Oeventrop. . Wichtige Sofortsicherungsmaßnahmen im Bereich der abrutschgefährdeten Deponie am Lattenberg sind umgesetzt.

  • Rechtzeitige Warnung für Anwohner
  • Rückbau der ehemaligen Westzell-Deponie ab Ende 2017 / Anfang 2018
  • Weitere Waldstücke vor Sperrung

Die Vorbereitungen für den Rückbau der abrutschgefährdeten Deponie am Lattenberg laufen auf Hochtouren. Am Gut Cosack unterhalb der Deponie ist bereits ein Alarmierungssystem installiert, das im schlimmsten Fall die Bewohner rechtzeitig warnen soll.

Ziel des Landesbetriebes Wald und Holz als für die Deponie verantwortlicher Behörde ist der Einstieg in die eigentliche Räumung noch Ende 2017, Anfang 2018.

Alarmkette von Kreis und Stadt ausgearbeitet

Das Alarmierungssystem, das sowohl akustisch als auch optisch Alarm schlägt, ist Teil einer zwischen Hochsauerlandkreis und Ordnungsamt der Stadt Arnsberg ausgearbeiteten Alarmkette.

Diese Kette sieht eine SMS-Alarmierung der Betroffenen beim so genannten „Gelb-Alarm“ vor, der durch kritische Wasserstände ausgelöst wird. Zum Beispiel bei Starkregen.

„Rot-Alarm“ führt zur sofortigen Evakuierung des Hofes

Um die Sicherheit weiter zu optimieren, sollen in Kürze noch zusätzlich sogenannte Inklinometerketten angelegt werden. Diese erfassen akute Lageveränderungen des Deponiekörpers und lösen unverzüglich „Rot-Alarm“ aus - optisch und per Sirene. „Rot-Alarm“ führt zur sofortigen Evakuierung der gefährdeten Hofbereiche.

Wichtige Sofortsicherungen am Gut Cosack umgesetzt

So sah es 1988 nach einem dramatischen Abrutschen an der Deponie Lattenberg aus.
So sah es 1988 nach einem dramatischen Abrutschen an der Deponie Lattenberg aus. © WP

Bereits abgeschlossen sind - mit Zustimmung des Kreises als Unterer Wasserbehörde - wichtige Sofortsicherungen am Gut Cosack.

Betonbrücke abgerissen

Wie unter anderem Abriss und Entsorgung der Betonbrücke über das Fließgewässer „Schwalbenhohlsiepen,“ Entfernen eines dortigen Stauwehrs und Verstärkung des Prallhangs oberhalb des Feuerlöschteiches.

Toxikologisches Gutachten soll erstellt werden

Darüber hinaus laufen Gespräche mit Sachverständigen für die Erstellung eines toxikologischen Gutachtens. Um aktuelle und möglicherweise im Zuge der Räumung auftretende Gefährdungspotenziale für Mensch und Umwelt abschätzen zu können. Ein Auftrag ist aber noch nicht vergeben.

„Adäquat auf die bekannten Gefahren reagiert“

„Mit den bis heute umgesetzten Maßnahmen,“ heißt es in einer Info von „Wald und Holz“ an den Bezirksausschuss Oeventrop, „wurde adäquat auf die bekannten Gefahren reagiert.“

Alle diese Schritte seien einvernehmlich mit den betroffenen Grundeigentümern und beteiligten Behörden abgestimmt worden.

Geplant ist zudem die Sperrung einzelner Waldstücke im unmittelbaren Gefährdungsbereich unterhalb der Deponie für den „Erholungsverkehr“.

Weitere Sperrbereiche werden klar gekennzeichnet

Die entsprechende „Ordnungsbehördliche Verordnung“ vom „hoheitlich zuständigen“ Regionalforstamt Soest-Sauerland werde gerade vorbereitet. Sei dieser Prozess abgeschlossen, werde die Öffentlichkeit informiert und der Sperrbereich vor Ort klar gekennzeichnet.

Zentrale Aufgabe für niedersächsisches Ing.-Büro

Nach Rückbau der Deponie folgt Renaturierung der Fläche

Die ehemalige „Westfälische Zellstoff AG“ - ansässig in Wildshausen - hat die Deponie am Lattenberg von 1967 bis 1987 zur Ablagerung von Rinden und Zellstoffen genutzt.

Untersuchungen ergaben (wie mehrfach berichtet), dass die Standsicherheit der Deponie nicht mehr gegeben ist. Vor allem bei Starkregenereignissen.

In der Vergangenheit hat es bereits mehrere Schadensfälle gegeben.

Den schlimmsten 1988: 25 000 Tonnen Abfälle des Zellstoffwerkes ergossen sich fast zwei Kilometer talwärts bis an die Ruhr nahe Oeventrop.

Nach intensiven Untersuchnungen hat man sich letztlich für den Rückbau der Deponie mit anschließender Renaturierung der Fläche entschieden.

Die Deponiefläche oberhalb des Guts Wildshausen zählt zum sogenannten Sondervermögen des Landesbetriebes Wald und Holz.

Mit einer ganz zentralen Aufgabe betraut ist das Fachbüro „Dr. Born und Dr. Ermel GmbH“ mit Sitz im niedersächsischen Achim, spezialisiert auf Deponietechnik und Deponiealtlastenentsorgung:

Vergabe vorbereiten

Das Büro soll die Vergabe der Ingenieurleistungen zum Rückbau der Altablagerung vorbereiten und daran mitwirken. Ziel hier: Im Rahmen eines Wettbewerbs das beste Konzept zur Räumung, Entsorgung/Verwertung der Altstoffe und zur späteren Renaturierung der Fläche auswählen.

Das Vergabeverfahren soll Ende April abgeschlossen sein und anschließend sofort mit der Räumungsplanung begonnen werden.

Daten auch für Hochsauerlandkreis wichtig

Dieses Leistungsverzeichnis ist auch für den HSK von Bedeutung. „Weil wir erst dann wissen,“ sagt HSK-Sprecher Martin Reuther, „welche Mengen Abraum anfallen und wie und wohin diese Massen abgefahren werden.“

Arbeiten an Brücke Wildshausen werden vorgezogen

Um hier vorbereitet zu sein, wird der Kreis als Baulastträger den geplanten Austausch der Lager an der Brücke in Wildshausen - einer möglichen Abfuhrstrecke - um ein Jahr vorziehen. „Diese Arbeiten werden an einem Wochenende nachts bei Vollsperrung durchgezogen.“

Schwerlastverkehr ist mit Kreis abzustimmen

Die Brücke selbst sei für normalen Lkw-Verkehr in Sachen Tonnage nicht begrenzt. „Aber Schwerlastverkehr wie beim Abtransport der Deponiealtlasten muss gesondert mit uns abgestimmt werden.“