Arnsberg. . Ehre, wem Ehre gebührt: Der das Stadtbild prägende Glockenturm soll jetzt auch in der Dunkelheit zum Erlebnis werden.

  • Baukulturelle Güte für gesamtes Umfeld
  • Digitale Lichtinszenierung soll prägende Bedeutung des Turms unterstreichen
  • Frankfurter Büro mit ersten Experimenten

Der Glockenturm. Wahrzeichen der Stadt und Namensgeber einer Krankheit, die nur Arnsberger fern der Heimat befällt: der „Glockenturm-Krankheit“.

Um dieser Liebe zu dem hohen Gemäuer gerecht zu werden, soll der Turm nun mit einem modernen Beleuchtungskonzept ins rechte Licht gerückt werden. Die Umsetzung soll bis Ende des Jahres erfolgen.

Pläne im Beirat für Stadtgestaltung präsentiert

Blick auf das Lichtkonzept.
Blick auf das Lichtkonzept. © Cybulska

„Der Glockenturm ist ein wichtiges Element der Bebauung, der prägende Turm der Stadt, der den Übergang von der belebten Zone Steinweg/Alter Markt in den ruhigen Wohnbereich der Altstadt markiert,“ erklärte Stadtplaner Thomas Vielhaber bei der Präsentation der Pläne im Beirat für Stadtgestaltung.

Ökologische und energetische Aspekte beachtet

Diese Bedeutung soll nun auch in der Dunkelheit herausgestrichen werden. Denn bislang sei der Turm nur im unteren Bereich beleuchtet, „oben aber ist alles im Schatten“.

Doch mit der heute zur Verfügung stehenden Technik lasse sich in Sachen Beleuchtung deutlich mehr Qualität hineinbringen, „mit baukultureller Güte für das gesamte Umfeld“. Natürlich unter Berücksichtigung aller ökologischen und energetischen Aspekte, so Thomas Vielhaber.

Frankfurter Büro „Cybulska + Partner“ erhält Zuschlag

So könnte er mit moderner Lichttechnik aussehen, der Glockenturm.  
So könnte er mit moderner Lichttechnik aussehen, der Glockenturm.   © Cybulska + Partner Lighting Solutions

Zur Umsetzung hatte die Stadt vier Planungsbüros angeschrieben, sich letztlich dann für den Vorschlag des Frankfurter Büros „Cybulska + Partner Lighting Solutions“ entschieden, dessen Leiter Herbert Cybulska die Ideen im Gestaltungsbeirat erläuterte:

Dynamik durch Dimmen

Cybulska will die „Kräftigkeit, die Dimension und den Charakter des Bauwerks“ durch eine geschickte digitale Lichtinszenierung hervorheben und so lebendig werden lassen.

„Und durch Dimmen kann zudem Dynamik hergestellt werden.“ Dabei soll sich die Beleuchtung im jahreszeitlichen Verlauf den jeweiligen Situationen anpassen.

Drehbewegung des Turmhelm wird vorgetäuscht

So würde sich der Glockenturm aus der Distanz zeigen.
So würde sich der Glockenturm aus der Distanz zeigen. © Cybulska

Der Clou: Der derzeit noch im nächtlichen Schatten liegende Turmhelm kann durch einen exakt abgestimmten dynamischen Hell-Dunkel-Wechsel in eine vermeintliche Drehbewegung versetzt werden und wird so durch diese optische Täuschung ganz besonders hervorgehoben.

Was bei Stadtplanerin Dr. Birgitta Plass gut ankam: „Denn der Helm geht bislang im Dunkeln immer unter. Vor allem in der Fernwirkung.“

Aber nicht nur der Glockenturm erhält ein schickes „Nachthemd“. Auch der Treppenaufgang zur Stadtkapelle und der dortige Brunnen werden sehr dezent in Szene gesetzt. Und die Stadtkapelle wird von Innen so ausgeleuchtet, dass sie wie eine Laterne erscheint.

Experimente hoch oben an der Turmhaube

Auch Beirat für Stadtgestaltung von Konzept angetan

Die Vorstellungen des Frankfurter Büros „Cybulska + Partner“ fanden auch das Gefallen des mit überwiegend externen Architekten und Landschaftsplanern besetzten Beirats für Stadtgestaltung.

„Das Konzept lässt den Turm fein und leicht erscheinen,“ lobte dessen Vorsitzender Heiner Farwick.

Auch die Möglichkeit, die Helligkeit zu dosieren, fand im Beirat Gefallen.

Finanziert werden soll das Lichtkonzept mit Mitteln aus dem Förderprogramm „Städtebaulicher Denkmalschutz“, dem die Stadt Arnsberg schon vor Jahren beigetreten ist.

Die exakten Kosten lassen sich derzeit noch nicht benennen, weil noch offen ist, welche Leuchtmittel Verwendung finden werden. Daher die Experimente am Objekt.

Lichtgestalter Herbert Cybulska experimentierte dann noch Montagabend bei Einbruch der Dämmerung mit Lampen, Spots und farbigen LED-Lichterstäben hoch oben an der Turmhaube.

„Wichtig ist, festzustellen, wie die verschiedenen Lichtarten die Textur des Schiefers wiedergeben“, erklärte der Experte.

„Sehr ambitioniert“

Von den Experimenten begeistert zeigte sich Dr. Birgitta Plass: „Das ist sehr schön anzusehen. Das Büro hat sehr ambitionierte Vorstellungen, aber ich bin sicher, dass sie das auch so hinbekommen werden.“

Feuerwehr unterstützt Test mit großer Drehleiter

Hilfe bekam das Cybulska-Team von den Wehrmännern der Hauptwache Arnsberg, die mit der Drehleiter angerückt waren. Vom Korb der Leiter wurden die Messergebnisse aus luftiger Höhe nach unten übermittelt und sofort notiert.

Damit alles Hand und Fuß hat.