Stockum.

Jeder weiß, wo er am 9. November 1989 war, auch der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Ferdi Tillmann aus Dörnholthausen. Denn der heute 82-Jährige stand am Rednerpult im Bonner Wasserwerk, das vergisst man nicht: „Wir debattierten gerade über das Vereinsförderungsgesetz, da verlas der Kollege Spilker von der SPD die Meldung, dass es nun wohl Reisefreiheit in der DDR geben werde“, erinnert sich Tillmann an den historischen Abend im Ausweichquartier des Bundestages.

Zunächst an Tagesordnung gehalten

Die Überraschung bei den Abgeordneten war groß, dennoch ging man zunächst zur Tagesordnung über. Als dann Tillmann an der Reihe war, bewertete er die Nachricht im Vorspann seines Redebeitrages (siehe Infobox): „Angesichts der sensationellen Meldung mag es dem einen oder anderen Zuhörer dieser Debatte als kleinkariert erscheinen, dass wir uns hier weiter, als ob nichts geschehen sei, um Pauschalen in der Größenordnung von 2400 oder 3800 D-Mark streiten (…). Dies ist eine sehr wichtige und erfreuliche Nachricht für alle Bürger in beiden Teilen Deutschlands, die sich dem Sport verbunden fühlen.“ Tillmann sprach dann die Hoffnung aus, dass in Zukunft die Erstellung eines gemeinsamen Sportkalenders nicht mehr so schwierig sein werde. Doch dann ging es auch bei ihm weiter um das Vereinsfördergesetz.

Reisefreiheit kam überraschend

Die Reisefreiheit, so sieht er es im Gespräch mit unserer Zeitung, sei – trotz des wochenlangen Rumorens – überraschend gekommen: „Den Mauerfall hat kein Mensch in der Regierung geahnt, die Geheimdienste wussten auch nichts davon“, berichtet Tillmann aus dem November 1989. Dieses berühmte „Ich denke sofort“ von Günter Schabowski sei vielleicht ein Fehler oder ein Versprecher gewesen: „Aber der Satz hat die Welt verändert“, beurteilt Tillmann heute die Situation an diesem Abend vor 25 Jahren. Deshalb habe er dies, „als ich dran war“ auch aufgenommen.

Tillmann erinnert sich auch noch an einen ziemlichen Ärger, den er verspürt habe: „Denn Bundestagspräsidentin Annemarie Renger hat nach Ende der zweiten Lesung die Debatte beendet: Das war schade, denn noch fünf bis zehn Minuten für die dritte und vierte Lesung hätten gereicht, um das Vereinsgesetz auf den Weg zu bringen. Wir hatten lange dafür gekämpft in der CDU.“ Aber einige Tage später habe das Gesetz dann doch alle Hürden genommen.

Und an noch etwas erinnert sich Ferdi Tillmann: „Für das folgende verbürge ich mich, dass es so war: Am Ende der Sitzung sind dann zwei Abgeordnete aufgestanden und haben das Deutschlandlied angestimmt. Fast alle haben eingestimmt, bis auf ein paar Grüne.“

Schlusswort des CDU-Politikers zum denkwürdigen 9. November vor 25 Jahren: „Die Einheit ist da, aber die Einheit in den Köpfen, das ist etwas ganz anderes.“