Neheim/Hochsauerlandkreis. . Über 200 Rettungskräfte versorgen am Samstag etwa 30 Verletzte im Neheimer Freibad. Der HSK zieht ein positives Fazit dieser Übung.

Wegen des schönen Wetters am Samstag öffnet der Förderverein spontan das Neheimer Freibad – zahlreiche „Wasserratten“ nutzen die Gelegenheit zum herbstlichen Badevergnügen – doch dann passiert es:

Chlorgas – das in Schwimmbädern aus Hygienegründen dem Wasser beigemengt wird – tritt aus, und ein Gefahren-Szenario ein.

RUD – Realistische Unfall-Darstellung

Und zwar eines, das den herbei eilenden Rettern alles abverlangt – obwohl es sich „nur“ um eine Übung handelt – groß angelegt und unter Federführung des Hochsauerlandkreises. Als die zahlreichen Einsatzkräfte – u.a. aus Reihen der Feuerwehr und des Rettungsdien­stes – auf dem Freibadgelände eintreffen, ist es früher Nachmittag – und von Übungscharakter kaum etwas zu spüren: Rund 30 Verletzte – von den Auswirkungen des austretenden Gases unterschiedlich stark betroffen – warten auf Erstversorgung. Das „RUD-Team (Realistische Unfall-Darstellung)“ aus Reihen der Rotkreuzler und Malteser sorgt für Gänsehaut-Feeling...

Angehende Notärzte zur Verstärkung

Verstärkt wurden die Retter während der Übung von angehenden Notärzten, die derzeit Kursusteilnehmer bei der AIM – Arbeitsgemeinschaft Intensivmedizin e.V. – in ­Neheim sind.

Chlor wirkt stark ätzend auf feuchte Haut, Augen und obere Atemwege; führt zu Reizungen, Husten, Schmerzen in der Brust und Atembeschwerden.

Allerdings nicht bei Feuerwehrleuten, Ärzten und Sanitätern, die sofort beherzt zur Tat schreiten. Den Anfang machen zwei ­Gruppen der Arnsberger Wehr, die den „Erstangriff zur Menschen­rettung“ starten. Bei einem solchen „Massenanfall von Verletzten (MANV)“ – wie der Fachmann sagt – kein einfaches Unterfangen.

Parallel werden zügig Vorbereitungen zur Dekontamination der Opfer getroffen. Alle Beteiligten – im Einsatz sind insgesamt fast 200 Rettungskräfte, teils auch aus NRW-Einheiten – arbeiten abgeklärt und Hand in Hand. HSK­Rettungsdienst, Malteser-Hilfsdienst und Deutsches Rotes Kreuz übernehmen den sanitätstechnischen Part – sichten die Verletzten, führen erste Versorgungsmaßnahmen durch und leiten den Abtransport der ­Opfer ein.

Rot, gelb und grün

Der leitende Notarzt wacht über diese Maßnahmen, die teils im vom Technischen Hilfswerk eingerichteten Bereit­stellungsraum abgewickelt werden. Je nach Schwere ihrer Verletzungen werden die vergifteten Badegäste in die Kategorien rot (schwerstverletzt), gelb (schwer verletzt) und grün (leicht verletzt) aufgeteilt. Wer schnellstens in eine Spezialklinik oder in ein umliegendes Krankenhaus eingeliefert werden muss, wird zuvor „notdekontaminiert“ – um eine Kontaminationsverschleppung aus dem Freibad in die Rettungswagen und Krankenhäuser zu vermeiden. Sechs Personen werden dieser Kategorie zugeordnet – und in Windeseile ins Hospital gebracht.

Positives Fazit

Nach gut zwei Stunden ist die Lage unter Kontrolle, kann die Einsatzleitung Übungsende ausrufen – und Bilanz ziehen. Vor Ort waren die zuständige Fachbereichsleiterin der Kreisverwaltung, Anja Menne, Kreisbrandmeister Bernd Krause und sein Stellvertreter Werner Franke. Franke, der die Übung ausgearbeitet hatte, und der als Einsatzleiter tätige Neheimer Löschzugführer Sascha Ricke zogen ein insgesamt positives Fazit: Festgestellte Pro­bleme in der Kommunikation zwischen den einzelnen Abschnitten müssten nun im weiteren Übungsbetrieb aufgearbeitet werden. „Ohne Mampf kein Kampf“ hieß es früher bei der Bundeswehr – das gilt auch bei der Feuerwehr: Nach Verstauen des umfangreich eingesetzten Materials konnten die rund 200 Übungsteilnehmer noch eine kräftige Mahlzeit einnehmen – zubereitet von der Betreuungsgruppe des Malteser Hilfsdienstes.

Übung am Sorpesee muss ausfallen

Bereits am Samstagvormittag stand am Sorpesee übrigens eine weitere Übung unter Federführung des HSK auf dem Programm, ebenfalls mit „Verstärkungskomponenten“ aus Landesverbänden. Geübt werden sollte dabei der Wassertransport über große Entfernungen. Angesichts der jüngsten Waldbrände im Raum Sundern (wir berichteten) ein ebenso realistisches wie lohnendes Übungsszenario – doch diese Übung musste aus­fallen, denn ein Ernstfall trat ein: Die „Verstärkungskomponenten“ waren im Realeinsatz bei einem Wasserrohrbruch in Kreuztal.