Südwestfalen. Die Bundesregierung überlegt, den Steuerbonus auf Handwerksleistungen zu kürzen. Die südwestfälische Handwerkskammer wettert dagegen.

Das südwestfälische Handwerk läuft Sturm gegen die von der Bundesregierung diskutierte Kürzung des Steuerbonus’ auf Handwerksleistungen. Damit kann der Arbeitslohn von Handwerkern von Privatleuten steuerlich geltend gemacht werden.

„Ein Konjunkturprogramm für Schwarzarbeit“, so Markus Kluft von der Handwerkskammer Südwestfalen in Arnsberg. Bis jetzt führe die Absetzbarkeit haushaltsnaher Dienstleistungen zu einer Verminderung der Steuerschuld und damit zu Einspareffekten beim Auftraggeber. „Fällt das weg, so ist kein Anreiz mehr da, etwas legal machen zu lassen“, betonte Kluft. Dies führe zu einer Förderung der Schattenwirtschaft, die trotz eindeutiger Urteile des Bundesgerichtshofs zur Gewährleistung nicht abnehme. Im Gegenteil. „Das hat relativ wenig gebracht.“

Kluft zufolge warnt das Handwerk in der Region vor der Verwirklichung der Pläne: „Hände weg vom Steuerbonus.“ Die Folge seien der Wegfall von Sozialabgaben, mehr Mini-Renten. Und: „Die tatsächlichen Kosten gehen weit über den Tag hinaus.“

Abhängig von der Tätigkeit

Schwarzarbeit ist sehr tätigkeitsabhängig. „Beim Pflastern des Zugangs zum Haus ist der Privatmann großzügiger als beim Einbau einer Heiztherme“, merkte Kluft an. Kleinteilige Aufträge seien besonders betroffen: Fliesen legen, tapezieren, streichen, Lampen aufhängen, Autoreparaturen, Reinigung. Sicherheitsrelevante Dinge wie Heizungen oder das Dachdecken weniger - allein wegen der Gefahr für den Schwarzarbeiter.

Keine Prognose hinsichtlich der Zunahme von Schwarzarbeit bei einer Gesetzesänderung will Christoph Bühner abgeben, bei der Stadtverwaltung Iserlohn in der Abteilung Wirtschaftsdelikte tätig, die als besonders effektiv bei der Verfolgung von Schwarzarbeit gilt. „Ich erwarte keine große Veränderung“, sagt er und nennt als Schwerpunkte Maler, Stuckateure, Klempner, Elektriker.

„Beide, Auftraggeber und Handwerker, handeln ordnungswidrig, und das ist kein Kavaliersdelikt“, macht er klar. Hinweise kämen oft aus der Nachbarschaft, die es nicht gern sieht, wenn jemand günstiger baut oder von Unternehmern, die nicht zum Zuge kamen. „Wir gehen dem nach.“ Die Bußgelder können happig ausfallen, laut Bühner sind es in schweren Fällen bis zu 50.000 Euro plus Gewinnabschöpfung.

Wirksames Instrument

„Das einzige wirksame Instrument gegen die Zunahme der Schwarzarbeit“, nennt Andreas Fabri, leitender Geschäftsführer der Handwerkerschaft im Märkischen Kreis, die bisherige Regelung. Eine Veränderung wäre für das südwestfälische Handwerk „ein Schlag ins Kontor“, wenn auch keine Existenzbedrohung.

Der größte Verlierer aber wäre der Staat, so Fabri. Deshalb zeigt er sich zuversichtlich, dass es mit Blick auf die zusätzliche Absetzbarkeit energetischer Gebäudesanierung zu keiner Kürzung kommt. „Man wird Pflichtleistungen herausnehmen wie die des Schornsteinfegers. Das sehen wir ganz entspannt.“