Arnsberg. . Metzgermeisterin Theresa Veh (28) aus Neheim ist mit dem Förderpreis der Fleischwirtschaft ausgezeichnet worden. Mit Kreativität Kunden gewinnen
- Theresa Veh (28) gewinnt Förderpreis der Fleischwirtschaft
- Studium abgebrochen und in Betrieb der Eltern eingestiegen
- Veh: „Jeder Arztjob ist blutiger“
Es geht wahrlich um die Wurst an Deutschlands Fleisch-Theken. „Wir können das Metzgerei-Sterben nicht wegdiskutieren“, sagt Theresa Veh. Menschen wie die 28 Jahre alte Metzgermeisterin aus Neheim sind die Hoffnung einer Branche. Die Juniorchefin der Fleischerei Veh hat den Förderpreis der Fleischwirtschaft erhalten, mit dem Top-Nachwuchskräfte geehrt werden.
„Ich kann mir keinen schöneren Beruf vorstellen“, sagt Theresa Veh und schneidet Filet-Stücke von einer Rinderhälfte. Sie hat das BWL-Studium nach vier Semestern hingeworfen. „Mir war klar geworden, dass mir die Arbeit im Betrieb mehr Spaß macht als über Büchern zu hängen.“ Praxis statt trockener Lernstoff: „Ich bin mehr der handwerkliche Typ.“
Studium keine verlorene Zeit
Das Studium ist dennoch keine verlorene Zeit gewesen. Kenntnisse über Rechnungswesen und Marketing helfen ihr im Alltag. Vor zwei Jahren hat sie mit viel Erfolg die Grillaktion „Steak it easy!“ ins Leben gerufen, seit sie im Januar als Juniorchefin im elterlichen Betrieb eingestiegen ist, hat sie neue Produkte entwickelt. Leberwurst mit Rübenkraut zum Beispiel und das „sauerländische Pastrami“ – Ochsenbrust als Aufschnitt. „Wir wollen kreativ sein“, sagt sie, „die Leute honorieren, wenn man nicht nur ein Standard-Sortiment hat.“
Theresa Veh will „hier und da neue Akzente“ setzen. Über Facebook informiert sie junge Kunden und potenzielle Auszubildende über die Arbeit in einer Fleischerei. „Generell ist es schwieriger geworden, Lehrlinge zu bekommen“, sagt sie, „alle meinen, studieren zu müssen“. Und da sind die aus ihrer Sicht falschen Vorurteile: von wegen schwere körperliche Arbeit in blutiger Umgebung: Die Neheimerin, lebender Gegenbeweis des Klischees vom kernigen Typen in der Wursteküche, kann da nur lächeln: „Jeder Arztjob ist blutiger.“
Menschen essen bewusster
Die Juniorchefin will die regionale Marke „Fleischerei Veh“ weiter ausbauen. „Die Menschen sollen uns als Institution wahrnehmen, die für Qualität, Frische und selbst gemachte Produkte steht.“ Nur so könne ein Metzger gegen Supermärkte bestehen.
In die Karten spielt dem Familienbetrieb eine gewisse Abkehr von der Geiz-ist-geil-Mentalität: „Die Leute essen bewusster und wollen gutes Fleisch vom Metzger.“ Und einen Treffpunkt im Ort: „An den stark frequentierten Freitagen und Samstagen kommen viele Kunden immer zur selben Zeit, um sich vor der Theke zu unterhalten.“
Von den Eltern nicht gedrängt
Theresa Veh hat ihre Berufswahl nicht bereut. „Sie ist nie von meiner Frau und mir gedrängt worden“, sagt ihr Vater Heinrich, „aber sie merkt ja, wenn alle mit Spaß bei der Arbeit sind.“ Sei es im Laden, bei der Produktion, in der Küche (für die heiße Theke und den Party-Service) oder bei der Büroarbeit. „Ich mache alles“, sagt die 28-Jährige und erzählt von ihrer Essens-Leidenschaft: Frikadellen und Schnitzel. „Die esse ich fast täglich.“ Man mag es angesichts ihrer zierlichen Figur nicht glauben. Theresa Veh: „Das sind die Gene.“