Hagen/Brilon. . Die Koalitionsverhandlungen in Berlin machen einer Firma in Brilon Hoffnung. Der Gebäudetechnikspezialist Centrotec würde profitieren, wenn die Bedeutung der Energieeffizienz von Gebäuden in den Fokus rückt.
Der Briloner Heizungs- und Lüftungsspezialist Centrotec aus Brilon erwartet von den Vereinbarungen der Großen Koalition zum Thema Energie einen positiven Effekt für seine Geschäfte. „Das bisherige Thema der Energiewende war der Strommarkt und der Ausbau erneuerbarer Energien“, sagte Carsten Vogt, Verantwortlicher für Finanzmarktkommunikation bei dem Unternehmen. „Das ändert sich gerade rapide“, fügte er hinzu. Inzwischen sei man bei den Verhandlungen zwischen Union und SPD in Berlin bei der Bedeutung der Energieeffizienz in Gebäuden angekommen.
Das heiße Ausbau der KfW-Fördermittel, Steuervergünstigungen bei energetischer Renovierung, Heizung, Solarthermie, Wärmepumpen, Wärmerückgewinnung: „Wenn alles umgesetzt wird, spielt uns das in die Karten“, sagte Vogt. Schließlich sei Centrotec der einzige börsennotierte Komplettanbieter für Heiz- und Klimatechnik sowie Solarthermie und Energiesparlösungen in Gebäuden in Europa.
Probleme nach dem langen Winter
Eine Konjunkturspritze könnte Centrotec gut gebrauchen, um die geschäftlichen Jahresziele, die nach schwachem Jahresbeginn in Gefahr schienen, noch realisieren zu können. Vor allem der lange Winter bis in den April hinein mit seinen Problemen für Arbeiten am Bau habe zu dem schleppenden Jahresstart beigetragen, sagte Vogt. Aber auch ohne Rückenwind aus Berlin ist das Unternehmen auf gutem Weg. Im dritten Quartal konnten die Briloner mit einem Umsatzplus von sechs Millionen auf 147,1 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum das eher schwache erste Halbjahr vergessen machen. In den ersten neun Monaten lag der Umsatz mit 383 Millionen Euro nur noch 1,4 Prozent unter dem Vorjahreswert.
Auch interessant
Und das bei offenbar nicht ganz so einfachen Rahmenbedingungen. Das Baugewerbe in den Niederlanden - einem der größten Centrotec-Märkte - sei um 65 Prozent eingebrochen, klagte Vogt, in Spanien und Italien laufe es nicht viel besser. „Alles außer Deutschland ist momentan extrem schwierig“, so der Experte. Aber, so sein Trost: Vielfach ist der Boden erreicht. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen vom Verkauf der letzten Anteile an der defizitären Solartochter Centrosolar profitiert und einen Umsatz von 534 Millionen Euro erzielt. Unter dem Strich blieben 35 Millionen Euro übrig.
Die Zukunft der verbliebenen Solarbeteiligung Industrial Solar GmbH, an der Centrosolar 38 Prozent hält, ließ Vogt offen. Diese sei „auf dem Abstellgleis.“ An möglichen Zukäufen gebe es nichts Aktuelles zu berichten - „wir schauen uns viel an, aber es muss passen.“ Wenn es zu einer Akquisition kommen sollte, dann werde diese der „Erschließung von Märkten“ dienen. Die Zukunft der Zentrale in Brilon sieht Vogt positiv. Dort befinde sich das viertgrößte Werk, „ein kleines, schlankes Team von rund 200 Mitarbeitern.“ Das Unternehmen sei aber sehr dezentral organisiert, die Vorstände hielten sich oft auch in den Niederlanden oder in Fulda auf.
Nicht in Billiglohnländer
Die Produktion in Billiglohnländern kommt für Centrotec nicht in Frage, weil, so Vogt, die Produkte schließlich in Europa verkauft werden. Dabei spielten logistische Gesichtspunkte eine große Rolle. Wenn ein Handwerker in Deutschland eine Heizung anschließe, müsse sofort alles passen und funktionieren. „Der kann nicht erst wegen einer fehlenden Muffe in China anrufen.“ Neun von zehn Heizungen in Deutschland stammten von deutschen Herstellern.