Olsberg. .

„Gute Schulden – schlechte Schulden“: Unternehmertum in unsicheren Zeiten – unter diesem Titel steht eine Studie, die die konkreten Auswirkungen der europäischen Schuldenkrise und die Lage der mittelständischen Unternehmen aufzeigt. Volker Kuhndt, Mitglied der Geschäftsleitung der Commerzbank Arnsberg, stellte die Ergebnisse gestern Abend im Rahmen der Veranstaltung Unternehmer-Perspektiven im Kundencenter der Olsberg Hermann Everken GmbH vor.

Was sind die wichtigsten Ergebnisse dieser Studie?

Volker Kuhndt: Bei der Infratest-Studie wurden im Auftrag der Commerzbank 4000 mittelständische Unternehmer und Geschäftsführer, darunter 941 aus NRW und davon wiederum 31 aus dem HSK, befragt. In der Umfrage wird deutlich, dass die Planungssicherheit aufgrund der Eurokrise abgenommen hat. Unternehmer sehen insgesamt verschlechterte Rahmenbedingungen, vor allem was ihre Absatzmärkte in Südeuropa angeht. Viele klagen, dass sich die Einkaufs- und Beschaffungskosten erhöht haben, diese aber nur sehr schlecht am Markt weitergegeben werden können. Insgesamt sehen die Unternehmer aber für das 2. Halbjahr durchaus positive Akzente. 40 Prozent geben aber auch an, dass es sehr schwierig ist, das richtige Personal zu finden. Das ist auch gerade bei uns im HSK zunehmend problematisch und entpuppt sich als eine regionale Schwäche.

Wie reagieren die Unternehmer auf diese Unsicherheiten?

Viele Unternehmer sind zurückhaltender geworden, was die Kreditaufnahme betrifft. Sie versuchen, sich mit eigenen Mitteln z.B. aus Rücklagen oder Gewinnen aus der Vergangenheit zu versorgen und die Fremdverschuldung möglichst gering zu halten. 67 Prozent sagen aber auch ganz klipp und klar: Investitionen kann man nur mit Krediten stemmen - ohne geht es einfach nicht. Man kann also nicht sagen, dass die Unternehmer vor Bankkrediten generell zurückschrecken würden.

Apropos Kredite: Was verstehen Sie denn unter guten bzw. schlechten Schulden?

Von schlechten Schulden spricht man, wenn die Schulden nicht mehr in Einklang mit den Ertragsaussichten sind, also wenn ein Unternehmen überschuldet ist. Generell kann es sicherlich nicht schaden, vorsichtig zu sein. Richtig und gut ist es aber, in eine Produktionserweiterung zu investieren oder um die Geschäftstätigkeit auszubauen und dafür Kredite in Anspruch zu nehmen. Wichtig ist, dass das Geschäftsmodell stimmt. Dann ist auch der weitere Erfolg gewährleistet.

Was raten Sie Ihren Kunden angesichts der europäischen Schuldenkrise?

Die Unternehmen sollten darauf achten, dass sie nicht nur auf kurze Sicht, sondern mittelfristig planen bis etwa 2014/15. Die Eurokrise erschwert zwar sicherlich die Planung, macht sie aber keinesfalls unmöglich.

Wichtig ist, dass die Unternehmer gemeinsam mit den Banken sprechen, welche Investitionsentscheidung dauerhaft den Unternehmenserfolg sichert, damit das Bankinstitut eine auf den jeweiligen Einzelfall abgestellte optimale Gesamtfinanzierungslösung anbieten kann.