Neheim/Neuss. . Der NRW-Jugendkulturpreis geht an künstlerische Auseinandersetzung mit Schicksal der bei der Möhnekatastrophe 1943 getöteten Zwangsarbeiterin.
Das von 17 jungen Menschen aus Arnsberg vom St. Ursula-Gymnasium und der Künstlerin Astrid Breuer umgesetzte Kunstprojekt zum Schicksal der bei der Möhnekatastrophe vor 75 Jahren getöteten Zwangsarbeiterinnen wurde jetzt in Neuss mit dem nordrhein-westfälischen Jugendkulturpreis ausgezeichnet.
In dem Projekt hatten sich 17 Schüler künstlerisch mit dem Leben und Tod von 17 Opfern des Schreckenstages im Jahr 1943 auseinandergesetzt. In der Folge der Bombardierung der Möhnestaumauer durch britische Bomber ertranken rund 700 Zwangsarbeiterinnen in ihren Baracken auf den Neheimer Möhnewiesen. Die Jugendlichen hatten Patenschaften für jeweils ein Opfer übernommen. Anhand eines Originalbildes der Frauen vom Passbild ist ein jeweils individuelles Portrait der Opfer entstanden, das durch die Bearbeitung der Schülerinnen und Schüler eine jeweils eindrucksvolle Aussage bekommen hat. Dazu haben die jungen Künstler einen Brief an die Frau aus ihrem Patenprojekt geschrieben, in dem sie die von ihnen gewählte Art der Darstellung erklären. Beide Bilder hingen in der Ausstellung im Neheimer Kunstwerk nebeneinander und wurden zum Teil noch durch eine Büste der Opfer ergänzt. Der persönliche Brief an die Frauen, zusammen mit den jeweils unterschiedlich verarbeiteten Porträtbildern der Opfer, zeigt die Facetten der Beschäftigung mit dem Thema auch inhaltlich.
226 Bewerbungen aus 70 Kommunen
Der NRW-Jugendkulturpreis wird seit 1990 alle zwei Jahre vergeben in der Kategorien Jugend und Kinder vergeben.
Insgesamt gab es 226 Bewerbungen aus 70 Kommunen für den Preis 2018. 17 000 Euro Preisgeld wurden ausgeschüttet.
In der Neusser Stadthalle präsentierten Simon Heller, Leonie Nöhmke, Leon Carvalho, Ida Eickel und Lara Otto ganztägig ihr Kunstprojekt, ehe dann die Preisvergabe anstand. „Wir waren alle überrascht“, sagt die Neheimer Künstlerin Astrid Breuer. Erst kurz vor Bewerbungsende hatte Kirsten Minkel vom Kulturbüro der Stadt Arnsberg das Möhneopfer-Projekt eingereicht. Ihr gilt ebenso der Dank der nun ausgezeichneten Künstler wie Petra Schmitz-Hermes von der Bürgerstiftung Arnsberg, die das Vorhaben von Beginn an unterstützt hatte. Ohnehin wirkten in den zwei Jahren von der Idee bis zur Ausstellung im Mai dieses Jahres viele helfenden Hände zusammen - insbesondere im „Kunstwerk“ in Neheim. „Dieser Preis gehört auch dem Kunstwerk als starkes Netzwerk“, so Astrid Breuer.
Die Jurybegründung für den NRW-Jugendkulturpreis spricht von „einer eindrucksvollen Aufarbeitung lokaler Geschichte mit einer außerordentlich hohen ästethischen Qualität“. Die Jury würdigte den Mut der jungen Künstler, sich mit dem bislang anonymisiert behandelten Thema auseinanderzusetzen und den Opfern ein Gesicht und somit Würde zu geben.
„Dieser Preis ist die Belohnung für all die Mühen“, sagt Astrid Breuer. Die 51-jährige freut sich nicht nur über ihren ersten richtigen Kunstpreis, sondern vor allem über die Anerkennung der Arbeit ihrer jungen künstlerischen Begleiter. „Sie sind ja alle in ihrer Freizeit und nicht als Schulverpflichtung in das Atelier gekommen“, so Breuer.
Der Wanderpokal aus Holz soll nun auch in Arnsberg auf Wanderschaft gehen - ins Kunstwerk, in die Bezirksregierung und auch in das St. Ursula-Gymnasium Neheim. Die 3000 Euro Preisgeld sollen in ein neues Kunstprojekt mit jungen Menschen fließen.