Arnsberg. . Offen, online, mehr Zusammenhalt: Arnsbergs Bürgermeister Hans-Josef Vogel zu seinem 60. Geburtstag optimistisch nach vorn.

  • Behörden müssen dem Vorbild des Online-Handels folgen.
  • Flüchtlinge stärken den Zusammenhalt der Städte.
  • Arnsbergs Bürgermeister Hans-Josef Vogel über die Zukunft der Kommunen.
  • Behörden müssen dem Vorbild des Online-Handels folgen.
  • Flüchtlinge stärken den Zusammenhalt der Städte.
  • Arnsbergs Bürgermeister Hans-Josef Vogel über die Zukunft der Kommunen.

Abwanderung und Alterung – das ist nach wie vor das Megathema ländlicher Räume wie Südwestfalen. Seit Jahrzehnten. Gehen die Menschen, gehen auch die Ärzte, die nicht mehr genügend Patienten finden. Gehen die Menschen, gibt es nicht mehr genügend Arbeitskräfte. Gehen die Menschen, müssen Schulen schließen – und noch mehr Menschen gehen oder andere wollen nicht herkommen. Ein Thema, das Bürgermeister Hans-Josef Vogel seit mehr als 20 Jahren beschäftigt. 37 Jahre war er alt, als er Stadtdirektor in Arnsberg wurde. Heute wird er 60. Ein Gespräch über die Zukunft – der Kommunen in Südwestfalen.

Zum ersten Mal seit Jahren ist die Stadt Arnsberg 2015 leicht gewachsen. Mit den Flüchtlingen hat man auch an Einwohnern gewonnen. Für Hans-Josef Vogel keine Trendwende. „Der demografische Wandel ist das Megathema – und wird es noch bis weit in die 2030er Jahre hinein bleiben“, sagt er. Um 14,7 Prozent wird Arnsberg schrumpfen von 73 000 Einwohnern auf annähernd 63 000 hat das Statistische Landesamt prognostiziert. Und dennoch blickt der Bürgermeister sehr zuversichtlich in die Zukunft.

Bürger als Co-Produzent

Denn man habe es geschafft, die Bürger zum „Co-Produzenten öffentlicher Leistungen“ zu machen. Dass sich die Menschen engagieren, ehrenamtlich mitarbeiten, das habe man in Arnsberg zum Beispiel unterstützt mit der Geschäftsstelle für Engagementförderung. „Der politische Bürger, der selbst gestaltet, der eigenständig und erfolgreich an Projekten mitarbeitet, das funktioniert hier besser, als ich mir es jemals vorgestellt habe“, sagt er.

So gut, dass man dieses Konzept nun sogar auf die Neubürger, also die Flüchtlinge, überträgt mit dem Modell „Neue Nachbarn Arnsberg“. Hier helfen Flüchtlinge einander, arbeiten mit der Stadtverwaltung an Lösungen. „Damit kommen sie auf einmal in eine ganz neue Rolle, werden selbst zu Helfern“, so Vogel. „In Potenzialen denken, statt in Defiziten“ – dieses Vorverständnis hält er nach wie vor für ein Rezept, um die Probleme anzugehen.

Verknüpfte Städte

„Wir brauchen zudem offene Städte im Sauerland“, fordert er weiter. „Städte, die die Nachbarwelt hereinlassen. Denn die Stadt ist hier nur noch in Zusammenhängen zu organisieren.“ Man benötige regional verknüpfende Städte, weil viele Institutionen aufgrund des demografischen Wandels von einer allein nicht mehr vorzuhalten seien. Krankenhäuser nennt er als Beispiel. Doch welche Kommune will schon Aufgaben abtreten? „Das ist die Aufgabe der Bürgermeister“, sagt Vogel. „Wenn es nicht mehr geht, muss eine Stadt die Aufgaben übernehmen.“

„Offene Städte“ – das bedeutet für Vogel aber auch, Flüchtlinge aufzunehmen – mit ihrem fremden Lebensstil. „Diese Menschen müssen wir hier lokal verankern“, fordert er. „Denn sonst werden wir den Megatrend des demografischen Wandels nicht in den Griff bekommen. Wir müssen diesen Zugewinn von außen endlich erkennen. Da kommen junge Leute, die mitmachen wollen und die neue Sichtweisen bringen.“ Die inklusive, offene Stadt habe eine Zukunft.

Vorbild Online-Handel

Weiter öffnen werden sich die Städte ohnehin durch die Digitalisierung – bis in die Stadtverwaltungen hinein: „All das, was wir im Online-Handel können, das müssen auch künftig die Verwaltungen leisten“, fordert er. „Der Bürger muss alles zu jeder Uhrzeit erledigen können. Die Verwaltungen hinken hinterher. Sie müssen der Bürgerschaft folgen“, betont er. Doch auch das könne man als Stadt kaum allein bewältigen.

Sozialer Zusammenhalt

Die offene Stadt ist nach Vogel dennoch gefestigt. Der soziale Zusammenhalt wird in Zukunft stärker, davon ist er überzeugt. Die Erfahrung mit den Flüchtlingen gibt seiner Meinung nach den Städten eine ganz neue soziale Qualität. „Die Zusammenarbeit mit den Flüchtlingen verändert die Gesellschaft“, sagt er. Der Blick werde wieder dafür geschärft, was wirklich zähle. „Es muss nicht immer mehr und immer schneller sein.“