Arnsberg.. Als Mitglied der Neuen Nachbarn Arnsberg hilft der 16-jährige Syrer Yaarub Elkadamani anderen Flüchtlingen mit Übersetzungen.
Der kleine Tannenbaum bemüht sich tapfer, ein wenig vorweihnachtliche Stimmung in Zimmer 116 zu verbreiten. Urkunden liegen auf dem Schreibtisch, eine Kaffeemaschine steht auf der Fensterbank und an den Schränken kleben handgeschriebene Pläne. An diesem zweckmäßigen Ort im Rathaus arbeiten die Neuen Nachbarn Arnsberg erfolgreich an der Integration. Hier hat auch Yaarub Elkadamani seine Sommer- und Herbstferien verbracht. Jeden Tag arbeitete der Syrer in der Flüchtlingsinitiative mit. Heute ist er häufig nach Schule da. „Ich weiß, dass die Menschen Hilfe brauchen. Ich habe ja selbst Hilfe gebraucht“, sagt der 16-Jährige.
Mit seinen Eltern und den beiden jüngeren Geschwistern kam Yaarub Elkadamani über die Balkan-Route erst nach München, dann nach Dortmund und schließlich nach Arnsberg. „Es war ein schwerer, langer Weg für unsere Familie. Aber es war nicht möglich, weiter im Krieg in Syrien zu leben“, erzählt der junge Mann in gutem Deutsch.
Zwei Stunden am Tag lernt er die anspruchsvolle Sprache am St.-Ursula-Gymnasium. Youtube-Videos und Geschichten aus Kinderbüchern, die Yaarub seinem jüngeren Bruder und seiner kleinen Schwester vorliest, haben ihn schnell auf ein ansprechendes Sprachniveau gehievt.
Jetzt kann er im Büro der Neuen Nachbarn Arnsberg E-Mails übersetzen oder anderen Flüchtlingen bei Behördengängen als Dolmetscher helfen. Auch als Möbelpacker ist der 16-Jährige unterwegs, wenn ein Neuankömmling eine Wohnung bezieht. Am Muttertag verteilte er Blumen in den Unterkünften. „Flüchtlinge verstehen die Probleme und Wünsche von Flüchtlingen am besten“, sagt Yaarub. „Solange ich Zeit habe, möchte ich mithelfen.“
Sein ehrenamtliches Engagement ist gleichwohl grenzübergreifend. Für eine deutsche Familie hat er die Gartenarbeit gemacht und sich im Altenheim mit den Bewohnern unterhalten. „Das hilft mir, die neue Kultur zu lernen. Und ich möchte etwas zurückgeben“, stellt Yaarub fest.
In Venezuela geboren
Als seine Eltern für einige Jahre in Venezuela ihr Glück suchten, wurde Yaarub geboren. An das südamerikanische Land hat er jedoch kaum Erinnerungen. Die kleine Familie kehrte vier Jahre später nach Syrien zurück.
Nun also der nächste Neuanfang in Deutschland. „Wir haben eine hellere Zukunft hier“, sagt Yaarub optimistisch. Er hofft auf ein Studium. Zahnmedizin könnte etwas für ihn sein. „Aber das hängt natürlich von meinen Noten ab.“
Der Jugendliche ist ein großer Fußball-Fan und schwärmt für den ästhetischen Ansatz des FC Barcelona, im Speziellen für den Mittelfeld-Künstler Andrés Iniesta. Beim FC Neheim-Erlenbruch kickt Yaarub auch selbst, um „fit zu bleiben“, wie er meint.
Leidenschaft für Musik
Fast noch wichtiger als der Fußball ist dem jungen Syrer jedoch die Musik. Yaarub spielt Klavier und Oud, ein arabisches Zupfinstrument. Mit der Flucht musste er diese Leidenschaft vorerst aufgeben. „Ich vermisse die Musik sehr. Zumindest kann ich sie aber noch hören. Das Gefühl ist noch da“, sagt Yaarub.
In Syrien spielte er die Instrumente in der Schule, das liegt nun über ein Jahr lang zurück. Sein Traum von einer eigenen Band lebt allerdings noch immer. Wer Yaarub Elkadamani reflektiert reden hört und beherzt handeln sieht, der glaubt gerne, dass daraus in nicht allzu ferner Zeit Realität werden kann.