Arnsberg. . Als neue Vorsitzende der Arnsberger Frauen Union will Christina Reuther mehr Frauen dazu ermutigen, sich in der Politik einzubringen.
Wenn es nach Christina Reuther geht, wird das Geschlechterverhältnis im Stadtrat in Zukunft deutlich ausgeglichener sein als aktuell. Die 35-jährige Anwältin ist alleinerziehende Mutter ist neue Vorsitzende der Frauen Union und will auch anderen jungen Frauen verstärkt die Gelegenheit bieten, sich in die politischen Diskussionen vor Ort einzubringen.
Warum braucht es eine eigene Frauen Union?
Christina Reuther: Weil es einfach wichtig ist, dass Frauen in der Politik mitreden. Ihre Sichtweise ist eben oft eine andere.
Würden Sie sich selbst als Feministin bezeichnen?
Nein. Ich finde der Begriff hat immer einen etwas negativen Touch, er klingt so nach Pauken und Trompeten. Ich versuche es eher auf diplomatischem Wege. Es kommt also wohl auf die Definition von Feminismus an, ob ich mich damit identifizieren würde.
Warum haben Sie sich für die CDU entschieden?
Die CDU ist bei uns in der Familie immer schon vertreten gewesen. Ich bin zwar auch mit der SPD in Kontakt gekommen, aber die Werte der CDU haben mir eher zugesagt.
Welche konkret?
Die christlichen Werte. Mit denen bin ich aufgewachsen und ich gehe auch mit meinen Kindern in die Kirche, das ist mir sehr wichtig.
Was sollte sich in der Lokalpolitik in Sachen Gleichberechtigung noch ändern?
Zum Beispiel sollte man bei der Neubesetzung von Posten über den Tellerrand schauen und auch qualifizierte Frauen in Betracht ziehen anstatt schon im Vorhinein einen Mann auszusuchen. Es geht gar nicht um eine Quotenregelung, sondern einfach darum, dass alle qualifizierten Personen in Frage kommen. Die CDU stellt sich gerade neu auf und im Herbst stehen Wahlen zum Stadtverbandsvorstand an – das wäre ein guter Anfang. Der Großteil der Sitze im Arnsberger Rat ist aber zum Beispiel mit Männern besetzt, da braucht es mehr Frauen. Es ist sowohl ein Appell an die Männer – öffnet den Frauen die Türen –, als auch an die Frauen – traut euch auch und geht durch, es ist alles zu schaffen. Das Geklüngel unter den Männern muss mal aufhören.
Welche Erfahrung haben Sie auf Ihrem Weg bisher gemacht?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Frauen immer etwas mehr arbeiten müssen, um dasselbe zu erreichen wie Männer. Egal, ob es bei der Arbeit oder in der Politik ist.
Sie sind alleinerziehend mit zwei kleinen Kindern, als Anwältin tätig und nun auch Vorsitzende der Frauen Union. Empfinden Sie die gesellschaftlichen Strukturen als unterstützend oder behindernd?
Man kann das alles unter einen Hut bekommen, aber es ist schon schwierig. Die Betreuung in den Kitas könnte flexibler werden. Man müsste den Personalschlüssel so verändern, dass die Öffnungszeiten erweitert werden können. Was machen zum Beispiel Eltern, die im Schichtdienst tätig sind? Insgesamt sollte man es jungen Müttern einfacher machen, wieder in den Job einzusteigen. Da sind auch die Arbeitgeber gefragt, flexible Lösungen zu schaffen.
Was wollen Sie als Vorsitzende der Frauen Union bewegen?
Wir wollen uns weiter verjüngen. Der Altersdurchschnitt liegt immer noch bei über 50 Jahren. Das wollen wir zum Anlass nehmen, verstärkt jüngere Frauen und Mütter anzusprechen, zum Beispiel indem wir für Treffen Orte und Zeiten vereinbaren, die familienfreundlich sind, damit es Müttern überhaupt möglich ist teilzunehmen.
In der Kanzlei arbeiten Sie mit Margit Hieronymus zusammen, die bei der Landtagswahl für die SPD kandidiert hat – spielt die Politik eine Rolle in der Kanzlei?
Nein, gar nicht. Es zeigt eher, dass man tolerant miteinander umgehen kann. Ob zwei Platzhirsche das so könnten, weiß ich nicht. (lacht) Das ist dann eben wieder die andere Sichtweise der Frauen.