Brilon. . Die CDU hat im neuen Rat der Stadt Brilon zwar 50 Prozent der Mandate und ist somit die mit Abstand stärkste Fraktion. Das nützt ihr aber wenig. Denn SPD, FDP, BBL und der Ratsherr der Linken haben sich auf eine Kooperation geeinigt, die mit SPD-Bürgermeisterstimme mehrheitsfähig ist.
Die ersten Pflöcke für die kommenden sechs Jahre sind geschlagen. Der Wähler hat der CDU im Rat der Stadt Brilon zwar 50 Prozent der Mandate gegeben, die ersten Polit-Scharmützel sind allerdings an die große Opposition aus SPD, FDP, BBL und Linker gegangen.
So setzte sich der Vierer-Pakt dank des Votums von Bürgermeister Dr. Christof Bartsch mit seinem Wunsch nach drei Bürgermeister-Stellvertretern durch. Argument: Die „neue Verwaltungsspitze“, so SPD-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Kleineberg, werde die „repräsentativen Aufgaben vor allem bei den Stellvertretern“ ansiedeln. Auch BBL-Stadtrat Reinhard Loos sagte, dass sich der Nachfolger von Franz Schrewe „mehr um die Verwaltung kümmern“ werde und deshalb von repräsentativen Aufgaben entlastet werden sollte.
CDU-Sprecher Eberhard Fisch hatte vorgerechnet, dass die bisherige dritte Bürgermeister-Stellvertreterin, Heidrun Rickert (FDP), „deutlich unter 20 Einsätze“ in fünf Jahren gehabt habe. Angesichts der für dieses Amt geltenden Aufwandsentschädigung habe somit „jeder Einsatz etwa 1000 Euro gekosten!“ Für die Wahl waren zwei Listen eingereicht worden: Auf jener der CDU stand nur ihr in der Bürgermeisterwahl unterlegener Spitzenkandidat Holger Borkamp, auf der zweiten SPD-Ratsherr Ludger Böddeker und BBL-Stadträtin Christiana Kretzschmar.
Zweimal: „Ich bin dagegen“
In geheimer Wahl galt es, die jeweilige Liste anzukreuzen, wobei der Stimmzettel auch eine dritte Option enthielt: „Ich bin dagegen“.
Das waren - staunende Gesichter auf allen Seiten! - in der Tat zwei Ratsmitglieder. Denn statt des erwarteten 20:19-Votums erhielt die SPD-Liste eine 19:18-Mehrheit.
Alle Mann an Bord hatte das Vierbündnis bei der Besetzung der Ausschüsse. Wobei aus der wenige Tage alten Ankündigung der SPD, mit FDP, BBL und dem Stadtrat der Linken eine Zählgemeinschaft einzugehen, nichts wurde. Denn es sei in der Rechtsliteratur „strittig“, so Bürgermeister Dr. Bartsch, ob ein einzelner Ratsherr ohne Fraktionsstatus in eine Zählgemeinschaft aufgenommen werden könne. Deshalb kündigte SPD-Fraktionssprecher Hubertus Weber auch nur eine Zählgemeinschaft von SPD, FDP und BBL an - worauf der umworbene Stadtrat der Linken, Reinhard Prange, „nur für diesen Zweck“ seinen Beitritt zur SPD-Fraktion erklärte. Was die CDU mit Beifall quittierte.
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Da bei der Besetzung der Ausschüsse der Bürgermeister nicht mitstimmen darf, musste das Los darüber entscheiden, welche Seite als erstes Zugriff auf die Ausschussvorsitze hatte. Und dabei zog die CDU zum zweiten Mal an diesem Tag den Kürzeren. Denn das Vierer-Bündnis schnappte sich den wichtigen Bau- und Planungsausschuss, den zuletzt Karin Bange von der CDU geleitet hatte.
Das Gremium übernimmt künftig Alice Beele aus Hoppecke: Anerkennung für das 71,8-Prozent-Traumergebnis für die Ortsvorsteherin. Aber zugleich auch fraktioneller Fugenkitt, um die knappe Mehrheit zu festigen. Hat Alice Beele doch in der Vergangenheit gerne mal den Parteipfad verlassen. Bei der aktuellen Konstellation kommt es aber auf jede Stimme an.