Brilon. „. Unverschämtheit, Abzocke.“ Gerd Niggemann (65) aus Meschede ist stinksauer. Ein Parkplatz in Brilon und dessen Betreibergesellschaft verfolgen ihn seit Wochen. Jetzt hat sich auch noch ein Inkasso-Unternehmen bei ihm gemeldet und verlangt viel Geld für ein vergleichsweise kleines Parkvergehen. Der Ort des Ärgernisses ist der so genannte „Woolworth-Parkplatz“ mitten in Brilon.
Rückblick: Viele Autos parken am 24. März 2013 im Rahmen von „Brilon blüht auf“ auf dem „Woolworth-Parkplatz“. Niggemann ist an diesem Tag zwar Halter, aber nicht Nutzer des Fahrzeugs. Für zwei Stunden wird sein Auto auf dem vermeintlich städtischen Parkgelände an der Raiffeisenstraße abgestellt. Da es sich um einen verkaufsoffenen Sonntag handelt, geht der Nutzer davon aus, dass das Parken an diesem Tag - wie auch in Meschede üblich - frei ist.
Zudem wird die Parkscheinsäule in dem allgemeinen Rummel übersehen. Was den Auswärtigen und vermutlich auch vielen Einheimischen nicht bekannt ist: Der Parkplatz steht nicht unter städtischer Regie und ist auch nicht Eigentum der Firma Woolworth, sondern wird von der Contipark Parkgaragengesellschaft bewirtschaftet. Und die kassiert auch am verkaufsoffenen Sonntag.
Das Knöllchen auf der Scheibe weist zum Entsetzen von Gerd Niggemann nicht fünf oder zehn Euro, sondern ein Bußgeld von 23 Euro plus 1 Euro Parkgebühr für den ganzen Tag aus. Da ist ein Knöllchen von der städtischen Politesse geradezu ein Schnäppchen. Der 65-Jährige ist empört und macht sich vor Ort kundig. Ein großes Schild, das auf das Schwarzparken und die Folgen am Platz aufmerksam macht, sei zum Zeitpunkt des Parkvergehens noch nicht aufgestellt gewesen, ist sich Niggemann sicher. Auf Nachfrage zu den Schildern teilte uns gestern die in Berlin ansässige Contipark-Parkgaragengesellschaft, die in Deutschland und Österreich rund 400 Parkeinrichtungen betreibt, mit: „Wir betreiben den Parkplatz „Raiffeisenweg“ in Brilon seit März 2012. Die Bewirtschaftung begann inklusive der Beschilderung.“ Ob damit auch die großen Schwarzparkerhinweise gemeint sind, bleibt offen.
„Ich bin durchaus bereit, für die zweistündige Parkzeit fünf Euro nachträglich zu zahlen. Aber nicht mehr“, meint Gerd Niggemann und überweist genau diese Summe. Wenig später erhält er ein Schreiben der Parkgesellschaft, die auf 24 Euro beharrt. Niggemann nimmt Kontakt zu der Stadt auf.
Marc Reermann vom Briloner Ordnungsamt kennt die Problematik. „Wir bekommen zum Woolworth-Parkplatz gelegentlich Beschwerden. Aber da es sich um einen privat bewirtschafteten Parkraum handelt, auf dem die dortigen Einstellbedingungen gelten, sind uns die Hände gebunden.“ Auch im Rat sei das Thema schon behandelt worden. Aber auch hier sei auf die private Fläche hingewiesen worden. Aufgefallen, so Reermann, sei allerdings, dass Autofahrer vermehrt in Seitenstraßen des Parkplatzes auf kostenlosen Parkstreifen ihren Wagen abstellen. Zum Leidwesen vieler Anwohner.
Kurios: Mit einem Euro Parkgebühr für den ganzen Tag ist der Woolworth-Parkplatz unterm Strich sogar günstiger als viele vergleichbare Parkflächen.
Nicht gut für das Renommee
Zurück zu Gerd Niggemann. Da der 65-Jährige der Zahlungsaufforderung nicht nachkommt, wird er noch einige Male von der Parkgesellschaft und schließlich von einem Inkasso-Unternehmen (die Summe hat sich inzwischen verdreifacht) angeschrieben. Niggemann hat nun genug und übergibt die Angelegenheit einem Rechtsanwalt.
Ähnliche Erfahrungen hat auch Thorsten Hegener (43) aus Meschede mit dem Briloner Parkgelände gemacht. „Ich war mit meiner Tochter beim HNO-Arzt. Der große Parkplatz ist in unmittelbarer Nähe. Ich bin von der hinteren Seite auf den Platz gefahren und habe erst im Nachhinein den Automaten und die Schilder gesehen. Das kann passieren und dann ist man auch bereit, ein Knöllchen zu bezahlen. Aber 24 Euro sind absolut unverschämt.“ Auch er wendet sich in seinem Zorn an die Stadt, wo man ihm erklärt, dass man nicht zuständig sei, da es sich um einen privaten Anbieter handele.
„Ich frage mich, warum eine Stadt so eine Abzocke zulässt und nicht reagiert. Wir sind ja mit Sicherheit keine Einzelfälle“, schreibt Hegener. Auch für das Renommee Brilons sei ein solcher Parkplatz nicht gerade positiv.