Winterberg/Olsberg. . Fast zeitgleich kam es am Dienstag zu zwei schweren Unfällen: In Olsberg und bei Winterberg. Drei bzw. vier Hubschrauber waren Im Einsatz. Wie koordiniert man solche Vorfälle und sind immer ausreichend Rettungskräfte in Reserve?

Zwei Unglücke an einem Nachmittag. Elf Verletzte beim Verkehrsunfall vor Winterberg, ein unter Erdmassen verschütteter Mann in Olsberg. Die Rettungskräfte hatten am Dienstag alle Hände voll zu tun. Aber wie ist das, wenn es sich plötzlich „drubbelt“? Wären genug Einsatzkräfte in Reserve, um auch bei einem dritten Ernstfall löschen, retten oder bergen zu können?

„Wirklich zeitgleich waren die Haupteinsatzgeschehen am Dienstag nicht. Aber selbst wenn, würde es dadurch keine Probleme geben“, versichert Brandamtmann Michael Schlüter. Der Berufsfeuerwehrmann ist Leiter der Leitstelle für Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz in Meschede, wohnt in Winterberg und wollte eigentlich an dem Unfalltag seinen 34. Geburtstag feiern. Doch dann hatte er plötzlich als „Abschnittsleiter medizinische Rettung“ den Hut in Winterberg auf.

Blitzschnell reagieren

Schon beim Eingang einer Meldung unterscheiden die Fachleute in der Leitstelle blitzschnell, um welche Art von Ernstfall es sich handelt: Brand, technische Hilfeleistung, Gefahrstoffeinsatz oder medizinischer Notfall. „In Winterberg war klar, dass es viele Verletzte gab. Für elf Opfer haben wir nicht genügend Rettungswagen in Winterberg stationiert, also ziehen wir sie aus anderen Städten zusammen. In diesem Fall aus Olsberg und Medelon. Damit waren Winterberg und Olsberg aber blank“, sagt Schlüter. Parallel rücken daher andere Rettungsfahrzeuge nach, um dort für weitere Ernstfälle gewappnet zu sein. Schlüter: „Das ist gängige Praxis und an diesem Tag hat es sich ja auch bewährt.“ Zur Not werden auch Hilfskräfte der Hilfsorganisationen oder aus Nachbarkreisen einbezogen.

Bagger organisieren

Als wenig später die Meldung um den Verschütteten in Olsberg aufläuft, ist der Leitstelle klar: Dort reichen ein Rettungswagen mit Notarzt und die Feuerwehr zur technischen Rettung. Schlüter: „Es ist dann natürlich wichtig, dass die Leitstelle eine unmittelbare Rückmeldung bekommt, sobald die ersten Kräfte am Unfallort sind, um weitere Maßnahmen einleiten zu können.“ In Olsberg waren 80 Feuerwehrleute im Einsatz. Um effektiv schnelle Hilfe zu leisten, wurden die Wehrmänner selbst aktiv und hatten schnell zwei Bagger organisiert, um den Mann frei zu bekommen.

Wo kommen zeitgleich so viele Rettungshubschrauber her? Drei für Winterberg, einer für Olsberg? Schlüter: „Der Rettungshubschrauber aus Siegen wäre für Winterberg die primär schnellste Lösung gewesen. Dieser war aber bereits in einem anderen Einsatz gebunden. Daher haben uns die Hubschrauber Christoph 7 aus Kassel, Christoph 8 aus Lünen und Christoph Europa 2 aus Rheine im Münsterland unterstützt. Auf dem Rückweg vom Zielkrankenhaus in Dortmund war Christoph 8 aus Lünen nach dem Einsatz in Winterberg schon wieder frei, um nach Olsberg zu fliegen. Aber wir hatten auch schon die Luftretter aus Bielefeld, Duisburg oder Köln hier.“

Für Katastrophen gerüstet

Wenn schwere Motorradunfälle bei der Leistelle auflaufen, wird häufig der Hubschrauber parallel alarmiert. „Bevor ein polytraumatisierter Patient zwei Stunden zur Spezialklinik durch die Gegend gefahren werden muss, kommt lieber der Heli. Dieser ist wesentlich schneller als ein bodengebundener Transport und zudem noch schonender für Patienten z.B. mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma.“

Mit im Einsatz waren in Olsberg auch ein PSU-Team (psychosoziale Unterstützung) und in Winterberg der Notfallseelsorger, der zugleich auch Wehrmann der Löschgruppe Elkeringhausen ist. Denn für Beteiligte oder Zeugen sind solche Bilder nur schwer zu verdauen. Das schwere Busunglück mit einem niederländischen Reisebus in einem Züscher Skigebiet gilt noch heute bei der Ausbildung von Rettungskräften als Paradebeispiel dafür, was alles passieren kann und wie darauf reagiert werden muss.

„Solche Unfälle sind für alle Beteiligten Extrem-Situationen. Daher ist es auch verständlich, wenn Leute, die solche Ereignisse der Leitstelle melden müssen, sehr aufgeregt und durcheinander sind. Manchmal hilft es, beruhigend auf sie einzuwirken. Manchmal muss man auch energisch werden, um die Menschen wieder in die Gegenwart zurückzurufen.“

Generell, so betont Michael Schlüter, sei das Land NRW für größere Katastrophenfälle gut aufgestellt. „Der Radius der Helfer greift von Stadt zu Stadt, Kreis zu Kreis und Land zu Land. Es gibt genaue Ablaufpläne, wonach z.B. komplette Einheiten aus Dortmund ins Sauerland rücken könnten und aus dem Nichts Behandlungsplätze für mehr als 50 Verletzte aufbauen könnten. Diese Unterstützungskonzepte stellen wir den anderen Kreisen und kreisfreien Städten im Gegenzug natürlich auch zur Verfügung.“ Aber daran wollen wir lieber gar nicht erst denken.