Marsberg. Der Rat Marsberg hat in seiner kostituierenden Sitzung den neuen Bürgermeister Klaus Hülsenbeck vereidigt, seinen Vorgänger Hubertus Klenner verabschiedet, die Stellvertreter gewählt, die Ausschüse gebildet und verdiente Ratsmitglieder geehrt. Und: Der Rat muss zur Kenntnis nehmen, dass der Haushalt 2015 nicht genehmigt wird.

Gerade waren der neu gewählte Bürgermeister und der neu zusammengestellte Rat der Stadt Marsberg vereidigt und in ihre neuen Ämter eingeführte, da holte sie alle die Realität auf den Boden der finanziellen Tatsachen zurück. „Ich muss Ihnen heute schon sagen, dass der Haushalt für 2015 keine Genehmigung bekommen kann“, sagte der neue Bürgermeister Klaus Hülsenbeck in seiner Antrittsrede.

Weil in ganz Nordrhein-Westfalen nur dann eine Genehmigung erteilt werden könne, wenn der Jahresabschluss für 2012 vorliege. So will es ein neuer Erlass des Innenministeriums vom 12. Mai. Und da zurzeit am Abschluss 2009 gearbeitet wird, könne der Zeitplan, der von der Bezirksregierung eingefordert wurde, bis zum 30. Juni 2015 alle Jahresabschlüsse vorliegen zu haben, auch nicht eingehalten werden. Die Stadt nimmt freiwillig am Stärkungspakt Stadtfinanzen teil und erhält für ihre Sparmaßnahmen einen gestaffelten Zuschuss von 6,2 Mio. Euro. Die Konsolidierungshilfen für 2013 und 2014 über 1,54 Mio. Euro sind schon auf später verschoben.

Der Abschluss 2009 ist das Fundament für die nachfolgenden Abschlüsse. Hochmotivierte Mitarbeiter in den richtigen Organisationsstrukturen in der Kämmerei seien allerdings „auf einem guten Weg“. Hülsenbeck dankte besonders auch den unterstützenden Fachkräften des HSK, der Stadt Olsberg und des Studieninstitutes. In den nächsten Tagen stünden gleich zwingend notwendige Gespräche mit dem HSK und der Bezirksregierung zum Thema Finanzen an.

„Schmerzhafter Weg bis zum Ziel“

Und auch in Zukunft solle der „heute von mir eingeschlagene Weg der Information und der offene Umgang mit den vorhandenen Problemen“ weitergeführt werden. Hülsenbeck: „Alle Bürger müssen wissen, wie es um die Stadt bestellt ist. Und natürlich, dass es sich um Altlasten handelt.“ Der neue Mann an der Rathausspitze verhehlte nicht, dass es bis zum Ziel noch ein schmerzhafter und langjähriger Weg sei. Jetzt gelte es aber in die Zukunft zu blicken, forderte er auf: „Sie im Rat und die Verwaltung, wir sind Stadt Marsberg. Wir müssen nicht nur gemeinsam, sondern auch in die gleiche Richtung rudern und immer nur das Wohl der Bürger im Auge haben.“

„Respektloses Verhalten“

Jemand der zehn Jahre das Wohl der Bürger im Auge hatte und der seit 14 Monaten aus gesundheitlichen Gründen seinem Amt als erster Bürger der Stadt im Rathaus nicht mehr nachgehen konnte, ist Bürgermeister a. D. Hubertus Klenner. Klaus Hülsenbeck erinnerte an die „positiven Heraushebungsmerkmale“ seines Vorgängers, die Ostanbindung mit ihren problematischen Anfängen als das für Marsberg größte jemals gestemmte Projekt oder die „Zukunftsinitiative Gesundheitsstandort Marsberg“ und die frühzeitige Zuwendung an das Thema Demografie.

In seinem letzten Auftritt im Rat dankte Hubertus Klenner für die guten Worte und die vielen Genesungswünsche auch in der Vergangenheit. Damals wie heute sei die Situation nicht einfach gewesen. Klenner: „Vieles haben wir gemeinsam gemeistert und geschafft.“ Aber auf manchen Wegen seien ihm Steine in den Weg gelegt worden; das habe er kopfschüttelnd ertragen. Sehr getroffen habe ihn der SPD-Antrag auf Abwahl aus dem Bürgermeisteramt. Zu der Zeit habe er mal wieder im Krankenhaus gelegen und er habe nur denken können: „Wie geht man in Marsberg mit Menschen um?“ Viele Bürger aber hätten erkannt, wie respektlos das war. Klenner: „Ich habe ihnen verziehen.“ Aber er nehme auch schöne Momente mit in die Zukunft, die wegen seiner Gesundheit ungewiss sei. Der Abschied aus dem Amt aber tue ihm nicht weh: „Ich habe in den vergangenen Jahren erfahren, was Schmerzen sind.“ Er habe trotzdem immer gehofft, wieder in das Amt zurückkehren zu können. Es sollte nicht sein. Deshalb habe er um Entlassung aus dem Amt gebeten und den Weg für Neuwahlen frei gemacht. Sein Dank galt den Ratsmitgliedern, „die mich mit Widerspruch und Zuspruch begleitet haben, um über Parteigrenzen hinweg Lösungen zu finden.“ Und auch seinen ehemaligen Mitarbeitern im Rathaus.