Arnsberg. (gie) Die städtische Unterkunft für Asylbewerber in der Hammerweide 36 ist von Kakerlaken befallen. ...
... Die Ratsfraktion der Grünen spricht nach einer Ortsbesichtigung von katastrophalen hygienischen und menschenunwürdigen Verhältnissen und hat die Untere Gesundheitsbehörde informiert. Die Stadt will nun zügig Abhilfe schaffen.
Die Kakerlakenpopulation, heißt es in dem Schreiben der Grünen an die Gesundheitsbehörde in Meschede, zeuge von "idealen Lebensbedingungen für diese Tiere, aber nicht für Menschen". Denn Kakerlaken würden als Gesundheitsschädlinge gelten, die aufgrund ihrer Lebensweise sowohl human- als auch veterinärmedizinisch bedeutsame Krankheitskeime verbreiten könnten. Wie zum Beispiel Schimmelpilze, Typhus, Cholera, Ruhr, Hepatitis B oder gar Kinderlähmung.
In dem gesamten Gebäude, so die weitere Bestandsaufnahme der Grünen-Fraktion, blühe zudem der Schimmel, die Wände seien offensichtlich permanent durchfeuchtet und die sanitären Anlagen ließen sich von den Bewohnern kaum noch in einen hygienisch vernünftigen Zustand bringen, weil Abflüsse verstopft seien.
So sei das Raumklima des Hauses trotz permanenter Durchlüftung vom Geruch der Feuchtigkeit geprägt - mit den "üblichen Ausblühungen und Farbabblätterungen" an den Wänden. Fehlende Abdeckungen an Rohrleitungen würden Geruchsbelästigungen und weitere hygienische Risiken verursachen. Hinzu komme, heißt es in dem Schreiben weiter, dass die elektrischen Installationen fast durchweg zerstört seien, Kabel offen lägen und beim Betätigen der Schalter die Gefahr bestehe, einen Stromschlag zu bekommen.
Fazit der Grünen: "Aufgrund der vorgefundenen Zustände sehen wir tatsächlich die Möglichkeit der Seuchengefahr." Es müsse daher möglichst schnell für eine menschenwürdige Unterbringung der dort lebenden Flüchtlinge gesorgt werden.
"Selbstverständlich werden wir unverzüglich reagieren", erklärte dazu gestern Bürgermeisteramtsleiter Bernd Wisser auf Anfrage der WP. "Wir haben bereits Mitarbeiter vor Ort, die das Ausmaß der Schäden und des Ungezieferbefalls prüfen." Und die Stadt werde dafür Sorge tragen, dass die derzeit rund 20 Bewohner der Hammerweide 36 Anfang kommender Woche auf die Unterkünfte in Oeventrop und Hüsten verteilt werden. "Dann bekämpfen wir das Ungeziefer intensiv."
Allerdings, sagte Wisser ganz klar, würden die städtischen Wohnheime auf der Hammerweide, in Oeventrop, Neheim und Hüsten regelmäßig aufgesucht, um dort jegliches Getier zu beseitigen. Durch intensive Reinigung und Desinfektion. "Mindestens einmal im Monat, meist aber häufiger. Die Bekämpfung der Schädlinge kann natürlich nur mit Vorsicht angegangen werden, weil hier Menschen wohnen."
Dennoch lasse sich ein Ungezieferbefall nie ganz ausschließen. Denn ein Teil des Problems liege auch in dem oft "unvorsichtigen Umgang mit Lebensmitteln vor Ort". Außerdem könnten zum Beispiel Kakerlaken leicht eingeschleppt werden - zum Beispiel durch Kartons oder Koffer.
Gleichwohl werde die Stadt alles daran setzen, dass die Verhältnisse in der Hammerweide 36 wieder in Ordnung kämen. Dazu würden auch die genannten Beschädigungen zählen. "Von letzteren erfahren wir ja nur, wenn wir darüber informiert werden. Schließlich dürfen unsere Mitarbeiter die Wohnungen nicht einfach betreten."