Arnsberg. . Umarex-Seniorchef Wulf-Heinz Pflaumer steht für eine bodenständig aufgestiegene Unternehmergeneration mit Handwerker-Ausbildung.

Sein Gesicht steht wie kein anderes für das Unternehmen. Umarex ist das Lebenswerk von Wulf-Heinz Pflaumer. Zwar hat Sohn Eyck längst die aktive Geschäftsführung des weltweit agierenden Waffenherstellers aus Arnsberg mit in den Händen, doch strahlt der Seniorchef nach wie vor im und über dem zum Konzern ausgewachsenen Familienbetrieb.

Gelernter Büchsenmacher

Wulf-Heinz Pflaumer ist seit 1972 Geschäftsführender Gesellschafter der Arnsberger Unternehmensgruppe Umarex.

Geboren ist der heute 74-jährige Unternehmer in Schwäbisch-Gmünd. Seit 1972 lebt er in Arnsberg.

Nach der Volksschule in Schwäbisch-Gmünd (bis 1957) absolvierte er eine Ausbildung als Messerschmied in Waiblingen (bis 1960). Bis 1964 besuchte er die Höhere Technische Lehranstalt für Waffentechnik in Ferlach/Österreich. 1965 legte er in Wien seine Meisterprüfung als Büchsenmacher ab. Als Waffenkaufmann arbeitete er in Köln, Nürnberg und Frankfurt bei verschiedenen Firmen (bis 1972).

Wulf-Heinz Pflaumer ist ­verheiratet und hat zwei ­erwachsene Kinder.

Der 74-Jährige erzählt sprichwörtlich Unternehmens- und Wirtschaftsgeschichte vom Erfolg eines bodenständigen Schwaben im Sauerland in einer Branche, die sich gesellschaftlich immer mit Vorbehalten konfrontiert sieht.

Wulf-Heinz Pflaumer spricht aber selbstbewusst von „seinem Handwerk“. Der gelernte Büchsenmacher ist stolz auf seinen Beruf, seinen Werdegang und die Entwicklung des Unternehmens.

Seit 1972 ist das Unternehmen in Arnsberg. Pflaumer kommt aus einer schwäbisch-fleißigen Familie, die Handwerkstradition vorlebte. In ein gemachtes Firmennest setzte er sich nicht. Er arbeitete sich von der Pike auf hoch. „Ich bin Nichtakademiker“, sagt er – und das nicht ohne Stolz, „ich bin der Handwerker mit mittlerer Reife aus der Generation, die sich über den zweiten Bildungsweg nach oben gearbeitet hat“. Hochgearbeitet zu einem weltweit geschätzten Unternehmer.

Viele Lehren aus dem Handwerk

Dass das so ist, sieht Pflaumer auch als einen der Bausteine zum Erfolg seines unternehmerischen Handelns. „Wenn ich durch eine Fabrik gehe, beachte ich das Detail“, sagt er, „wer als Lehrling gearbeitet hat, weiß, was da in der Fertigung passiert“. Immer hat sein Betrieb auch gerne Realschüler als Mitarbeiter gesucht: „Aus dem Handwerk habe ich gelernt, dass der Charakter und nicht allein der Bildungsstand entscheidet“.

Pflaumer sieht sich als Idealist

Das ist Pflaumers Bodenständigkeit, die er nicht nur wegen seines immer noch hörbaren schwäbischen Dialektes auch in seinem großen, imposanten Büro am Umarex-Sitz auf Bergheim bei Neheim ausstrahlt. Der Mann ist freundlich, hat Ecken und Kanten und redet Klartext vor seiner großen Waffenvitrine im Büro. Von seinem einstigen Traumberuf als Kriegsjournalist, der „im Sekundentakt die richtigen Entscheidungen treffen muss“ und seiner Grundhaltung. „Ich bin zu 110 Prozent ein Liberaler“, sagt er, ­„Extremismus akzeptiere ich nicht“. Von sich selbst spricht Wulf-Heinz Pflaumer als „Idealist“.

Als er 1972 nach Arnsberg kam, Geschäftsführer und kurze Zeit später Gesellschafter der neuen Firma UMA wurde, war sein Blick noch ­allein auf das Unternehmen konzentriert. „Dann kam die Besinnung“, erzählt Pflaumer heute, „ich habe gemerkt, dass man an einem Ort nur sesshaft wird, wenn man sich sozial einbringt.“ Die Liste ist lang: Engagement beim SC Neheim, bei der IHK, im Industrie- und Handelsclub Südwestfalen, in Berufs- und Branchenverbänden, für den internationalen Schießsport und als Förderer für berufliche Ausbildung oder auch die Kirchenglocke. Auch Gründungsmitglied der Bürgerstiftung Arnsberg war Pflaumer im Jahr 2007. Zahlreiche Ehrungen – national und international – stehen dafür zu Buche. Im Jahr 2000 erhielt Pflaumer das Bundesverdienstkreuz am Bande. Auch Engagement ist eine Konsequenz ­seiner Biografie. „In unserer Handwerkerfamilie waren wir mitten in der Stadt und mit allen vernetzt“, erzählt Pflaumer aus seiner Jugend. Das fehlte ihm in Arnsberg früh – und deshalb machte er sich auf den Weg. „Und wenn ich einmal irgendwo dabei bin, beginne ich auch gerne, zumindest im Hintergrund, mit zu gestalten“. Für ihn ist klar: „Dieses Engagement musst du als Unternehmer bringen!“

Eyck Pflaumer
Eyck Pflaumer © Ted Jones

Es macht Wulf-Heinz Pflaumer stolz, auch seinen Sohn Eyck engagiert in der Stadt zu sehen. „Er macht das anders, weniger in Vereinen, doch geht auch er einen engagierten Weg“, so der Vater.

„Arnsberg ist jetzt meine Heimat“

Pflaumer ist Umarex, Umarex ist Arnsberg. „Diese Stadt ist jetzt meine Heimat“, sagt der Seniorchef. Arnsberg bedeutet ihm sehr viel, ohne dass er seine Herkunft vergisst. „Die Menschen in Baden-Württemberg und im Sauerland sind sich vom Charakter her ja sogar ­ähnlich“, sagt Pflaumer, „und vielerorts sieht es ja sogar aus wie dort, wo ich groß geworden bin.“

„Mister Umarex“ zieht sich mehr und mehr aus der aktiven Rolle im Unternehmen zurück, wirkt aber strategisch weiter mit. „Jetzt lerne ich, loszulassen“, sagt er. Etwas, was er früher nie konnte. „Abschalten ging nicht“, räumt er heute ein.

Die Familie sei da zu oft zu kurz gekommen. „Einer meiner größten Fehler“, sagt er.

Viele Fehler im Unternehmen kann er nicht gemacht haben. ­Umarex nahm viele Höhen und Tiefen, investiert jetzt bald auch groß in ein Lager in Voßwinkel am Standort Arnsberg. Die „Nicht-Stabilität unseres Geschäfts“, zusammen­brechende Märkte und Schwankungen in der Branche hätten ihn immer schlecht schlafen lassen. Weil er ­immer wusste, das hinter allen Entwicklungen auch Einzelschicksale stehen. „In guten Zeiten vor die Mitarbeiter zu treten, ist einfach“, sagt er, „aber einem Familienvater kündigen zu müssen, ist das Schlimmste“. Diese Schritte, auch daraus macht Wulf-Heinz Pflaumer keinen Hehl, musste er manchmal gehen: „Da musst du manchmal handeln, damit nicht ­alles verloren geht“

Der Mann weiß nach einem langen Unternehmerleben, wovon er spricht. Er hat was zu erzählen.