Brilon. . Im Kampf gegen die multiresistenten Keime setzt das Briloner Krankenhaus Maria Hilf vor allem auf Hygiene. Trotzdem gibt es Kritik. Eine Brilonerin will beobachtet haben, dass bei der Essensausgabe für die Patienten mit und ohne Keime keine Schutzmaßnahmen ergriffen wurden. Das Krankenhaus weist die Vorwürfe zurück.
Kittel, Mundschutz, Handschuhe für Besucher und Personal und an jeder Ecke Spender mit Desinfektionsmittel: Das Briloner Krankenhaus kämpft wie alle anderen Krankenhäuser gegen die multiresistenten Erreger (MRE). Erst vergangenen Freitag hat das Maria Hilf das MRSA-Qualitätssiegel vom Hochsauerlandkreis erhalten.
Trotzdem gibt es Kritik: Eine Brilonerin wirft dem Krankenhaus Maria Hilf Schwächen bei der Umsetzung der Hygiene-Maßnahmen vor. Sie will beobachtet haben, dass während der Essensausgabe für die Patienten mit und ohne MRSA-Keime keine Schutzmaßnahmen ergriffen wurden, und sie vermutet, dass so Keime verbreitet wurden. Die Kritik weist Bernd Löser, Geschäftsführer des Krankenhauses, zurück. „Das ist kaum vorstellbar.“ Die Mitarbeiter seien extra geschult worden. „Das Krankenhaus tut alles, damit die Abläufe zur Hygienevorsorge eingehalten werden.“ Im Interview erklärt er die Maßnahmen.
Wie schätzen Sie die Hygiene im Krankenhaus ein?
Bernd Löser: In den letzten fünf Jahren hat sich die Krankenhaushygiene durch die gesetzlichen Vorgaben entscheidend verändert. Krankenhäuser sind verpflichtet, Infektionsdaten an die Gesundheitsämter zu verschicken und qualifiziertes Hygienefachpersonal vorzuhalten.
Hygiene ist messbar
Hygiene ist somit Teil einer messbaren Größe im Krankenhaus geworden, Hygienedaten können somit verbessert und an Hand von Qualitäts- und Referenzdaten deutschlandweit ausgewertet und verglichen werden. Durch diese Messungen konnte festgestellt werden, dass sich die MRSA-Zahlen in Deutschland kaum verändern, ja sogar in einigen Bereichen zurückgehen. Problemkeimgruppe der Zukunft werden die Keime der noch relativ jungen MRGN (multiresistente gram negative Stäbchen) Gruppe werden. Das Maria Hilf Krankenhaus in Brilon stellt sich dieser Herausforderung, um die Qualität kontinuierlich zu verbessern. Gerade zu diesem Zweck wurden Hygienefachkräfte eingestellt und Mitarbeiter für diese Bereiche speziell geschult bzw. ausgebildet.
Was wird im Krankenhaus konkret für Hygiene bzw. gegen die MRSA-Keime getan?
Die Ausbreitung des MRSA-Erregers wurde durch gezielte Hygienemaßnahmen gestoppt, in einigen Bereichen konnte sie sogar verringert werden: Durch Isolationen im Krankenhaus, flächendeckende Händedesinfektion bei Mitarbeitern und Besuchern, gezielte wirksame Flächendesinfektion und die Einführung des AntiobioticStewardship, dem gezielten Einsatz von Antibiotika von speziell geschulten Ärzten, Hygienikern und Apothekern. Das Briloner Krankenhaus nimmt seit 2012 an der Aktion Saubere Hände in Berlin teil. In dieser Aktion werden Mitarbeiter beobachtet, geschult und zum sinnvollen Umgang mit Händedesinfektionsmitteln sensibilisiert, gleichzeitig werden die Verbrauchszahlen der Händedesinfektionsmittel mit denen anderer Einrichtungen verglichen. Das Gesundheitsamt des HSK hat darüber hinaus alle Krankenhäuser gebeten, ihre aktuellen Maßnahmen gegen MRSA und MRE schriftlich einzureichen um die aktuelle Qualität zu beurteilen.
Netzwerk und Austausch
Am Ende dieser Aktion stand die Verleihung eines Hygiene-Gütesiegels (Netzwerksiegel MRE HSK) stehen. MRSA verbindet somit auch die Kliniken, medizinischen Einrichtungen untereinander und die niedergelassenen Ärzte in unserer Region durch eine sehr gute Informationsweitergabe. 2013 war das Thema MRSA eines der großen Highlights unsers Hygieneforums am Krankenhaus Maria Hilf in Brilon - eine Wiederholung des Forums wird derzeit geplant.
Was wird über gesetzliche Vorschriften hinaus geleistet?
Krankenhäuser sind seit Jahren damit beschäftigt, unkontrollierte Verbreitungen durch umfassende Hygienemaßnahmen einzudämmen, im Verbreitungsfall besteht eine Meldepflicht an die zuständigen Gesundheitsämter. In den Leitlinien der KRINKO wird ein einsprechendes Screening von Risikopatienten eingefordert.
Wie viele Fälle mit den MRSA-Keimen gab es im Maria Hilf?
Die betroffenen Patienten werden in der Regel mit einer bereits vorhandenen MRSA-Besiedlung in das Krankenhaus eingewiesen, dort wird dann im Rahmen des Aufnahmeverfahrens durch eine spezielle Testung (MRSA-Screening) der MRSA-Keim festgestellt, der Patient wird isoliert und der Keim „saniert“. Durch aufwendige Patientenisolationen, Schulungen der pflegerischen und ärztlichen Mitarbeiter im Bereich MRE und Händedesinfektion konnte die Zahl der MRSA-Patienten seit einigen Jahren auf einem Level von ca. 50 Patienten pro Jahr stabilisiert werden.