Bigge. Wer von Bigge mit dem Zug nach Winterberg will, muss Zeit einplanen. Ein weiter Weg bis zum einzigen Fahrkartenautomat auf der anderen Seite.

Wer vom Bigger Bahnhof mit dem Zug nach Winterberg will und auf den letzten Drücker kommt, hat derzeit schlechte Karten. Denn dann noch eine Fahrkarte zu bekommen, das könnte zum fast aussichtslosen Unterfangen werden.

Eigentlich ist der neue Bahnsteig nach dem Umbau zur Zweigleisigkeit sehr schön geworden: einladend und eine Visitenkarte für das Strunzertal. Hoffentlich bleibt das so und die Vandalen stehen nicht schon in den Startlöchern, hoffen vor allem die Bigger.

Allerdings darf ein dickes Manko nicht verschwiegen werden: Es fehlt auf dem Bahnsteig in Richtung Winterberg ein Fahrkarten-Automat!

Wenn da der Fahrgast einen Fahrschein lösen will, hat er einen weiten Weg vor sich. Es sei denn, der Kunde der Deutschen Bahn AG hat sich in weiser Voraussicht (oder aus Ortskenntnis) schon vorher beim Service-Schalter der Bahn bei der Olsberg-Touristik ein Ticket besorgt.

Auf den Punkt gebracht heißt das: „Wer ohne Fahrschein auf dem Bahnsteig ankommt, muss zum Lösen der Fahrkarte bis zum Automaten auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig in Richtung Hagen laufen. Zunächst bis zur Stadionstraße, dann über den Bahnübergang auf den anderen Bahnsteig. Dann am Automaten die Fahrkarte lösen, wobei man das Fahrgeld schon nahezu passend haben sollte. Ohnehin ist der Fahrkartenautomat ein hochkomplizierter Zeitgenosse und wer nur äußerst selten mit der Bahn fährt, könnte beim Lösen so seine Probleme haben.

Hat alles geklappt, geht’s den gleichen Weg zurück, das dürften alles in allem rund 400 bis 500 Meter sein. Wenn man dann Pech hat, sind die Schranken schon unten und der Regio-Express fährt gerade ein. Das könnte durchaus knapp werden, aber der Fahrschein gilt auch noch für den nächsten Zug nach Winterberg. Oder auch den Bus.

Fast ein Jahrhundert zweigleisig gefahren

Fast ein Jahrhundert war der Bahnsteig am Bigger Bahnhof aus dem Jahr 1902 zweigleisig. 1999 baute die Deutsche Bahn AG das Gleis aus Rentabilitätsgründen ab und die Züge (oder Triebwagen nach Winterberg) begegneten sich in Siedlinghausen.

In einer umfangreichen Baumaßnahme wurden die Gleise neu verlegt und der Bigger Bahnhof zum Kreuzungsbahnhof. Die Kosten schlagen, einschließlich des neuen, barrierefreien, 170 Meter langen Bahnsteigs mit 5 Mio. Euro zu Buche.

Früh dran sein

Ein Fahrkarten-Automat auf dem Bahnsteig in Richtung Winterberg ist bei diesem einige Millionen teuren Projekt auch in Zukunft nicht vorgesehen, denn auf Anfrage unserer Zeitung teilte ein Sprecher der Deutschen Bahn AG mit: „Der Aufgabenträger, der Zweckverband Ruhr-Lippe, hat für den Bahnhof Bigge nur einen Automaten bestellt.“ Und der steht nun einmal auf dem anderen Bahnsteig in Richtung Hagen. Auch auf die Frage, ob der Fahrgast sich denn nun im Zug eine Karte lösen könnte (wie das früher möglich war), gab es eine negative Antwort vom Bahnsprecher: „Das Lösen von Fahrausweisen im Zug ist nicht vorgesehen.“ Wohl auch nicht, wenn der Automat defekt ist, wie kürzlich beim Fototermin auf dem Bahnsteig.

Das abschließende Fazit kann nur heißen: „Wer von Bigge mit dem Zug nach Winterberg will, der muss ganz schön früh dran sein.“