Bruchhausen. Johannes Sommer wünscht sich, dass sich politische Jugendorganisationen in Schule vorstellen und für Mitgestaltung begeistern.

Der 16-jährige Bruchhausener Johannes Sommer absolvierte kürzlich ein zweiwöchiges Praktikum im Bundestag in Berlin. Die Tage in der Hauptstadt veränderten die Einstellung des Zehntklässlers des Gymnasiums Laurentianum in Arnsberg zur Politik.

Frage: Was hat Sie zu einem Praktikum im Bundestag motiviert?

Johannes Sommer: Da ich häufiger mit meinen Eltern in Berlin bin, kam die Idee, mich für eine Praktikumsstelle im Bundestag zu bewerben. So habe ich gegoogelt und dabei festgestellt, dass der Bundestag Praktikumsstellen anbietet. Ich habe gehofft, in einem Praktikum einen näheren Einblick in den politischen Alltag und die Arbeitsabläufe der Parlamentsverwaltung zu bekommen. Vor Ort habe ich hier die Initiativen der Parteien mitverfolgen können. Und ein zweiwöchiger Aufenthalt in Berlin ist auch eine ganz schöne Sache!

Johannes Sommer traf in Berlin auch den Müscheder MdB Carlo Cronenberg
Johannes Sommer traf in Berlin auch den Müscheder MdB Carlo Cronenberg © privat

Wie haben Sie sich beworben und das Praktikum organisiert?

Die Vorgaben für meine Bewerbung habe ich dem Internetauftritt der Bundestagsverwaltung entnommen. Dann folgten noch zwei Interviews per Skype. In den zwei Wochen meines Praktikums haben mich meine Eltern begleitet. Unsere Wohnung dort war nur 20 Minuten vom Bundestag entfernt.

Was hat Sie in der Praktikumszeit am meisten beeindruckt oder auch überrascht?

Beeindruckt haben mich einige Personen, wie zum Beispiel Dr. Wolfgang Schäuble, der viel Humor und klare Vorstellungen hat. Oder auch Cem Özdemir, der sehr nett war und sich Zeit genommen hat. Durch die Interviews, die ich allein mit den heimischen Abgeordneten Carlo Cronenberg, Dr. Patrick Sensburg und Dirk Wiese führte, habe ich auch einen Einblick in deren Arbeitstag bekommen. Ich war überrascht, in wie viele Aufgabenfelder sie sich einarbeiten und sich letztlich darüber auch eine Meinung bilden müssen. Überrascht haben mich einige Diskussionen im Parlament. Gegenseitige Beschimpfungen oder ein Hereinreden der Abgeordneten kamen häufiger vor. Ich habe immer gedacht, dass man im Bundestag respektvoller miteinander umgeht.

So bewerbe ich mich für das Praktikum in Berlin

Die Verwaltung des Deutschen Bundestages bietet Betreuungskapazität Praktikumsplätze für Schüler sowie Studierende an, die ein vorgeschriebenes Pflichtpraktikum zu absolvieren haben.

Im Rahmen der Praktika werden Einblicke in die Arbeitsabläufe der Parlamentsverwaltung ermöglicht und Erfahrungen im Verwaltungsalltag vermittelt.

Es gibt keine Bewerbungsstichtage. Die Bewerbungen sollten aber möglichst zwölf Monate vor dem angestrebten Praktikumsbeginn bei der Verwaltung des Bundestages eingehen. Die Praktikumsplätze für das Jahr 2018 sind schon vergeben.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.bundestag.de/service/stellenangebote/ausbildung/praktikum/244778

Hat die Zeit in Berlin Ihre Einstellung zur Politik verändert?

Ja. Ich habe eingesehen, dass es nicht nur schwarz und weiß gibt, sondern dass man eben auch Kompromisse machen muss. Durch die Gespräche mit einzelnen Abgeordneten habe ich mitbekommen, dass es manchmal sehr schwierig ist, eigene Ideen durchzusetzen und alles in einem Gesamtzusammenhang zu sehen ist. Irgendwie habe ich richtig Spaß an den verschiedensten Themen bekommen und lese seitdem bewusster die Zeitung. Ich weiß allerdings noch nicht so genau, ob ich mich in Zukunft politisch engagieren möchte.

Interessieren Sie sich auch für lokalpolitische Themen?

Hier interessiere ich mich für die Schulpolitik. Ich habe mit Interesse die Diskussion über die Rückkehr zu G 9 verfolgt. Ich persönlich finde es gut, dass man jetzt an den Arnsberger Gymnasien zu G9 zurückgehen will. Ich glaube, so hat man mehr Zeit um sich intensiver mit einigen Themen zu beschäftigen. Interessant waren ja auch jetzt die Wahlen zum Arnsberger Bürgermeister. Ich durfte da ja auch das erste Mal wählen.

Was muss Politik Ihrer Einschätzung nach machen, damit sich junge Menschen mehr einbringen?

Ich finde, Jugendorganisationen der politischen Parteien sollten sich in den Schulen vorstellen und dann zum Mitmachen einladen. Ich habe gemerkt, wenn man direkt mit Politik in Berührung kommt, dann entwickelt man auch selber Ideen, die man umsetzen möchte. Vor meinem Praktikum habe ich immer gedacht, Politik ist weit weg, das stimmt aber gar nicht. Kürzlich habe ich noch in der Zeitung gelesen, dass Herr Klaus Kaiser interessierte Jugendliche in der Landeshauptstadt Düsseldorf zum nächsten Jugend-Landtag Nordrhein-Westfalen einlädt. Jugendliche aus ganz NRW im Alter zwischen 16 bis 20 Jahren können dann im Parlament drei Tage lang die Abgeordneten vertreten. So etwas finde ich klasse.