Arnsberg. . Showroom mit angeschlossener Manufaktur oder umgekehrt: Was macht die Firma Wesco, die für ihre Abfalleimer und Brotkästen bekannt ist, mit Möbeln?
Wer sich in der Villa Wesco im Arnsberger Ortsteil Hüsten nach Haushaltswaren, vom Abfalleimer bis zur Zuckerdose, umschaut, dem wird die ehemalige Lagerhalle daneben nicht entgehen. Wer sie betritt, glaubt in einem Möbelhaus der Oberklasse zu stehen: Tische, Sitzmöbel, Sideboards, passende Dekoration.
Sehr viel wird unter "Aluments" per Hand selbst hergestellt
Was er nicht weiß: Das meiste wird unter dem Markennamen Aluments im Haus per Hand selbst hergestellt - und nicht großindustriell in einem Billiglohnland. „Als wir die Villa gekauft haben, war das die perfekte Bühne, aber der Platz reichte nicht“, sagt Wesco-Marketingchefin Petra Ohlmeyer (50) mit entwaffnendem Lächeln. „Also nahmen wir die alte Lagerhalle dazu und bauten sie um.“
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Showroom mit angeschlossener Manufaktur oder umgekehrt - je nachdem, wie man es sieht. Was macht eine Firma, die für ihre Abfalleimer und Brotkästen bekannt ist, mit Möbeln?
Dazu gekommen wie die Jungfrau zum Kind
„Wir sind dazu gekommen wie die Jungfrau zum Kind“, betont Petra Ohlmeyer. „Wir sind vor fünf Jahren von der Küchenmöbelindustrie angesprochen worden, ob wir Standfüße für Tischplatten machen können, haben dann die Maschinen dafür angeschafft und festgestellt, dass wir noch mehr machen könnten: Die Alu-Profile für den gesamten Unterbau.“
Arnsberg und Sundern auf der Ambiente
In der Zwischenzeit haben die Mitarbeiter in Manufaktur (10) und Ausstellungshalle heraus, was gut läuft und ihr Programm ausgeweitet: Alu-Profile in Silber, Schwarz oder Edelstahl gebürstet. Tischplatten aus Glas, Keramik, Kunststoff, Graphit oder Holz. Und darunter so exotische Hölzer wie Wildeiche, Wildnussbaum oder Irocko, eine Tropenholzart. Alles ist miteinander kombinierbar. Und Sitzbänke mit allen möglichen Ledersorten. „Das hat durch Mundpropaganda Eigendynamik bekommen“, sagt Petra Ohlmeyer. „Wir stellen nicht nur hin, sondern dekorieren auch. Inzwischen kommen Besucher aus dem ganzen Bundesgebiet zu uns.“
Keine Maschine gibt einen Takt vor bei Wesco
Wer will, kann das Entstehen der Möbel durch große Fenster beobachten: Kein Fließband läuft, keine Stoppuhr tickt, keine Maschine gibt einen Takt vor. Die Mitarbeiter bearbeiten die angelieferten Alu-Profile, bohren Löcher für die Schrauben, befestigen, wo möglich, mit Spezialkleber - keine Schweißnaht soll den hochwertigen Eindruck trüben. Ersetzt werden so die im Ausstellungsraum verkauften Möbel mit Standardmaßen. Produziert wird aber auf Kundenwunsch jedes gewünschte Sondermaß - gängig ist etwa bei Esstischen eine Länge zwischen 1,60 und drei Meter, erklärt Ohlmeyer.
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Das ganze Aluments-Programm macht ihren Worten zufolge nur einen Anteil von ein bis zwei Prozent am Wesco-Gesamtumsatz aus, ist aber ein nicht zu unterschätzender Image-Träger: „Wohnen, Ambiente, Einrichten hat etwas mit Lifestyle zu tun. Die Leute wollen nicht 08/15.“
Wesco hat Mallorca im Blick
Was in Arnsberg inzwischen gut funktioniert - im Monat werden etwa 30 bis 40 Teile verkauft, Tische liegen je nach Material zwischen 500 und 5000 Euro - soll künftig auf Mallorca ausgeweitet werden. Dort leben 30.000 in der Mehrzahl nicht ganz unvermögende deutsche Residenten, die Wesco im Blick hat. Im kleinen Ort Santa Maria ist bereits ein Haus gekauft und eins angemietet. Dort hofft das Unternehmen, komplette Innenausstattungen verkaufen zu können. Nächstes Jahr soll es losgehen.
Eine Geschichte gibt Ohlmeyer gern zum besten: Einem Kunden aus München gefiel ein sehr großer, edler Esstisch so gut, dass er ihn kaufte und bat, ihn zunächst einzulagern. Erst musste das dazu passende Wohn- und Esszimmer fertig sein.