Müschede. . Pragmatische Problemlöserin: Johanna Stodt setzt sich in Müschede für Flüchtlingsfamilien ein. 24-Jährige lernt mit syrischen Kindern Deutsch.
- Johanna Stodt gehört zu den 13 Nominierten in unserem Wettbewerb „Junges Engagement“
- Die 24-Jährige engagiert sich in der Müscheder Flüchtlingshilfe
- Sie übt mit syrischen Kindern Deutsch und hilft den Eltern bei vielen alltäglichen Problemen
Wie heißt das graue Tierchen mit dem langen Schwanz? Johanna Stodt zeigt auf das Bild neben dem Buchstaben „M“ und sechs Finger schnellen in die Höhe. „Maus!“ Und das stachelige Etwas auf der Magnettafel, dessen Name mit „I“ beginnt? „Igel!“ Die syrischen Kinder, die aufgeregt auf den Plastikstühlen im umfunktionierten Klassenzimmer hin und her rutschen, wissen genau, was ihre Lehrerin hören möchte. Und Johanna Stodt goutiert jede richtige Antwort mit einem sanften Lächeln.
Pragmatische Problemlöserin
Die 24-Jährige ist wieder im ehemaligen Hammerhaus in Müschede. Wie viele Stunden sie in dem unscheinbaren Bau seit dem Dezember des vergangenen Jahres verbrachte, als fünf Flüchtlingsfamilien nach Müschede kamen – wer kann sie schon zählen? Stodt lernt mit den Vorschulkindern Deutsch und spricht mit den Eltern über das Leben im unbekannten Zufluchtsort. „Sie sind meine Freunde“, sagt die junge Frau.
Sie sei schon immer eine pragmatische Problemlöserin gewesen, erzählt Johanna Stodt. Nach dem ersten Treffen der Dorfgemeinschaft sei für sie klar gewesen, dass sie den neuen Müschedern helfen wolle. „Diese Entscheidung hat mein Leben total verändert.“ Stodt trug sich für die Arbeitsgemeinschaft „Deutsch und Schule“ ein und begann, mit den Familien zweimal in der Woche die neue Sprache zu üben.
Mit den Mädchen in die Trampolinhalle
Doch es sollte nicht beim Unterricht bleiben. Die 24-Jährige fuhr etwa mit vier Mädchen in eine Trampolinhalle nach Dortmund, „um ihnen nach den Strapazen der Flucht Abwechslung zu bieten, aber auch um zu zeigen, welche Rechte Mädchen und Frauen in Deutschland haben“. Sie harrte über Stunden in Warteschleifen aus, um Handyverträge abzuschließen. Und nach ihrem Feierabend bei Wepa macht sich Stodt noch häufig auf den Weg zum arabischen Supermarkt nach Neheim.
Was treibt einen ohnehin beschäftigten jungen Menschen an, der neben dem Beruf zusätzlich studiert, die eigene rare Freizeit Fremden zu schenken? „Ich würde mich auch über diese Hilfe freuen, wenn ich in einen anderen Kulturkreis komme“, antwortet Johanna Stodt. „Und ich verbringe einfach gerne Zeit mit den Familien. Davon habe ich viel mehr, als zu Hause auf der Couch zu liegen.“
Hilfe im Behördenjungle
Die Kinder lieben ihre Lehrerin und die Eltern öffneten nach und nach ihre Herzen. Sie erzählten von dem Schrecken in der zerbombten Heimat und den Mühen der Flucht nach Deutschland. Berührende Momente, die Johanna Stodt noch enger an die längst nicht mehr fremden Menschen band.
Deswegen hilft sie ihnen durch den dichten Behördenjungle und passt vor der Arbeit auf die Kinder auf, wenn die Eltern ihre Asylangelegenheiten klären. „Ich kann doch die Familien nicht alleine lassen“, sagt Stodt. Es geht ihr aber auch um Hilfe zur Selbsthilfe: „Sie sollen eigenständig werden und irgendwann soweit integriert sein, dass sie einen Job finden können.“
Johanna Stodt ist eine jener stillen Heldinnen, die die Willkommenskultur in Deutschland weiterhin leben. Mit Herzlichkeit, Ausdauer und magnetischen Tierbildern.