Arnsberg. . Er war einer der großen Vorkämpfer der deutschen Sozialdemokratie. Doch in seiner Geburtsstadt ist er eher vergessen.

Er war eine der prägend­sten Gestalten der frühen Sozialdemokratie in Westfalen: der Arnsberger Wilhelm Hasenclever. Doch dessen Geburtshaus im Mühlenviertel - Mühlenstraße 11 - bietet für die SPD eher einen unerfreulichen Anblick.

Ein Anblick, der der großen historischen Bedeutung Hasenclevers nicht gerecht werde. Vielmehr halten es seine politischen Nachfahren für angemessen, den Zustand des Gebäudes nachhaltig zu verbessern.

Erinnerung an einen Kämpfer für Demokratie erhalten

Was auch der Bezirksausschuss für durchaus so empfindet. „Denn schließlich gilt es,“ sagt Ausschussmitglied Jens Hahnwald (SPD), „die Erinnerung an einen wichtigen Kämpfer für Arbeiterrechte und Demokratie und einen großen Sohn der Stadt Arnsberg wach zu halten.“ Das Problem dabei:

1992 nach Prozess aus der Denkmalliste gestrichen

Das verputzte Fachwerkhaus stehe zwar unter der Nummer 252 im Verzeichnis des zu schützenden Kulturgutes, doch es sei leider nach dem Eintrag in die Denkmalliste 1988 - zum 150. Geburtstag Hasenclevers - vier Jahre später aus dieser wieder gestrichen worden. Der damalige Eigentümer hatte dies per Gerichtsprozess erwirkt.

„Der SPD-Ortsverein Arnsberg hat zwar vor einigen Jahren noch, aber leider vergeblich, den Versuch unternommen, das Gebäude erneut unter Denkmalschutz stellen zu lassen.“

SPD zeigt sich besorgt

Dazu sei jedoch zunächst einmal der Eigentümer gefragt. Selbst die Stadt habe da keine Handhabe. Auch einer Intervention beim Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) sei kein Erfolg beschieden gewesen.

Zum 150. Geburtstag Hasenclevers brachte die SPD eine Gedenktafel an dem Gebäude an.
Zum 150. Geburtstag Hasenclevers brachte die SPD eine Gedenktafel an dem Gebäude an. © Wolfgang Becker

Nun treibt die SPD die Sorge um, das Haus könne irgendwann in unansehnlicher Bedeutungslosigkeit versinken bzw. ganz verschwinden - und damit auch das Gedenken an Wilhelm Hasenclever.

Hoffnungsschimmer

Denn es sei wohl nicht damit zu rechnen, dass das Bauwerk wieder unter Denkmalschutz gestellt werde. Zumindest nicht in absehbarer Zeit.

Allerdings, erklärt Hahnwald, sehe man noch einen Hoffnungsschimmer im „Integrierten Handlungskonzept Altstadt Arnsberg“. „Weil damit auch das gesamte Mühlenviertel in den Fokus des Interesses gelangt.“

„Wir bekamen das Haus als Zubrot mit dazu“

Damit liegt nun zunächst für Jens Hahnwald das weitere Schicksal des Hauses Mühlenstraße 11 in der Hand des Eigentümers. Und das ist jetzt die „Feldmann GmbH & Co. KG“ mit Sitz in Neheim. Ein Unternehmen, das seit über 40 Jahren Immobilienprojekte entwickelt und verwaltet.

Wohnhaus, Lohmühle und Gewerbebetrieb

Das Haus Mühlenstraße 11 wurde in den 1820er Jahren von Lohgerber Johann Christoph Hasenclever errichtet. Es wurde als Wohnhaus, Lohmühle und Gewerbebetrieb genutzt.

Dem Gebäude kommt auch eine bauhistorische Bedeutung zu.

Eine Einschätzung des Gebäudes 1988 von Dr. Thomas Spohn, damals wissenschaftlicher Referent im Referat Inventarisation der Denkmalpflege des LWL, kommt zu dem Schluss, dass es „aufgrund des guten Erhaltungszustandes ein wichtiges Zeugnis für die Bau- und Wohnweise in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts“ darstelle.

Ein Vorschlag der SPD, die neue Brücke am Bahnhof nach Hasenclever zu benennen, kam nicht an, da kein Bezug zwischen Person und Brückenbauwerk besteht.

„Als wir damals die alte Papierfabrik erworben haben,“ sagt Josef Feldmann, „bekamen wir praktisch das Hasenclever-Haus als Zubrot mit dazu.“

Keine Sanierungsabsicht

Doch das Kerngeschäft des Unternehmens seien nicht Sanierung und Vermietung, sondern vielmehr Wasserkraftwerke, Stromerzeugung und auch Hallenvermietung.

„Daher haben wir auch nicht die Absicht,“ so Feldmann weiter, „das Objekt zu sanieren. Und nur ein Neuanstrich macht aufgrund des Zustandes keinen Sinn.“

„Vielleicht hat jemand eine interessante Nutzungsidee“

Man habe zwar vor einiger Zeit eine Sanierung geprüft, doch dann davon Abstand genommen. „Weil es sich für uns wirtschaftlich nicht darstellen lässt.“

Die „Feldmann GmbH & Co. KG“ sei aber bereit, Haus und Grundstück zu einem vernünftigen Preis zu verkaufen. Da lasse man mit sich reden. „Vielleicht hat ja jemand eine interessante Nutzungsidee für das Objekt.“