Arnsberg. Daniela und Mona beugen sich über das selbst gebastelte Papphäuschen. Sie zeigen auf die Batterie, die sie an der Rückwand befestigt haben. "Von hier aus geht der Strom in die Zimmer", erklärt Mona.
Mona ist eine von neun Jugendlichen aus Arnsberg, die in diesem Jahr am RWE-Wettbewerb "Dreamteam" teilnehmen. Unter dem Motto "Seitenwechsel" sollten die Auszubildenden des Energie-Konzerns selbständig ein Projekt entwickeln und dieses mit einer externen sozialen, gesellschaftlichen oder ökologischen Institution umsetzen. "Das stärkt die sozialen Kompetenzen unserer Azubis", erklärt Klaus Mußhoff vom kommunalen Vertrieb bei RWE.
Mona macht aber keine Ausbildung bei RWE, sondern arbeitet in den Werkstätten der Caritas. Auch hier werden im Bereich der beruflichen Bildung Sozialkompetenzen vermittelt. Mona gehört zu den 430 Menschen mit Behinderung, die einen Arbeitsplatz in den Werkstätten haben. Dadurch, dass sich die RWE-Azubis Nicolas Klepsch, Bianca Schwingenheuer, Daniela Franken, Miriam Cousillas und Kristina Nickchen dazu entschlossen haben, dass Projekt gemeinsam mit Menschen aus den Werkstätten zu gestalten, hatten außer Mona auch Christian, Daniel und Sandra die Möglichkeit zu lernen, "wie der Strom in die Steckdose kommt". Dieses Thema hatten sich die RWE-Azubis nämlich zur Vermittlung ausgesucht.
Gemeinsame Interessen "Wir hatten am Anfang schon etwas Bammel, dass die Behinderten nicht verstehen, was wir erklären wollen, oder wir nicht mit ihnen umgehen können", erzählt Miriam Cousillas, Auszubildende Kauffrau für Bürokommunikation, von den Anfangsschwierigkeiten. Aber schon das erste Treffen brachte Erleichterung. "Wir haben gemerkt, dass wir gar nicht so unterschiedlich sind", lacht Bianca Schwingenheuer. Die Gleichaltrigen haben gemeinsame Interessen, über die sie schnell ins Gespräch kamen: Musik, Internet, Fußball.
Spielerisches Lernen Die Azubis mussten allerdings auch erkennen, dass die Wissensvermittlung bei Behinderten anders ablaufen muss als in der Berufsschule. "Wir hatten erst Referate zu verschiedenen Themenbereichen geplant", verrät Bianca weiter. "Aber das hätte die anderen überfordert. Also haben wir uns etwas Spielerischen ausgedacht, wobei das Wissen häppchenweise angeboten wird."
An zwei Tagen waren die behinderten Jugendlichen bei RWE zu Gast. Gemeinsam bastelte die Gruppe die Papphäuser, überlegten, wie ein Leben ohne Strom aussehen würde und benutzen ein Fahrrad als Stromkraftwerk. Daniel (Caritas) hat sein Häuschen ganz in blau und weiß gestaltet, auf dem Dach weht eine Schalke-Fahne. Alle neun haben gern ihre Freizeit für das freiwillige Projekt geopfert. "Es hat Spaß gemacht", bestätigt Mona. Dass ihre Idee beim Wettbewerb nicht unter den ersten Plätzen gelandet ist, ist den Azubis nicht so wichtig. "Durch das Projekt haben wir neue Freunde gewonnen und Vorurteile abgebaut, das ist uns wichtiger", erklärt Bianca.
Die stellvertretende Bürgermeisterin Rosemarie Goldner erklärte sich sofort bereit, Schirmherrin zu spielen, so gut hat ihr das Projekt gefallen "Diese Begegnung zischen gleichaltrigen jungen Leuten ist ein fassbares Projekt der Integration", schwärmt sie. "Jede Firma fragt bei der Einstellung nach sozialen Kompetenzen, aber hier werden sie praktiziert."
Die Gruppe will sich auch in Zukunft treffen und weitere Wissensbereiche gemeinsam erschließen. Ein Ausflug ins Museum "Strom und Leben" in Recklinghausen ist geplant. Die Kooperation beider Betriebe soll außerdem an nachfolgende Ausbildungsgenerationen weiter gegeben werden. Die Ausbilderin bei RWE Susanne Arens sowie der Leiter bei den Werkstätten Frank Demming begrüßen diese Zusammenarbeit.