Brilon. . Er entspricht nicht so ganz dem landläufigen Bild des Kochs, der Tag für Tag, mittags und abends, in seiner Küche steht und Gerichte zubereitet. Natürlich gehört auch das zur Arbeit von Andreas Piorek (51).

Doch der Chef de Cuisine vom Jägerhof in Brilon geht noch vielen anderen Aufgaben und Interessen in seinem Beruf nach. Spontan stellte er sich als Jurymitglied und Experte für unsere Aktion „Regionale Küche“ zur Verfügung. In dieser Funktion nimmt er mit seinem Kollegen Norbert Wiegelmann (Hotel am Wallgraben) in den kommenden Wochen auch die eingesandten Kochrezepte unter die Lupe.

„Meine Wurzeln liegen im Sauerland. Das spiegelt sich auch in meiner Küche wider. Neuzeitliche und vor allem regionale Gerichte, von Wild und Lachs bis zu Kokus-Chili-Nudeln, stehen auf der Karte. Und im Frühjahr kochen wir gerne mit Wildkräutern“, so der 51-Jährige.

Bodenständig ist er, wie man so schön sagt. Zwar wurde Andreas Piorek in Essen geboren, aber aufgewachsen ist er in Medebach. „Da bin ich natürlich mit Sauerländer Gerichten groß geworden. Auch Obst und Gemüse haben wir in unserem Garten angepflanzt und verarbeitet.“

Mit den ersten selbst zubereiteten Pfannkuchen fängt alles an. Begeistert schaut der junge Andreas Oma und Mutter in der Küche über die Schultern. In der Schule belegt er als einziger Junge das Fach Hauswirtschaft. „Das hat mir großen Spaß gemacht. Auch weil nur Mädchen mit dabei waren“, meint er schmunzelnd. Kurz liebäugelt er mit dem Bäckerhandwerk. Doch das frühe Aufstehen behagt ihm gar nicht. Damit steht fest, der Junge wird mal Koch.

Wurzeln liegen im Sauerland

Um seine Träume zu verwirklichen, will der 14-jährige Andreas nichts dem Zufall überlassen. Er erkundigt sich nach dem damals größten Hotel in der Region, stößt dabei auf den Namen Claassen in Winterberg und stellt sich dort schon knapp zwei Jahre vor der Ausbildung vor. 1977 beginnt er im Wintersportort seine Lehre. Eine harte Zeit unter dem strengen Regiment des Küchenmeisters. Nach dreijähriger Ausbildung ruft die Bundeswehr.

Mit 20 Jahren geht Piorek in die Schweiz nach Engelberg. Dort arbeitet er in einem Sterne-Hotel und lernt auf einen Schlag die italienische, französische und eidgenössische Küche kennen. Eine prägende Zeit, wie er sagt. Dann wechselt er nach München. In den Maximilianstuben verkehren prominente Politiker. „Franz-Josef Strauß, Hans-Jochen Vogel und Graf Lambsdorff gingen dort ein und aus“, so der 51-Jährige. Knapp ein Jahr später lockt die Ostsee. In Sierksdorf am Timmendorfer Strand kocht er in einem renommierten Haus für gut situierte Gäste, die nicht nur wegen der leckeren Fischgerichte kommen. Nach weiteren Stationen als Küchenleiter im ÖTV-Haus in Niedersfeld und im Hotel Steymann in Winterberg macht sich der Medebacher 1987 selbstständig. Er übernimmt in Bödefeld den Gasthof Köster.

Schnell spricht sich die gute Küche herum, der „Laden“ läuft. Auch Catering ist gefragt. 14 Jahre später kommt die Anfrage, ob er den Jägerhof in Brilon übernehmen möchte. 24 Monate führt er beide Häuser parallel. Doch das wird zu viel. Piorek entscheidet sich für Brilon. Mittlerweile ist er im 12. Jahr in der Stadt des Waldes und hat den Schritt nicht bereut.

Auch die Medien werden im Laufe der Jahre auf den 51-Jährigen aufmerksam. Er kocht in WDR-Sendungen, bei Kabel 1 und bei NRW-TV („Echt lecker“). Hier lernt er auch den damals noch völlig unbekannten Horst Lichter kennen. „Er war immer vor mir an der Reihe und verstand es schon damals aufzufallen.“ Zehn Jahre später ist Lichter ein TV-Koch-Star. Last but not least stellt der Jägerhof-Chef in der Radio-Küche bei Radio Sauerland einmal im Monat seine Kochkünste vor.

Männer kochen ganz anders

Viel Spaß macht ihm auch ein weiteres ungewöhnliches Projekt: Das schön scharf angerichtete Männer-Kochbuch für Einsteiger und Profis mit seinen eigenen Rezepten und Fotos von Sabrinity. Das Buch ist ein Renner und hat bereits die 3. Auflage erreicht.

Noch mehr Spaß bereitet ihm die Kochschule im Kulinarium in Brilon. Hier treffen sich ein bis zweimal in der Woche Menschen, die Lust am Kochen haben. Piorek vermittelt ihnen Basiswissen, wie er sagt. „Die Leute kommen von überall her und übernachten teilweise auch in Brilon. Das ist immer sehr unterhaltsam und lustig.“ Ebenso wie die 14-tägigen Kochkurse, die von Gruppen (Manager, Familien, Clubs etc.) gebucht werden. Hier stehen ihm zwei Kollegen zur Seite.

Im vorläufig letzten Projekt geht es um ein Frauenkochbuch. Quasi das Pendant zum Männerkochbuch. Und eins hat Piorek in den vielen Jahren gelernt: Männer kochen ganz anders als Frauen. Wie bitte? Der Meister lüftet das Geheimnis. „Frauen kochen das Rezept so wie vorgelegt, Männer dagegen hinterfragen alles, z.B. warum man 40 statt 50 Gramm Zucker nimmt. Und Frauen lieben Gerichte auch ohne Fleisch. Bei Männern kaum denkbar.“

Mit Spannung erwartet der 51-Jährige nun die Rezepte unserer Leser. „Eine tolle Idee, regionale Gerichte zu sammeln. Das wird viele Leute ansprechen.“