Hochsauerlandkreis/Warstein. . E-Dorfauto, Ladesäulen und E-Bikes: Elektromobilität bewegt die Menschen in der Region. Wir stellen einige aktuelle Projekte vor.

Eine Milliarde Euro soll die Elektromobilität aus der Nische locken, in der sie in Deutschland derzeit noch ihr Dasein fristet. Diese Förderung beschloss die Bundesregierung im Mai. Auch im Sauerland glauben Menschen an die E-Mobilität. Wir haben einige Beispiele gesammelt und stellen die Projekte vor.

Dorfauto Referinghausen

Reinhard Figgen hat das aktuelle Verhältnis von Kühen zu Einwohnern genau im Kopf: 450 zu 250. Der kleine Medebacher Ortsteil Referinghausen versucht derzeit, das eigene „Q-Dorf“ zur Marke zu machen. Genau hier in der Nähe der hessischen Landesgrenze „haben wir ein kleines Stück der Zukunft“, sagt der Ortsvorsteher mit hörbarem Stolz.

Das, was Figgen meint, rollt leise über die bergigen Straßen der Siedlung: Seit über zwei Wochen testen die Referinghäuser begeistert ihr Elektro-Dorfauto. Bis zum Ende der Testphase am 16. Oktober sind nur noch zwei Termine frei, an denen die Dorfbewohner mit dem metallic-blauen Nissan e-NV 200 kostenlos fahren können.

Im Rahmen des Projektes „Dorf ist Energie(klug)“ der Südwestfalen-Agentur ist das Fahrzeug samt einer Ladesäule am Feuerwehrhaus nach Referinghausen gekommen. „Wir möchten damit für das Thema Elektromobilität sensibilisieren. Es ist wichtig, dies in die Gemeinschaft zu bringen“, stellt Figgen fest.

Das E-Auto ist ein Gesprächsthema im Dorf. Die ersten Meinungen: Die Höchstgeschwindigkeit von 130 bis 140 km/h reiche aus, die auf 140 Kilometer begrenzte Reichweite dagegen nicht. Das leise Fahren gefällt den meisten. „Vielleicht rollt zu unserem 750-jährigen Jubiläum 2019 das erste E-Auto durch Referinghausen“, sagt Figgen bescheiden.

Ladenetz Arnsberg

Der Arnsberger Rat hat den Stadtwerken den Auftrag zum Ausbau der Elektromobilität erteilt. Auf dem Campus der Stadtwerke wurde deshalb ein Konzept entwickelt, das zukünftig ein „Rundum-sorglos-Paket“ bieten soll, wie Koordinator Jan-Erik Hunecke bereits im März im Interview mit dieser Zeitung ankündigte.

Der Plan wird in den nächsten Wochen in die Tat umgesetzt. Der erste Schritt: Ab Mitte Oktober bauen die Stadtwerke drei neue Ladesäulen für Elektroautos am Rathaus, Arnsberger Bahnhof und Engelbertplatz in Neheim. Kooperationen mit Unternehmen, die vor ihrer Tür weitere Stromtankstellen installieren sollen, sind angedacht.

Der städtische Klimaschutzmanager Sebastian Witte wirbt energisch für die Elektromobilität in Arnsberg. Die Stadt sei mit ihrer dezentralen Struktur und 15 Stadtteilen, die fünf bis zehn Kilometer auseinander liegen, der ideale Raum. „Für diese Kurz- und Mittelstrecken ist die E-Mobilität wunderbar geeignet“, sagt Witte.

Dienstwagen Kreisverwaltung

Der Fuhrpark am Kreishaus in Meschede hat im Juli zwei Neuzugänge gewonnen, die sich von den übrigen Dienstwagen unterscheiden. Die beiden BMWi3 sind geleaste Elektrofahrzeuge und Teil eines neuen Projektes der Verwaltung des Hochsauerlandkreises. Zwei Jahre lang testen die Mitarbeiter im Alltag die E-Autos. Die Grünen-Fraktion hatte im Februar den Antrag dazu gestellt.

Die ersten Erfahrungen seien äußerst positiv, berichtet Martin Reuther, Pressesprecher des Hochsauerlandkreises. „Die Leistung stimmt, auch beim Überholen“, sagt Stephan Platte aus dem Fachdienst Soziales. Sein Kollege Richard Hanses, der verantwortlich für den Betrieb der Dienstwagen ist, lobt ebenfalls die neue Technik: „Der Elektroantrieb ermöglicht es, durch vorausschauendes Fahren ohne Energieverbrauch zu rollen.“ Das sogenannte Segeln reduziere den Energieverbrauch und erhöhe die Reichweite.

Dass die getesteten E-Autos derzeit nur 160 Kilometer weit fahren können, sei für die Kreisverwaltung kein Argument gegen sie, stellt Reuther fest. Die Fahrzeuge kommen im innerstädtischen Bereich und bei regionalen Dienstfahrten zum Einsatz. Ob der Kreis weitere Elektroautos anschafft, soll nach der Testphase entschieden werden. „Das ist auch eine wirtschaftliche Frage“, sagt Reuther.

Schnellladestation Hirschberg

Der Warsteiner Ortsteil Hirschberg mag mit weniger als 2000 Einwohnern ein kleiner Punkt auf der Landkarte sein. In der Elektromobilität besitzt er jedoch eine beachtlich große Bedeutung. Im Mai weihten die Hirschberger am Volksbank-Parkplatz eine Schnellladestation ein, an der zwei Elektroautos gleichzeitig kostenlos aufgeladen werden können. Und dabei soll es nicht bleiben.

Die Bewohner träumen von einem E-Bus, den Vereine und alle Bürger nutzen sollen. Ein Antrag im Rahmen des Leader-Programms ist schon gestellt, doch derzeit liegt der Plan auf Eis. „Es gibt schlicht kein adäquates Fahrzeug“, sagt Burkhard Vitt aus der Arbeitsgruppe „Mobilität, Arbeitsplätze, Infrastruktur“, die sich – wie in Referinghausen – im Projekt „Dorf ist Energie(klug)“ gebildet hat.

Ein Neunsitzer schwebt den Mitgliedern vor, die allerdings auch mit der Hilfe der Energieagentur NRW bisher nicht fündig wurden. „Und ein Umbau eines solchen Fahrzeuges ist für uns selbst mit Fördermitteln nicht zu finanzieren“, stellt Vitt klar. Aufgeben wird er mit seinen Mitstreitern deswegen aber noch lange nicht. Auch eine E-Bike-Ladestation soll in Hirschberg in ein Netz mit weiteren Stationen in der Leader-Region geknüpft werden. Was treibt Burkhard Vitt und seine Kollegen an? „Wir haben Spaß daran – und Erfolg.“

Städte und Gemeinden wollen Infrastruktur ausbauen:

Gemeinsam zu einer einheitlichen Infrastruktur für Elektrofahrzeuge: Vor zwei Wochen unterzeichneten die Bürgermeister bzw. deren Vertreter aus Bestwig, Drolshagen, Eslohe, Finnentrop, Kirchhundem, Lennestadt, Meschede, Olpe, Schmallenberg und Wenden eine Vereinbarung zum Ausbau des Ladenetzes. Im kommenden Jahr soll das Projekt umgesetzt werden.