Neheim/Werl. . Die Polizei hatte keine Wahl: Die Autobahn musste nach dem Unfall für vier Stunden gesperrt werden. Probleme mit Gaffern gab es indes nicht.

Vier Stunden lang war die Autobahn 445 zwischen der Anschlussstelle Wickede und der Abfahrt Neheim in Fahrtrichtung Brilon am Sonntagnachmittag nach einem tödlichen Motorradunfall voll gesperrt gewesen (wir berichteten). Die Versorgung der Unfallopfer und eine offenbar aufwändige Spurensicherung ließen der Autobahnpolizei und der ermittelnden Staatsanwaltschaft keine andere Wahl.

Eine kilometerlange Auto-Kolonne saß an diesem sonnigen Sonntag hinter der Unfallstelle fest. Die Stau stehenden Menschen verließen ihre Fahrzeuge, schauten neugierig nach vorne und vertrieben sich die Zeit auf der Autobahn. Bilder wie von den großen Staus der Urlaubszeit - diesmal aber mit ganz traurigem Hintergrund. Denn: Kurz vor der Abfahrt Neheim war ein 54-jähriger Bergkamener mit seinem Motorrad tödlich verunglückt. Sein 17-jähriger Sohn musste schwer verletzt mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus Lünen geflogen werden.

Aus noch ungeklärter Ursache war die Suzuki, die nach Zeugenaussagen auf der linken Fahrspur unterwegs gewesen war, nach links von der Fahrbahn in Richtung Mittelplanke abgekommen. Am Tag eins nach dem tödlichen Unfall erinnern grüne Farbstreifen auf der Fahrbahn an den tragischen Unfall. Sie zeichnen den Unglücksweg in den letzten Sekunden des Lebens des 54-Jährigen nach.

Verkehr wurde zurückgeführt

Die Spurensicherung bedurfte Zeit, weshalb die Autobahn auch voll gesperrt bleiben musste. „Sonst lassen wir den Verkehr ja an der Unfallstelle vorbei abfließen, sobald wir ausreichend Platz haben“, erklärt Autobahnpolizeisprecherin Cornelia Weigandt. Das ging diesmal nicht. Irgendwann entschied sich die Polizei, den Verkehr zurückzuführen.

Die „Rückführung“ ist ein polizeitechnischer Begriff und bedeutet, dass die Autos angeleitet und kontrolliert wenden dürfen und bis zur gesperrten Auffahrt in Gegenrichtung zurückfahren dürfen. „Wir weisen aber ausdrücklich darauf hin, dass das nur unter Polizeiaufsicht und nach Anordnung passieren darf“, sagt Cornelia Weigandt. Leider komme es auch immer mal vor, dass ungeduldige Autofahrer, die in einer Vollsperrung festsitzen, diesen Weg auf eigene Faust suchen. Sie werden dann zum lebensgefährlichen Geisterfahrer.

Notruf geht bei HSK-Polizei ein

Auf der A445 floss am Sonntag allerdings kurz nach dem Unfall in Fahrtrichtung Brilon kein Verkehr mehr nach. Die Sperrung wurde im Verkehrsfunk durchgesagt. Und der Verkehr an der Anschlussstelle Wickede von der Autobahn geführt. Der Verkehr ins Sauerland suchte sich von dort seinen Weg über Wickede und Voßwinkel oder über Waltringen, Ense-Bremen und Höingen zur Auffahrt nach Neheim.

„Hier gab es natürlich höhere Verkehrsbelastungen“, so Polizeisprecher Ludger Rath von der Kreispolizei Hochsauerland, „aber an einem Wochentag hätte das verheerendere Konsequenzen gehabt“. Dann, wenn auch der Schwerlastverkehr quasi im Minutentakt seinen Weg ins Sauerland über die A445 einschlägt. Bei der HSK-Polizei war der erste Notruf am Sonntagnachmittag per Handy eingegangen. Ansonsten war die Polizei aus dem Hochsauerlandkreis nicht in den Einsatz involviert gewesen. Die Kapazitäten der Autobahnpolizei waren ausreichend.

Keine Gaffer

Die Autofahrer auf der A445, die während der Bergungsarbeiten nach dem Unfall auf der Gegenfahrbahn unterwegs gewesen waren, haben sich weitestgehend vorbildlich verhalten. „Wir haben keine Probleme mit Gaffern gehabt“, betont eine Sprecherin der zuständigen Autobahnpolizei in Dortmund. Das sei leider nicht immer an den Unfallstellen der Fall gewesen. In Facebook-Gruppen war über Gaffer-Verhalten an der Unfallstelle geklagt worden. Zwar reduzierten auf der Gegenfahrbahn Fahrzeuge leicht ihre Geschwindigkeit. Von „Gaffern“ könne aber keine Rede sein.