Arnsberg. . Der Zehntklässler Malte Sittig vom Computer-Lerntreff Arnsberg führt Senioren in die Welt der modernen Technik ein. Mit Geduld und großem Wissen.

  • Technische Welten prallen aufeinander
  • Den älteren Schülern stellen und zeigen, wie es funktioniert
  • Nervosität längst verflogen

Die Männer und Frauen, die vor Malte Sittig sitzen, haben alle jahrzehntelang an einer Wählscheibe gedreht, um ihre Freunde anzurufen. Der Zehntklässler kennt dagegen kaum noch Handys, die über Tasten gesteuert werden. Es sind technische Welten, die im Computer-Lerntreff Arnsberg aufeinander prallen. Doch der junge Dozent weiß, in seinem Android-Smartphone-Kurs für Teilnehmer ab 55 Jahren Brücken zu schlagen. „Ich finde es total spannend, dass sich die älteren Menschen für neue Technik interessieren“, sagt Malte Sittig.

Im Alter von gerade einmal 14 Jahren übernahm der Schüler des Arnsberger Gymnasium Laurentianum seine erste Gruppe. Der Computer-Lerntreff hatte zuvor per Annonce nach neuen ehrenamtlichen Kursleitern gesucht. „Am Anfang habe ich viel über die Reaktionen der Teilnehmer nachgedacht. Der Altersunterschied ist schließlich sehr groß“, erzählt er.

Die Senioren merkten jedoch sehr schnell, dass da ein echter Fachmann im Körper eines Jungen vor ihnen stand. Malte Sittig hielt bereits in der dritten Klasse einen Vortrag darüber, wie Webseiten programmiert werden. Er baute in Kooperation mit Trilux eine CO2-Ampel. Und vor allem ist das Internet ein elementarer Teil seines Lebens, seit er denken kann. „Ich bin extrem interessiert an Smartphones und der technologischen Entwicklung“, sagt der Zehntklässler.

Großes Interesse an „WhatsApp“

Also stellt er sich vor seine Schüler, die bis zu 70 Jahre älter als er sind, und zeigt ihnen, wie sie das moderne Gerät anschalten, telefonieren oder Kontakte erstellen. Eine große Rolle in den Treffen, die ein Vierteljahr lang einmal wöchentlich stattfinden, spielt der Nachrichtendienst „WhatsApp“. „Die Teilnehmer haben daran Interesse, weil sie mit ihren Enkeln kommunizieren wollen“, berichtet Malte Sittig.

Er schrieb seinen unerfahrenen Schützlingen auch eine mehrseitige Bedienungsanleitung. Doch eigentlich geht es ihm darum, alle Schritte in einen Kontext zu setzen, damit die Senioren ihr Smartphone wirklich verstehen.

Nervosität ist verflogen

Dieser Ansatz fruchtet. Bislang hat noch niemand den Kurs abgebrochen. „Es ist sehr schön zu sehen, welche Fortschritte die Teilnehmer machen“, sagt der Kursleiter, der in der gemeinsamen WhatsApp-Gruppe auch außerhalb der Kurszeiten Fragen beantwortet. „Die Leute kommen nicht in den Computer-Lerntreff, weil sie Langeweile haben, sondern weil sie wirklich den Umgang mit ihrem Smartphone lernen möchte. Deswegen macht es Spaß für beide Seiten.“

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Die Nervosität der ersten Stunde ist bei Malte Sittig längst einer erstaunlichen Souveränität gewichen. „Ich weiß jetzt genau, wie ich mich verhalten muss“, sagt der Junge, der sein ehrenamtliches Engagement reif reflektiert. „Ich nehme viele Erfahrungen über den Umgang mit älteren Menschen und meine Wissensvermittlung mit.“

Der stellvertretende Schülersprecher diskutiert mit den Teilnehmern seiner Kurse auch über die rasanten Technologie-Sprünge unserer Zeit: Wie werden etwa selbstfahrende Autos unsere Gesellschaft verändern? „Wir schaffen gemeinsam ein Verständnis zwischen den Generationen“, sagt er. Malte Sittig baut mit dem Smartphone in der Hand Brücken.

>>> ZUR PERSON

  • Malte Sittig hat kürzlich ein Jungstudium in der Informatik an der TU Dortmund begonnen. „Ich programmiere sehr gerne“, sagt er über sich selbst.
  • Allerdings interessiert ihn auch der gesamte physikalische Bereich brennend. Nach dem geplanten Abitur könnte er sich ein Studium in diesem Fach gut vorstellen.
  • An seinem Studienort möchte Malte Sittig erneut Wissen ehrenamtlich vermitteln: „Wo das sein wird, weiß ich allerdings noch nicht.“
  • Seine Oma war die Erste, die von den Erklärungen des Enkels profitierte. „Sie wohnt 150 Kilometer weit weg. Also habe ich ihr gezeigt, wie wir skypen können“, erzählt der Zehntklässler.


Junges Engagement: Malte Sittig

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