Arnsberg. (gie) Mancherorts haben sich die Wildschweine zur Plage entwickelt - "umgepflügte" öffentliche Rasenflächen und Gärten direkt in Wohngebieten markieren ihre nächtliche Futtersuche. ...

Bestes Wetter, aber die Segelflugzeuge mussten im Hangar bleiben. Eine Wildschweinrotte hatte Teile des Segelfluggeländes im Alten Feld umgepflügt. Die Schäden mussten von den Fliegern mühselig beseitigt werden. Foto: Martin Biener
Bestes Wetter, aber die Segelflugzeuge mussten im Hangar bleiben. Eine Wildschweinrotte hatte Teile des Segelfluggeländes im Alten Feld umgepflügt. Die Schäden mussten von den Fliegern mühselig beseitigt werden. Foto: Martin Biener © WP

... Jetzt haben Schwarzkittel auch in Arnsberg zugeschlagen: auf dem Segelfluggelände im Alten Feld. Und zwar so verheerend, dass der Flugbetrieb am Wochenende abgesagt werden musste.

Der Himmel war blau, der Wind kam aus der denkbar besten Richtung. Doch Fliegen war Samstag für die Mitglieder des Arnsberger Aeroclubs nicht angesagt. Denn in der Nacht zuvor hatte erneut eine - nach den Spuren zu urteilen - starke Wildschwein-Rotte das offene Segelfluggelände besucht und eine große Rasenfläche in der Start- bzw. Landebahn umgepflügt. Die tiefen Aufrisse machten jeglichen Flugbetrieb unmöglich, wollte man unnötige Beschädigungen der Flugzeuge vermeiden. So standen statt schöner Flüge über die herbstliche Landschaft müheselige Hand- und Spanndienste an.

Es war das zweite Mal innerhalb nur weniger Wochen, dass sich Wildschweine das Fluggelände im Alten Feld als "Futterplatz" ausgesucht hatten. Doch diesmal gingen sie besonders rabiat zu Werke. "So etwas", sagte Vereinsvorsitzender Rüdiger Michel, "hat es in den über 50 Jahren, in denen hier geflogen wird, noch nicht gegeben."

Doch sollten sich die Wildschweine auf ihren nächtlichen Streifzügen auf dem Fluggelände besonders heimisch fühlen, werden sie wohl häufiger auftreten, so die Befürchtung. Denn das Areal ist ein so genannter befriedeter Bereich, wie Elmar Kettler als Sprecher der Stadt Arnsberg erläuterte. "Und das bedeutet, dass die Wildtiere hier nicht bejagt werden dürfen." Aus Sicherheitsgründen, weil sich in unmittelbarer Nachbarschaft Wohnhäuser bzw. Schrebergärten befinden.

Die einzige Chance, die Borstenviecher "auszusperren", sei laut Stadtförster Peter Noseleit ein Einhegen des Geländes mit Zäunen oder Hecken. Oder aber durch "Verwittern", wie es im Fachjargon heißt: durch den Einsatz von Chemikalien, deren Geruch die gefräßigen Schweine vertreibt. Denn auch die haben ein empfindliches Näschen und ziehen ihnen wohlfeile Gerüche vor.

Ein derartiger Schweine-Besuch kann durchaus jeden treffen, der in Waldnähe wohnt. Auch im Naherholungsgebiet Eichholz sind zum Beispiel in jüngster Zeit immer mal wieder Schwarzkittel beobachtet worden. Aber da alle Wildtiere vor dem Gesetz als herrenlos gelten, besteht laut Auskunft der Stadtverwaltung keinerlei Entschädigungspflicht. In anderen Worten: Wer den Schaden hat, muss ihn selbst oder auf eigene Kosten beseitigen.

Was auch für Jogger und Spaziergänger nicht ganz uninteressant ist. "Denn sie betreten den Wald auf eigene Gefahr", machte Kettler deutlich. Doch im Normalfall seien Schwarzkittel scheu und würden beim Anblick eines Menschen im Dickicht verschwinden. Menschen, die vor Wildschweinen auf die Bäume flüchten müssten, seien daher er die absolute Ausnahme.

Der Aeroclub steht übrigens bereits mit dem örtlichen Jagdpächter im Gespräch. Rüdiger Michel: "Beide Seiten sind an einer einvernehmlichen Lösung zur Beseitigung der Schäden interessiert. Und die werden wir auch finden." Damit sei allerdings das grundsätzliche Problem noch nicht gelöst: "Wie kann man vermeiden, dass Wildschweine überhaupt auf das Fluggelände gelangen?" Bei dessen Lösung sehe sich der Verein aber nicht in der Pflicht. Dies sei vielmehr Angelegenheit der zuständigen Behörde.

Derzeit sollten die Wildschweine allerdings durchaus auf der Hut sein. Denn, wie Jürgen Uhl als Sprecher des Hochsauerlandkreises als zuständiger Jagdbehörde erklärte, dürfen diese Spezies vom 1. August bis 31. Januar bejagt werden. Natürlich nur da, wo es erlaubt ist. Unter einjährige "Stücke" dagegen leben immer gefährlich. "Sie sind ganzjährig zum Abschuss frei."