Brilon. .
Unser Fragen-Dominostein wird heute von Madfeld nach Brilon weitergereicht. Martina Koßmann, die in Brilon die Villa Rappelkiste leitet und viel mit Kindern zu tun hat, wollte sich einmal mit dem Thema Bestattungen beschäftigen. Wir haben für sie Heinz-Jürgen Tilli aus Brilon als Gesprächspartner gewinnen können. Ein Thema, das zum Leben dazugehört.
Frage: Ich finde, dass Sie einen sehr interessanten und bedeutenden Beruf ausüben. Jedoch scheuen sich sicherlich viele Menschen vor der Auseinandersetzung mit dem Thema „Tod“. War und ist der Beruf des Bestatters trotzdem ein Traumberuf für Sie und warum?
Heinz-Jürgen Tilli: Der Beruf des Bestatters ist in vielen Situationen sehr schwer auszuüben. Verkehrsunfälle, Tod von Kindern, Suizid usw. zählen auch zum Alltag des Bestatters. Aber auch in dieses Situationen ist es wichtig, den Angehörigen in den schweren Stunden zur Seite zu stehen.
Ist der Beruf „Bestatter“ ein regulärer Ausbildungsberuf oder eine Zusatzausbildung zu einem bereits erreichtem Berufsabschluss? Zeigen auch junge Menschen, z.B. im Rahmen von Praktika, Interesse an Ihrem Beruf?
Unser Bestattungsunternehmen besteht bereits seit 1925 in 3. Generation. Der Betrieb wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Ich bin bereits seit über 30 Jahren als Bestatter tätig. Der Beruf des Bestatters ist heutzutage ein Ausbildungsberuf mit einer 3-jährigen Ausbildungszeit. Interesse an diesem Beruf habe viele junge Menschen, das zeigt uns die Zahl der eingehenden Bewerbungen. Besonders Frauen scheint der Beruf des Bestatters sehr zu interessieren.
Ich stehe in meinem Beruf eher am Anfang des menschlichen Lebens und begleite die Kinder ein Stück auf ihrem Lebensweg. Sie stehen in Ihrem Beruf am Ende dieses Weges. Sicherlich blicken viele Angehörige gemeinsam mit Ihnen auf diese Lebenswege zurück. Gehört für Sie eher die Arbeit an den Verstorbenen oder die Arbeit mit den Angehörigen zu Ihrer Schwerpunkttätigkeit?
Diese Frage muss mit sowohl als auch beantwortet werden. Selbstverständlich wird der Verstorbene mit großem Respekt und Würde behandelt, weil auch im Tod die Würde des Menschen unantastbar ist. Aber auch der Umgang mit den Angehörigen ist uns sehr wichtig. Wir versuchen sie in den schwersten Stunden in einer Ausnahmesituation so gut wie möglich zu betreuen und zu beraten.
Gerade auch bei uns im Sauerland bekommen die Themen „Demografischer Wandel“ und „Veränderungen der Familienstrukturen“ immer mehr Bedeutung. Spüren auch Sie diesen Wandel? Wie hat ihr Beruf sich in den letzten Jahrzehnten verändert?
Natürlich wirken sich auch der demografische Wandel und die Veränderung der Familienstrukturen in unserer Region auf das Bestattungswesen aus.
Heute entscheiden sich viele Menschen in einem Vorsorgegespräch bei uns für eine Bestattung in einer Grabstätte, die nicht pflegeintensiv ist, um den Kindern mit der Grabpflege nicht zur Last zu fallen. Der Beruf des Bestatters hat sich dahingehend geändert, dass der Bestatter heutzutage sämtlich anfallenden Aufgaben rund um die Bestattung übernimmt zum Beispiel Beurkundung, Trauerdruck, Blumenschmuck, Kaffeetafel, Grabstätte, Formalitäten und vieles mehr.