Arnsberg. . Der Wein darf auch verkostet werden. Auch darauf dürfen sich die Besucher der Ausstellung im „Schlossfenster“ freuen.
- Eröffnung am 13. August
- Weinberg-Idee im Glockenturm geboren
- Kinder entwerfen Etiketten
Um das Wichtigste vorweg zu schreiben: Er mundet ausgezeichnet, der im historischen Arnsberger Weinberg mit viel Herzblut angebaute und gekelterte Tropfen.
Von dieser Gaumenfreude können sich nun alle Interessierten einmal selbst überzeugen, wenn der Altstadtverein ab kommenden Sonntag, 13. August, zur Ausstellung „Der Wein“ in das Schlossfenster einlädt. Rolf Dietz wird dann dafür Sorge tragen, dass ein jeder Besucher einmal kosten darf. Und staunen wird.
750 Jahre Weinanbau in Arnsberg urkundlich verbrieft
Anlass für die Ausstellung ist ein - im „Bierland“ Sauerland - ganz erstaunlicher: 750 Jahre Weinanbau in Arnsberg. Dies ist urkundlich verbrieft, wie Rolf Dietz als einer der Weinberg-Initiatoren erklärt: „Erstmals erwähnt wird der Weinanbau hier vor Ort in einer Gerichtsurkunde zu einem Erbschaftsstreit aus dem Jahr 1267.“
Arnsberger Wein wurden einst sogar exportiert
Klar, dass ein Duplikat dieses für Arnsbergs Geschichte nicht ganz unwichtigen Gerichtsprotokolls in der Ausstellung zu bewundern ist. Vermutlich dürfte damit sogar die Produktion von Wein noch viel früher begonnen haben.
Interessant dabei: Damals muss es schon fleißige und über großes Fachwissen verfügende Winzer in der Bergstadt gegeben haben, denn die Weine werden sogar exportiert. Auch das erfährt der aufmerksame Besucher der Ausstellung.
Idee entsteht Pfingsten 2003 im Glockenturm
Doch nun zur Geschichte des neuen „historischen Arnsberger Weinberges“. Denn auch die ist nicht so ganz alltäglich: Rolf Dietz ist es, dem beim Joggen am Schlossberg das völlig verkrautete und unansehnliche Gelände am Westhang unliebsam ins Auge fällt.
Als dann der Altstadtverein mit großem Einsatz den Glockenturm saniert hat und Rolf Dietz mit dem Vereins-Vorsitzenden Norbert Schauerte an Pfingsten 2003 hoch oben im Glockenturm durchatmet, wird die Idee zur Anlage eines Weinbergs geboren - auf eben jenem zugewachsenen Areal. „Wir hatten eben den Traum vom eigenen Wein.“
„Alle Institutionen waren von dieser Idee begeistert“
Was bei Rolf Dietz nicht weiter verwunderlich ist, ist er doch gebürtig aus Heidelberg, der wohl bekanntesten Stadt des Weinländles Baden-Württemberg.
Und sofort machen sich die in das Projekt involvierten Mitglieder an die Umsetzung. Zunächst steht aber trockener „Papierkram“ mit vielen Behörden ganz oben auf der Liste.
Und sie rennen dort offene Türen ein, erinnert sich Dietz: „Alle Institutionen waren von dieser Idee begeistert und haben uns unterstützt, wo sie nur konnten.“
Die Stadt Arnsberg legt sich mächtig ins Zeug
Besonders die Stadt Arnsberg habe sich dabei mächtig ins Zeug gelegt - sie lässt noch im Oktober 2003 von der Neuen Arbeit das 940 Quadratmeter große Gelände roden, zur Verkehrswegesicherung eine Stützmauer hochziehen und die Fläche einzäunen. „Und dann hat die Stadt uns diesen Bereich übergeben.“
So folgt dort 2004 der erste Spatenstich und die ersten Weinreben schlagen kräftige Wurzel in historischem Grund: der Arnsberger Weinberg ist auferstanden.
Das nur gut ein halbes Jahr nach dem Aufkommen der Idee im Glockenturm. Ein besonderes Lob für die schnelle und vor allem professionelle Umsetzung gibt es hier für die Neue Arbeit Arnsberg:
Ohne die Neue Arbeit Arnsberg kein Weinberg
„Ohne die Neue Arbeit,“ stellt Dietz ohne Wenn und Aber klar, „hätte es den Weinberg nie gegeben. Sie hat alle schweren Arbeiten übernommen und ist auch heute noch an Bord, um mitzuhelfen, den Fortbestand des Weinbergs zu sichern.“
Nicht zu vergessen die von Vereins-Mitglied und Biologielehrerin Nina Verspohl am Gymnasium Laurentianum initiierte „Weinberg AG“. „Deren Mitglieder sind uns stets verlässliche und engagierte Helfer.“
„Weinberg AG“ des Laurentianums ausgezeichnet
Dieser Schulunterricht der praktischen Art findet weit über Arnsberg hinaus höchste Anerkennung: Die „Weinberg AG“ wird 2014 mit dem Unesco-Siegel „Bildung“ für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet. Im selben Jahr folgt der 2. Platz beim Klimaschutzpreis der RWE.
Zurück zu den edlen Tropfen: 2006 werden die ersten vier Flaschen Arnsberger Wein der Neuzeit aufgezogen. Was zunächst die Geschmacksknospen kollabieren lässt: „Er schmeckte einfach nur fürchterlich,“ sagt Rolf Dietz noch heute mit leichtem Schaudern.
Der Wein wird absolut ökologisch produziert
Längst vorbei - denn inzwischen präsentiert sich der am Schlossberg-Hang gezogene Wein von seiner besten Seite und muss sich nicht hinter teuren Tropfen verbergen. Einfach ein Genuss, um noch einmal kurz auf die geschmackliche Überraschung zurückzukommen.
Aber der absolut ökologisch produzierte Wein wird - leider - nicht verkauft, sondern darf nur verkostet werden. Was letztlich den entsprechenden Bestimmungen des Lebensmittelgesetzes geschuldet ist.
„Schiller-Wein“ nach baden-württembergischem Vorbild
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Gekeltert werden von den fleißigen Weinbäuerinnen und -bauern des Altstadtvereins ein Weißwein nach Riesling-Art, ein sogenannter „Schiller-Wein“ nach baden-württembergischem Vorbild (einfach topp!), bei dem alle geernteten Traubenarten verwendet werden, und ein Cuvée aus fertigen Weinen.
Kleine Kunstwerke
Besonders schön und heimatverbunden: Bereits zum zweiten Mal haben Kinder der städtischen Twiete-Kita die Flaschenetiketten für einen kompletten Jahrgang entworfen - mit zeichnerischen Interpretationen des Glockenturms. Kleine Kunstwerke.
So kommt eben alles wieder zusammen: das Arnsberger Wahrzeichen, in dem die Idee entstand, und der Arnsberger Wein.