Bredelar. .

„Bredelar hier Bredelar“. Vor 140 Jahren wurde der Bahnhof Bredelar sowie die Obere Ruhrtalbahn (Schwerte – Bredelar – Warburg) eröffnet. Neben dem ehemaligen Kloster (Gründung 1170) waren es die Eisenbahn und der Bahnhof, die Bredelar erst zu einem Ort gemacht haben. Unter dem Jubiläumsmotto „Bredelar - 140 Jahre an der ZUGluft“ laden der Verein für Ortsgeschichte und Heimatpflege Bredelar in Zusammenarbeit mit den Ortsvereinen am Samstag, 15., und Sonntag, 16. Juni, zur großen Geburtstagsfeier ein.

Der Bahnhof gehörte bis Ende der 1960-er Jahre zu den betriebsvielfältigsten Bahnhöfen Westfalens mit über 30 Weichen und neun parallel verlaufenden Gleisen. Sogar Fernzüge von Berlin nach Aachen oder von Dresden nach Köln rauschten durch den Bahnhof.

600 Jahre prägte zwar die Zisterzienserabtei und nach deren Auflösung ab 1826 die Theodorshütte das Leben der Menschen. „Von einem Ort dörflicher Siedlungsstruktur konnte aber keine Rede sein“, so Benedikt Klaucke, der sich zum Jubiläum auf Spurensuche durch die Archive begeben hat.

Finanzstarker Interessent

Das Kloster war nach dessen Auflösung in festen Händen der Eisenindustrie des Gewerken Theodor Ülrich aus Brilon (1790 bis 1871). Unmittelbar nach Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871 erreicht der Eisenbahnbau Bredelar. Klaucke: „Bereits 1856 tritt Ulrich als finanzstarker Interessent hervor, um die Planungen der Oberen Ruhrtalbahn von Schwerte über Arnsberg nach Warburg voranzutreiben.“

Nach langen Überlegungen zum Trassenverlauf im Raum Brilon entscheidet man sich für die Talvariante entlang der Hoppecke. Von Bredelar aus stellt sich der Bahn die Mittelgebirgslandschaft des Sauerlandes in Fahrtrichtung West als Herausforderung dar. 200 Höhenmeter sind auf 18 km in konstanter Steigung bis Brilon Wald zu bewältigen. Da Bredelar im Talgrund über ausreichenden Wasserzulauf aus der Hoppecke verfügt, wird hier eine Lokstation errichtet, mit Ringlokschuppen und zehn Lokständen, einer Drehscheibe mit Reparaturwerkstätten und Wasserturm. Zudem können die Dampfloks vor Einfahrt in den Steigungsabschnitt hier nochmals Wasser nehmen. Fast 100 Jahre geht das so, bis Ende der 1960-er Jahre Dieselloks den Zugdienst übernehmen.

Mit der Streckeneröffnung 1873 sorgt die Eisenbahn zusehends für pulsierendes Leben rund um Bredelar. Bereits ein Jahr später geht die meterspurige Rhene-Diemeltalbahn in Betrieb, die am südöstlichen Ende des Gleisfeldes ihren Ausgangspunkt zur 11,2 km entfernten Eisenerzgrube Martenberg bei Adorf hat. Sie transportiert das Erz aus dieser und weiteren Gruben nach Bredelar, um von dort die großindustriellen Eisenhütten des Ruhrgebietes zu erreichen. Aufgrund der günstigen Verkehrssituation wird Bredelar zum regionalen Umschlagplatz für land- und forstwirtschaftliche Produkte.

Betriebe siedeln sich an

Die Theodorshütte erhält einen eigenen Gleisanschluss. Entlang der Ladestraße siedeln sich Betriebe an. In Bahnhofsnähe entstehen Industrie und Arbeiterhäuser. Gegenüber eröffnet ein Postamt. Der Bahnhof bildet das Ortszentrum. Bis heute. Von der Bahnhofseröffnung 1873 bis Mitte der 1970-er Jahre treffen sich in der Gastwirtschaft im Empfangsgebäude Bürger, Reisende und Bahnpersonal.

In den 1960-er Jahren verlagert sich der Verkehr von der Schiene auf die Straße. In Bredelar wird die Hauptstraße als Abschnitt der B7 ausgebaut und die Gleisinfrastruktur drastisch reduziert. Von zwei Streckengleisen, zwei Überholgleisen und fünf Nebengleisen bleiben nur noch fünf Gleise übrig. 1963 wir die Rhene-Diemeltalbahn mit Ende der Eisenerzförderung stillgelegt. 1968 wird zwischen Bredelar und Marsberg die Zweigleisigkeit aufgehoben. Für die Abwicklung des Zugbetriebes reicht von den zwei Stellwerken nur noch eines.

1977 wird der Westflügel des Empfangsgebäudes abgerissen mit Bahnhofsgaststätte und Wartesälen. 1988 wird das Hauptgebäude abgerissen. 1984 ist auch die Strecke Brilon Wald nur noch einspurig. Im Jahr 2011 werden die vier Nebengleise und der Bahnsteig abgebaut. ad