Marsberg. Superintendent Alfred Hammer brachte es als sachkundiger Bürger im Ausschuss Schule, Kultur, Familie, Jugend und Soziales aufs Tapet: Das Asylantenwohnheim an der B7 am Rennufer sei derart heruntergekommen, dass ein Leben darin menschenunwürdig sei. Die Flüchtlingsberatungsstelle der Diakonie Ruhr Hellweg in Meschede hat dazu bei einem Besuch eine Mängelliste erstellt.

Die Fraktionsvorsitzenden und die allgemeine Vertreterin des Bürgermeisters, Maria Lindemann, sahen sich daraufhin das Asylantenwohnheim genau an. Das sei dort natürlich „kein Zustand“, so SPD-Sprecher Peter Prümper.

Für 47 Asylbewerber sei das Haus von der Bezirksregierung zugelassen, sagt Maria Lindemann. Von 36 sei es momentan bewohnt. Ein Hausmeister sehe nach dem Rechten. „Da, wo wir helfen können, werden wir helfen“, versichert sie. Punktuell, bei Telefon- oder Internetanschluss oder den Fußböden.

Das in die Jahre gekommene Asylantenwohnheim in Leichtbauweise macht wirklich keinen einladenden oder behaglichen Eindruck. Weder außen noch innen. Die WP sah sich um und sprach mit den Bewohnern. Die Zimmer sind klein. Zwei Betten sind garantiert in einem Zimmer, dazwischen so wenig Platz, dass die Bewohner kaum nebeneinander hergehen können. Ein Fernseher, ein kleiner zweitüriger Metallschrank, ein Zweiplattenherd, ein kleiner Kühlschrank. Unordnung. Sauberkeit? Fehlanzeige.

Seit einem halben Jahr wohnt Arnias Beregabor (27) aus Eritrea in dem Zimmer. Er spricht kaum Deutsch, aber Englisch. Er würde gerne arbeiten, sagt er. Er hätte auch schon zwei Stellen als Produktionshelfer oder in der Verpackung einer Schlachterei haben können. Aber das Arbeitsamt lehnte ab. Er wartet noch auf Antwort auf seinen Asylantrag. 2011 kam er aus Afrika über Dortmund nach Marsberg.

Mahmut (43) aus Pakistan hat mehr Glück. Er hat einen Job bei McDonald’s in Rhoden. Aber davon kann er sich keine eigene Wohnung leisten. Er spricht gut Deutsch. Auf den Fluren auf beiden Etagen wölbt sich der Kunststoffbelag. Auf den Wäscheständern hängt Wäsche. Jede Etage hat eine so genannte Küche. Die in der oberen Etage ist einzig mit einer großen Edelstahlspüle ausgestattet. An der Wand hängt ein Putzplan. „Aber niemand hält sich dran“, sagt Mahmut. Er alleine würde die Küche und das Etagengemeinschaftsbad mit Duschen, WC und Waschbecken putzen. In der Küche im Erdgeschoss dreht eine Waschmaschine unermüdlich ihre Runden.

In manchen Zimmern sind sogar drei Personen untergebracht. In einem solchen lebt Uhmad Fazal (28) aus Pakistan. Seit zwei Jahren und 20 Tagen. Gerne würde er gerade bei dem Wetter bei offenem Fenster schlafen. Natürlich ist es bei den Temperaturen stickig. Es geht nicht. Das Fenster ist kaputt.

„Wir sind am Ende der Renovierungsmöglichkeiten angekommen“, fasste es Meinolf Stuhldreier (Leiter des JBZ) ebenfalls als fachkundiger Bürger im Ausschuss zusammen. „Wir sollten da keinen Cent mehr reinstecken“, so Superintendent Hammer, „und dafür sorgen, dass die Wohnsituation der Asylbewerber geändert wird.“

In Kürze wollen sich Vertreter aus Politik und der Stadtverwaltung an einen runden Tisch setzen und darüber beraten.

1992 ist das Asylantenwohnheim in Marsberg als Asylübergangsheim für 46 Asylbewerber von der Bezirksregierung genehmigt und anerkannt worden. (laut Sozialamt war in den 1990er Jahren die Zahl der Asylbewerber etwa fünf Mal so hoch wie heute).

Die Bewohner werden von der Bezirksregierung mit Wohnsitzauflage zugewiesen. Sie bleiben so lange, wie das Asylverfahren läuft. Die Arbeitsauflage besagt, dass sie 12 Monate nicht arbeiten dürfen. Danach dürfen sie sich um einen ausgeschriebenen Arbeitsplatz bewerben. Wenn dann kein deutscher oder europäischer Bewerber in Betracht kommt, hat der Asylbewerber eventuell eine Chance.

Die Kommunen erhalten finanzielle Unterstützung nach Einwohnerzahl und Fläche. Marsberg erhält pro Asylbewerber 350 Euro im Monat für Unterkunft, Verpflegung, Kleidung, Arztkosten, etc