Arnsberg. . Ein Weinachtsgeschenk genau zur rechten Zeit, denn Teile des tragenden Gebälks des Langhausdaches der Propsteikirche sind marode.
Ein sehr willkommenes Weihnachtsgeschenk: Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) fördert die Dachinstandsetzung des Langhauses der Propsteikirche mit 80.000 Euro.
Den „Weihnachtsengel“ spielte der für das Sauerland zuständige Kurator der DSD, Rolf Klostermann, der die frohe Botschaft Propst Hubertus Böttcher und Dr. Ing. Bettina Heine-Hippler, die das Projekt Wedinghausen für den Landschaftsverband Westfalen-Lippe denkmalpflegerisch betreut, überbrachte. Möglich gemacht wurde diese Finanzspritze unter anderem durch die Lotterie Glücksspirale.
Zahn der Jahrhunderte verschont Propsteikirche nicht
Der Zahn der Jahrhunderte hat auch die Propsteikirche nicht verschont. Daher muss das komplette Dach umfassend saniert werden - besonders das tragende Gebälk.
Diese Dachsanierung, erläutert Dr. Heine-Hippler, habe man aufgrund des umfassenden Arbeitsvolumens in drei Abschnitte unterteilt: Chor, Langhaus und Turm.
Plötzlich erkanntes Problem erfordert Handeln
Insgesamt werden dafür rund 500.000 Euro investiert. „Und das ist für uns als Kirchengemeinde nicht allein zu stemmen,“ macht Hubertus Böttcher deutlich.
Während die Restaurierung des Chordachs bereits abgeschlossen ist, geht es jetzt an das Dach des Langhauses. Und dafür kommt die satte Zuwendung der Stiftung Denkmalschutz gerade recht. Denn überraschend ist ein erst jetzt entdecktes Problem aufgetaucht:
Teile der alten Eichenbalken von „Würfelbruch“ befallen
„Die alten Eichenbalken im Traufbereich liegen seit langer Zeit praktisch im Schutt,“ so die Expertin aus Münster. Denn im Lauf der langen Jahre habe sich im Traufbereich eine bis zu 30 Zentimeter dicke Sedimentschicht gebildet, durch die auch Feuchtigkeit in das sonst absolut widerstandsfähige Eichengebälk eindringen konnte.
Die Folge: An diesem tragenden Gebälk ist es zum sogenannten „Würfelbruch“ gekommen. „Dadurch wird das Holz mürbe wie Papier.“ Was Bettina Heine-Hippler auch sofort an einem Teilstück hoch oben unter dem Langhausdach eindrucksvoll demonstriert.
Die Rettung des Gebälks ist sehr kostenintensiv
Öffentliche Führungen durch die Dachkonstruktion
Teile der Propsteikirche gehen auf den ersten romanischen Kirchenbau aus der Zeit unmittelbar nach der Klostergründung Wedinghausen um 1170 zurück.
Die erste Kirche entstand in Form einer Basilika mit niedrigen Seitenschiffen, hohem Mittelschiff und Querschiff. Dieser Bau wurde durch einen Brand um 1210 zerstört.
Wiederaufbau und die Vergrößerung zu einer gotischen Hallenkirche erfolgten in mehreren Bauabschnitten.
Der Dachstuhl soll durch Führungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Denn dem Projekt Wedinghausen wird auch eine große touristische Bedeutung zugemessen.
Die historische Dachkonstruktion soll zudem in dem geplanten digitalen Museum „Kloster Wedinghausen“ anschaulich präsentiert werden.
Als dieses Problem plötzlich offenbar wurde, mussten die bereits am Langhausdach arbeitenden Dachdecker, sagt Propst Hubertus Böttcher, sofort die Baustelle verlassen. „Alles andere wäre nicht zu verantworten gewesen..“
Damit steht man nun vor der kostenträchtigen Aufgabe, möglichst viel des alten, bis zu tausend Jahre alten Gebälks zu retten und auch Teile zu ersetzen.
Sonst eine Ruine
Würde das nämlich nicht gemacht, sind sich Heine-Hippler und Propst Böttcher einig, hätte das Kirchengebäude keine Zukunft mehr gehabt, wäre langfristig zu einer Ruine geworden. „Doch nun wollen wir die Dachkonstruktion so sanieren,“ so Böttcher, „dass es für viele weitere Jahrhunderte reicht.“
„Diese Kirche ist eine Kathedrale der Holzbaukunst“
Und das aus gutem Grund. „Denn diese Kirche ist eine Kathedrale der Holzbaukunst und damit von extrem hoher historischer Bedeutung,“ weiß Dr. Bettina Heine-Hippler. „Ein solch mittelalterlicher Dachstuhl ist in Westfalen nur sehr, sehr selten zu finden.“
Alle Dacharbeiten sollen 2020 abgeschlossen sein.