Sternsinger). Um mehr Kinder für die Sternsinger-Aktion zu gewinnen, würde sich Annette Lex wünschen, dass das Werben für die Sternsinger-Aktion auch stärker in die Erstkommunion-Vorbereitung einfließen könnte. „Denn es könnten durchaus auch Kinder - noch vor der Erstkommunion - beim Sternsingen mitmachen“, meint Annette Lex.

In der Praxis sieht dies allerdings oft anders aus. Oftmals erfolgt der Einstieg erst ab Messdiener-Alter. „In St. Michael sind etwa 80 Prozent der Sternsinger jüngere und schon etwas ältere Messdiener“, berichtet Bettina Schumacher. In St. Michael sind an diesem Wochenende 15 Kinder im Alter von 9 bis 15 Jahren als Caspar, Melchior und Balthasar unterwegs. Sie kleben den Segensspruch „Christus mansionem benedicat“ („Christus segne dieses Haus“) - in Kurzform für das Jahr 2019: „20*C+M+B+19“ - an viele Hauseingangstüren. Den Segen überbringen sie in bunten Gewändern und tragen Stern und Weihrauch bei sich.

Zwei Tage unterwegs

Die Sternsinger aus St. Michael ziehen am heutigen Samstag, 5. Januar, sowie am morgigen Sonntag, 6. Januar, jeweils von 10 Uhr bis zur Dunkelheit (gegen etwa 17 Uhr) durch die Straßen.Mittags können sich die Kinder bei einer warmen Mahlzeit im Anton-Schwede-Haus stärken und aufwärmen. Auf Bergheim werden die Sternsinger im Pfarrheim versorgt. Zu den Akteuren, die von Haus zu haus ziehen, gehört auch Bettina Schumachers Sohn Jannik.

Schon lange dabei

Der 15- Jährige macht bei der Sternsinger-Aktion schon seit etwa fünf bis sechs Jahren mit, seitdem er Messdiener ist. Heute begleitet er die noch etwas kleineren Kinder, hilft zum Beispiel beim Entzünden von Weihrauch und gibt der Gruppe durch seine Anwesenheit natürlich auch eine gewisse Sicherheit, weil er sich im Bezirk gut auskennt und darauf achtet, dass Häuser nicht übersehen werden . Der 15-jährige Schüler macht aus persönlicher Überzeugung und Freude an der Sache mit. „Wir haben einen Film über behinderte Kinder in Peru gesehen, denen die von uns gesammelten Spenden zugute kommen. Da helfe ich gern mit“,sagt Jannik Schumacher. Am Samstag begleitet er eine Gruppe mit kleineren Kindern und am Sonntag zieht er - zusammen mit zwei Freunden - selbst als Sternsinger los. „In der Regel werden wir an den Haustüren freundlich empfangen. „Doch sonntags kommt es schon mal vor, dass Leute noch schlafen, wenn wir klingeln“, schmunzelt er.

Nachfolgend ein Kommentar von Martin Haselhorst

Halloween-Betteltour statt Sternsingerei

Nix kommt nicht von ungefähr. Wenn jetzt zunehmend Probleme bei der Aufstellung der Sternsingerteams in den heimischen Gemeinden auftreten, ist das leider keine Überraschung: Die Kirchen werden leerer. Die Zahl der Familien, die ihren Kindern die Teilnahme am Gemeindeleben als selbstverständlich näherbringen, geht folglich auch zurück, weil die erste auch im Sauerland stärker kirchenferne Generation jetzt im Elternalter ist. Da wundert es nicht, dass längst mehr Kinder an Halloween nach dem Motto „Süßes oder Saures“ einem gruselig verfälschten importierten Bettel-Brauch folgen als sich für den global-karitativen Sternsingerdienst als Spenden sammelnde Weihnachtsbotschafter zu melden.

Klar: Weder Kinder noch Eltern sind zur Sternsingerei verpflichtet. Wer nicht will, der will eben nicht. Es sind neben dem gesellschaftlichen Wandel ja auch hausgemachte Probleme, die dazu führten, dass Kirche auf Familien eben nicht mehr den breiten Zugriff wie noch früher hat. Das ist bitter für die gut meinenden engagierten Kräfte in den Gemeinden. Sie führen zuweilen einen Kampf gegen Windmühlen.

Wir alle sind schnell dabei, die Kirche pauschal schlecht zu reden und mit ihr (vielleicht sogar ungewollt) auch die Gemeinde und Gemeinschaft in ihr. Wir entfremden uns von Kirche - und verlieren die guten Traditionen. Schade drum.

Apropos: Halloween bleiben bei mir die Türen aus Prinzip zu. Auf den Besuch der Sternsinger freue ich mich umso mehr.