Arnsberg. Sprengstoffdetonation im Steinbruch Lanwehr, ein Traktorunfall mit zahlreichen Verletzten und vermisste Kinder nach einem Ausflug zum Sorpesee. ...
... Was sich so dramatisch anhört, war in der Nacht zu Sonntag Drehbuch für eine Großübung der Jugendgruppen des Technischen-Hilfswerks.
Schon am Samstagmorgen waren die 90 Übungsteilnehmer aus Arnsberg, Soest, Lippstadt, Brilon, Paderborn und Warburg an der Unterkunft im Niedereimerfeld eingetroffen. Punkt 21.15 Uhr dann der Startschuss. Eine hochbrisante Ausgangslage erwartete die Jugendlichen:
Während die Feuerwehr bei einem Großbrand in der Arnsberger Innenstadt mit allen Kräften gebunden ist, überschlagen sich in der Leitstelle plötzlich die Notrufe. Im Bereich Herdringen werden seit Mittag vier Kinder vermisst. Eine Wandergruppe hört bei Einbruch der Dunkelheit Hilferufe aus dem Steinbruch unweit der Freilichtbühne.
Minuten später erschüttert eine schwere Explosion den Steinbruch Lanwehr unterhalb von Wennigloh. Mehrere auf dem Gelände spielende Kinder werden glücklicherweise nur leicht verletzt. Zeitgleich sind Kinder in Bruchhausen nach einem Traktorunfall schwer verletzt worden, einige Jugendliche werden von den Helfern aus der Ruhr gerettet. Ein Tagesausflug zum Sorpesee endet mit einem Großeinsatz der Polizei. Da zu befürchten ist, dass Kinder ins Wasser gefallen sind, werden THW und DLRG-Tauchergruppe alarmiert.
Da die Kräfte des THW Ortsvereins Arnsberg für eine solche Vielzahl an Schadensfällen nicht ausreicht, fordert die Einsatzleitung weitere Einheiten aus dem Geschäftsstellenbereich an. Sammelplatz für die teils nicht ortskundigen Helfer ist die ehemalige Bundesstraße 7 unterhalb der Firma Perstorp. Von dort aus werden die Einsatzkräfte über Funk zu den einzelnen Einsatzstellen abgerufen.
An der Bruchhausener Ruhrbrücke haben die Retter die Lage schnell im Griff, lediglich der Traktorfahrer ist schwer verletzt, es besteht aber keine Lebensgefahr. Anders die Situation im Steinbruch Herdringen. Hier sind spielende Kinder auf die Schotterhaufen geklettert, die plötzlich abzurutschen drohen. Aus Angst flüchten die Jungen und Mädchen immer weiter hinauf, ein Kind verkriecht sich in der Schaufel eines Radladers und muss später mit der so genannten Schleifkorbtrage aus über zehn Metern Höhe gerettet werden.
Mittlerweile ist es fast Mitternacht, immer noch sind die jungen THW-ler an den vier Einsatzstellen tätig. Doch statt Kopflosigkeit regiert Organisation von A bis Z. Das muss auch so sein, müssen doch die Helfer bei einer solch großen und überregionalen Schadenslage an einem Strang ziehen. "Rettung und Behandlung von Verletzten sowie Absichern und Ausleuchten der Unfallstellen ist Hauptmerkmal dieser Nachtübung", erklärt Arnsbergs Ausbildungsbeauftragter Matthias Hollmann vor Ort.
Abgekämpft kommen die jungen Retter irgendwann am frühen Sonntagmorgen wieder in der Unterkunft an. Und dann heißt es erst mal eine Mütze voll Schlaf nehmen. Nach einem zünftigen Frühstück ging es gestern Mittag dann wieder zurück in die Standorte.
Die Gesamtübungsleitung hatten Ralf Junker und Maike Mairing vom Ortverein Arnsberg.