Winterberg. (rah) Die einen standen vor dem Eingang der Bobbahn Schlange, die anderen waren nicht ganz so zahlreich wie erhofft auf den Marktplatz gekommen. Stefan Raabs „TV total Wok-WM 2009” hielt Winterberg am Samstagabend auf jeden Fall in Atem.

Samstag, 18.30 Uhr, an der hell erleuchteten Bobbah: Von den Parkplätzen strömten die Raab-Fans in Richtung Eingang. Dort durften sie aber erstmal mit vielen Gleichgesinnten fröhlich frieren, denn die Summe aus rund 5000 Schaulustigen und nur einem geöffneten Eingang ergibt eine ziemlich lange Schlange. Allerdings, so die ersten Einschätzungen der wok-erfahrenen Polizeibeamten, sei das bei den zwei ersten Weltmeisterschaften herrschende Chaos diesmal ausgeblieben. „Es war wesentlich ruhiger”, so das erste Fazit.

Winterberg,Wok-WM 2009,Zuschauer im Zielbereich, Foto : Gerd Lorenzen
Winterberg,Wok-WM 2009,Zuschauer im Zielbereich, Foto : Gerd Lorenzen © WP

Ein Grund war sicher die Reduzierung der Tickets auf 5000. In den Jahren 2005 und 2003 waren es mit rund 7500 deutlich mehr. Insgesamt 37 Beamte der Polizei aus dem HSK waren im Einsatz. Neben ihnen sorgte allein die Produktionsfirma mit rund 80 Sicherheitskräften und rund 600 Helfern für reichlich Beschäftigung. Die Feuerwehr unterstützte das TV-Spektakel mit 45 Leuten, das DRK mit rund 30. Das Bobbahn-Team hielt die Eisrinne wie bei Bob- und Rodel-Titelkämpfen üblich auch am Samstag optimal in Schuss. Polizei und Feuerwehr meldeten am Sonntag keine gravierenden Ereignisse rund um die Gaudi-Weltmeisterschaft. Lediglich die zum Teil glatten Wege am Eiskanal sorgten für einige Stürze und blaue Flecken.

Winterberg,Wok-WM 2009,v.l.: Cora Schumacher und Erik Zabel im Zielbereich Foto : Gerd Lorenzen
Winterberg,Wok-WM 2009,v.l.: Cora Schumacher und Erik Zabel im Zielbereich Foto : Gerd Lorenzen © WP

Wer von den Raab-Pilgern gut beraten war, der floh kurz aus der Schlange vor dem Eingang und deckte sich mit Glühwein oder Tee ein. Besonders Heißgetränke waren heißbegehrt, so mancher Gast aus den frühlingshaften Niederungen war im winterlichen Winterberg doch eher zu leicht bekleidet. Wenige Meter vor dem Ende des „fröstelnden Lindwurms” wurden tatsächlich auch Rest-Tickets gehandelt. 40 Euro kostete das Stück für knapp 3,5 Stunden Unterhaltung mit prominent gefüllten Reisschüsseln eine Stunde vor Beginn.

Aus Koblenz angereist

Schwarzmarkt-Tickets benötigten Dominik und seine Truppe nicht. Das Quintett war eigens am Nachmittag aus Koblenz angereist und heizte sich am Glühwein-Stand zumindest innerlich ein. „Klar sind wir Raab-Fans. Er macht gute Unterhaltung und ist lustig. Da kann man abschalten”, grinste Frank. Auch bei Raabs „Stock Car Race” in Düsseldorf sei man gewesen. „Der Eintrittspreis von 28 Euro ist zweitrangig. Wir sind live dabei und haben Gaudi”, erklärte Dominik. Die Arbeitskollegen hatten noch eine lange Nacht vor sich. Nach dem Wok-Spektakel wollten sie in die Diskothek und dann im Auto schlafen. Bei den Temperaturen wahrscheinlich eng aneinander gekuschelt.

Winterberg,Wok-WM 2009,Zuschauer im Zielbereich, Sonya Kraus macht Fotos mit den Fans Foto : Gerd Lorenzen
Winterberg,Wok-WM 2009,Zuschauer im Zielbereich, Sonya Kraus macht Fotos mit den Fans Foto : Gerd Lorenzen © WP

Unterdessen wurde bei der ersten Werbe-Unterbrechung auf dem Marktplatz gefachsimpelt. Wer den Weltmeistertitel holen sollte, das entschied bei den weiblichen Fans mitunter auch die Augenfarbe. Klar, dass der nette Stabhochspringer Tim Lobinger oder der coole Surfer Björn Dunkerbeck in der Gunst weit vorne lagen. Bei den Herren der Schöpfung wurde eher die Aufbereitung der Pfannen oder die Athletik der Protagonisten bewertet. Ob Amy MacDonald gesungen hatte oder nicht, war egal.

„Zuhause kann jeder”

Ohnehin wechselte die mehr oder weniger frierende Fangemeinde in der Innenstadt fast minütlich. „Kommen, gucken, gehen” - so lautete das Motto. Je später der Abend, desto weniger hielten allerdings aus. Es gab aber auch ganz hartgesottene Wok-Fans. „Zuhause kann jeder” hörte man und wusste, der ein oder andere würde wohl bis Mitternacht bleiben. Das Public Viewing (frei übersetzt: „Gemeinschaftliches fernsehen”) in der Unteren Pforte lockte so richtig nur bis zur ersten Werbepause.

Dann waren die Minusgrade trotz Glühwein eine Party-Bremse. Erst kurz vor Beginn der Live-Übertragung kam etwas Leben in die Pforte. Das Publikum saß bis dahin lieber in den warmen Kneipen ringsherum, als sich im Freien auf Raab und Co. in Einer- und Viererwoks einzustimmen. Auch die sommerlichen Impressionen des „Winterberg Imagefilms” auf der Großbildleinwand der Sparkasse waren kein Argument, um den Platz am Ofen zu verlassen.

Was bleibt, ist insbesondere jede Menge Image-Werbung für Winterberg via TV vor, während und nach der Weltmeisterschaft sowie einige tausend zusätzliche Übernachtungen für die Region. Auch das Public Viewing hat vielleicht noch eine weitere Chance, schließlich sind im Jahr 2010 Olympische Winterspiele in Vancouver.

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