Brilon. .

Seit 20 Jahren ist Nelli Hansen als Politesse in Brilons Straßen unterwegs und kontrolliert vor allem die Innenstadt. Sie erwischt jeden Tag Falschparker und findet: „Es gibt in Brilon sehr viele günstige oder sogar kostenlose Parkplätze - man muss nur ein bisschen laufen.“

Der Ablauf

Bei Parkplätzen, für die gezahlt werden muss, führt Nelli Hansens erster Gang zum Parkscheinautomaten. Dort wirft sie eine Kontrollmünze ein, zieht ein Ticket und überprüft so, ob die Technik funktioniert und die Uhrzeit stimmt. Erst dann geht sie die Autos entlang und wird wie heute in der Königsstraße schnell fündig. Dann gibt sie den Tatbestand, Straße und das Kennzeichen in ihren Taschencomputer ein. Außerdem fotografiert sie das Auto und zum Beispiel den abgelaufenen Parkschein. Ist kein Ticket zu finden, wartet sie kurz ab, ob jemand vielleicht noch auf dem Weg zum Automaten ist. Auch bei Parkplätzen muss sie genau aufpassen, dass sie niemanden übersieht: „Ich gehe größere Parkplätze immer der Reihe nach ab, sonst werden die Leute sauer.“ Die Daten werden über Nacht an den Großrechner übertragen und stehen dem Ordnungsamt am nächsten Tag zur Verfügung.

Die Verstöße

Mit einem Mythos räumt Nelli Hansen auf: „Wer das Auto verlässt, der parkt. Ich muss nicht erst ein paar Minuten abwarten.“ Stehen Autos im Halteverbot oder Gehwegen, schreitet sie sofort ein. Behindertenparkplätze kontrolliert die Politesse sehr stark. „Die sind für Leute, die kaum laufen können. Denen tut es weh, wenn sie besetzt sind. Da gibt es meinerseits auch kein Verzeihen.“ Im eingeschränkten Halteverbot kann man jemanden aussteigen lassen oder etwas be- und entladen – drei Minuten sind erlaubt.

Die Schwerpunkte

Auf dem Parkplatz in der Marktstraße und bei der Volksbank wird die Politesse oft fündig. Und an der Engelbertschule wird viel kontrolliert - Eltern halten vor dem Tor im Halteverbot und lassen ihre Kinder aussteigen. So staut es sich in der engen Straße und an dem Übergang bis zur Kreuzung. „Das ist eine Gefahrenzone, denn die Kinder müssen auch noch über die Straße.“ 100 Meter weiter gilt ein eingeschränktes Halteverbot, dort könnten Eltern den Nachwuchs problemlos aussteigen lassen.

Die Ausreden

Die beliebteste Ausrede ist das fehlende Kleingeld. „Aber die Leute wissen vorher, dass sie Kleingeld brauchen“, wundert sich Nelli Hansen. Ebenfalls häufig genutzt: „Ich war nur kurz...“ Diese Floskel hört die Politessen fast jeden Tag. Beendet wird der Satz unterschiedlich, denn „die Menschen haben viel Fantasie“: ...Kontoauszüge holen, Brötchen kaufen oder ein Rezept besorgen. Vor Wochen ist ein Mann sehr böse geworden. Er hatte keine Parkscheibe ausgelegt und bekam ein Knöllchen. Seine Ausrede, er sei nur kurz bei der Sparkasse gewesen, war gelogen: Es war Markttag und er war vollbepackt mit 30 Eiern. Ein Fall ist etwas ernster geworden: Nach einer Beleidigung hat sich der Falschparker nicht entschuldigt - da hat sie ihn angezeigt. Gab es doch ernste Gründe fürs Falschparken, muss das im Ordnungsamt nachgewiesen werden z.B. mit einer Bescheinigung vom Arzt.

Das Wetter

Nelli Hansen ist bei Wind und Wetter unterwegs – es gibt nur zwei Ausnahmen: Gewitter und starker Schneefall, denn das eine sei zu gefährlich und während des anderen sei die Parkscheibe oder der Schein eventuell nicht zu erkennen. „Das wäre ungerecht.“

Die Knöllchen

Eins stellt Nelli Hansen klar : „Ist die Verwarnung ausgedruckt, kann ich sie nicht zurücknehmen.“ Denn dann ist sie im System gespeichert und kann nicht einfach von ihr gelöscht werden - das geht höchstens im Ordnungsamt.