Arnsberg. . Stefan Schulz absolviert eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker bei der Firma Gebro Herwig. Der 26-jährige Oeventroper wirbt für Handwerksberufe.
Im Keller des Gymnasiums Laurentianum arbeitet Stefan Schulz an der neuen Heizungsanlage – an diesem Sommertag hat er einen der kühleren Arbeitsplätze erwischt. Der 26-Jährige ist Auszubildender zum Anlagenmechaniker bei Gebro Herwig. Im dritten Lehrjahr ist er bereits mit eigenem Werkzeugkoffer unterwegs und arbeitet allein an den neuen Leitungen – Obermonteur Andreas Scheich ist aber immer in der Nähe und überprüft die Leitungen später.
Raum für Selbstständigkeit
„Am Anfang der Ausbildung schaut man den Gesellen eher zu, gerade im letzten halben Jahr sollte man aber verstärkt selbstständig arbeiten, nach der Ausbildung muss man es ja schließlich auch können“, sagt Schulz. Dem pflichtet Betriebsleiter Thomas Reiter bei – er legt viel Wert auf die Selbstständigkeit seiner Auszubildenden. Und um die zu erlangen, müsse man den jungen Leuten eben auch etwas zutrauen, sagt er.
Nominiert als Ausbildungsbetrieb des Jahres
Gebro Herwig ist von der Handwerkskammer Südwestfalen für die Auszeichnung
„Ausbildungsbetrieb des Jahres 2018“ nominiert worden.
Die Jury begründete ihre Wahl unter anderem damit, dass die Auszubildenden persönlich betreut werden – jeder bekommt einen Monteur als Paten zur Seite gestellt – und dass die Azubis nach der Berufsschule im betrieb in Lerngruppen arbeiten.
Seit 2010 hat Gebro Herwig bereits 41 junge Menschen ausgebildet, jeder Vierte von ihnen erzielte eine Bestnote.
Betriebsleiter Thomas Reiter ist es außerdem wichtig, auch jungen Menschen eine Chance zu geben, die nicht mit idealen Zugangsvoraussetzungen beginnen.
Seine Erfahrung zeige, dass es sich im Großteil der Fälle lohne.
„Wenn sie so weit sind, bekommen sie auch einen eigenen Werkzeugkoffer gestellt, damit sie nicht bei jedem Handgriff einen Kollegen darum bitten müssen, seins leihen zu dürfen.“ Stefan Schulz ist mittlerweile überzeugt davon, dass er die richtige Ausbildung gewählt hat. Nach dem Hauptschulabschluss hatte der Oeventroper auf dem zweiten Bildungsweg seine mittlere Reife am Sauerlandkolleg erlangt. In welche Richtung er beruflich gehen möchte, war ihm damals aber noch nicht klar.
So gehe es vielen jungen Leuten, sagt Reiter aus Erfahrung. „Ich empfehle Eltern von 15-, 16-Jährigen immer, sie in einen Ferienjob zu schicken, um herauszufinden, was ihnen liegt“, sagt er.
Für Stefan Schulz kamen verschiedene Berufe in Industrie und Handwerk in Frage. Dass er sich für das Handwerk entschieden hat, war die richtige Wahl, da ist er sich heute sicher. „Der Alltag ist sehr abwechslungsreich, man hat ständig neue Arbeitsplätze und muss auch kreativ werden, eigene Lösungsansätze finden“, sagt der Oeventroper. Was tatsächlich auf ihn zukommt und wie vielfältig die Arbeit ist, das habe er sich vorher nicht wirklich vorstellen können.
Aufstiegsmöglichkeiten
„Handwerksberufe werden in erheblichem Maße unterschätzt“, meint auch Reiter. Fachkräfte seien gefragt wie nie. Sieben neue Auszubildende stellt Gebro Herwig allein diesen Sommer ein, gebrauchen könnte der Betrieb noch weitere. Und man habe durch Weiterbildungen und Zusatzqualifikationen auch die Chance, innerhalb weniger Jahre zur Führungskraft aufzusteigen.
Das kann sich auch Stefan Schulz vorstellen, erst einmal muss er aber seine Ausbildung erfolgreich beenden., damit er sich Anlagenmechaniker für Umwelttechnik nennen darf. Ihren Schwerpunkt wählen die Auszubildenden im zweiten Lehrjahr.
„Ich habe mich für die Umwelttechnik entschieden, weil es einfach zukunftsträchtig ist“, sagt er. „Erneuerbare Energien sind ja stark nachgefragt.“ In diesem Bereich will er nach seiner Ausbildung weiterhin für Gebro Herwig arbeiten. Die Firma bietet allen Auszubildenden auch einen Anstellungsvertrag.