Oeventrop. Der Arbeitskreis Ortsgeschichte Oeventrop eröffnet eine imposante Ausstellung zur Geschichte örtlicher Gasthöfe. Präsentation in Wort und Bild.

  • Arbeitskreis Ortsgeschichte Oeventrop eröffnet imposante Ausstellung
  • Ehemals 26 Gasthöfe im Dorf
  • Heute sind noch fünf übrig

Oeventrop hatte einst eine lebendige Kneipenszene. Doch viele Lokale sind inzwischen geschlossen, teilweise Gaststätten mit langer Tradition. Ein gemütliches Feierabend-Bierchen in der Stammkneipe – diese Zeiten sind längst vorbei. Der Arbeitskreis Ortsgeschichte Oeventrop (AKO) machte sich auf Spurensuche. Das Ergebnis: Eine imposante Ausstellung, die die Geschichte namhafter Gasthöfe in Bild und Text präsentiert.

Besucher aus nah und fern

Zahlreiche Einheimische und auch auswärtige Gäste hatten sich am Freitagabend im Haus Köster an der Kirchstraße eingefunden. AKO-Vorsitzender Ludwig Hoppe begrüßte die Besucher und verwies auf die veränderten Freizeitgewohnheiten der Menschen. Man ginge nicht mehr nach der Arbeit „auf ein Bier“ in die Stammkneipe, um Neuigkeiten aus dem Dorf oder der großen Politik zu erfahren. Diese Kneipenbesuche seien in früherer Zeit bei den Frauen allerdings nicht sehr beliebt gewesen, denn die Lohntüte sei bei einigen Männern schon nach ein paar Tagen leer gewesen.

Auch nächstes Wochenende zu sehen

Die Ausstellung im Haus ­Köster, Kirchstraße 21, ist noch am Samstag und Sonntag zu sehen, und zwar jeweils von 10 bis 17 Uhr. Hingucker ist dort auch eine voll funktionsfähige Musikbox von 1959, bestückt mit 120 Musik-Titeln.

Der Arbeitskreis Ortsgeschichte Oeventrop (AKO) wurde im November 2011 gegründet. Ziel ist, ergänzend zu den bereits vorhandenen Publikationen, die weitere Aufarbeitung der Ortsgeschichte des Stadtteils Oeventrop.

Wann das Kneipensterben genau begann, lässt sich nicht sagen. Ein schleichender Prozess vermutlich, zahlreiche Besitzerwechsel und dann irgendwann das „Aus“. Von den ehemals 26 Gasthöfen im Dorf existieren heute nur noch fünf Kneipen, „wo man noch ein Bier an der Theke trinken kann“. Die älteste Kneipe wurde 1786 von Familie Berens eröffnet. Mit eigener Hausbrauerei im Keller, bis Joseph Berens 1905 die „Oeventroper Brauerei“ eröffnete. Die meisten Exponate der Aus­stellung stammen aus der Sammlung von Franz Rüther. So das Fremdenbuch des renommierten Gasthofes Becker an der Dinscheder Straße. Hier kehrten die besser betuchten Gäste ein, vornehmlich aus dem Rheinland und aus Holland. Attraktion des Hauses, so belegen zahlreiche Fotos, war der große Teich vor dem Haupteingang mit Badesteg und Ruderboot. Der SGV feierte hier alljährlich sein Sommerfest mit abendlichem Feuerwerk.

Zahlreiche Geschichten

Erinnert wird in der Ausstellung auch an den legendären Eisverkäufer Willi Krewitt, der im Sommer mit seinem Dreirad-Auto im Dorf die Runde machte, während die Kantine der Zellstoff AG „gepflegte Oeventroper Biere“ und „Mittagstisch für Werksangehörige und Fremde“ anbot. Zahlreiche Geschichten ranken sich um die ehemalige Oeventroper Kneipenlandschaft. Gerd Kessler hatte am Freitagabend einige Dönekes parat:

So habe vor einigen Jahren ein Gast einem anderen Gast versprochen, nach dem Trinken von mindestens 30 Gläsern Bier die Zeche zu zahlen. Dieser nahm die „Einladung“ wohl doppelt wörtlich, die Rechnung belief sich später auf stolze 62 Gläser Gerstensaft.

Klare Regeln

Ein Bauer soll nach einem ausgiebigen Zechgelage seine Frau gefragt haben: „Hast du Lust?“ Die Gattin antwortete spontan mit einem klaren „Nein!“ Mit enttäuschendem Blick und einem „Dann geh ich eben wieder in die Kneipe“ soll das Bäuerlein aus dem Haus gehuscht sein. Hoffentlich nicht randalierend, denn für solche Fälle habe es klare „Regeln“ gegeben, weiß Gerd Kessler. Wenn man etwa wegen Trunkenheit oder schlechten Benehmens aus einem Gasthof rausgeworfen wurde, gab‘s sofortiges Hausverbot. Allerdings eine sehr wohlwollende Regelung, denn nach zwei Tagen durfte der Unruhestifter wieder am Tresen sitzen. Die Ausstellung beleuchtet auch die NS-Zeit. Im Dritten Reich war Gasthof Stemann Vereinslokal der NSDAP. Die katholischen Vereine trafen sich derweil in den Kellerräumen des „Sauerländer Hofes“.